laut.de-Kritik

Garys "Swing When You're Winning".

Review von

Im Jahr 2001 veröffentlichte Robbie Williams das Album "Swing When You're Winning." Fast 20 Jahre später setzt nun sein ehemaliger Take That-Kollege Gary Barlow mit Unterstützung von diversen Gästen musikalisch aufs gleiche Pferd. Keine spektakuläre Idee - und das lässt sich auch über das gesamte Album sagen.

Dabei fängt "Music Played By Humans" gar nicht so schlecht an. Das Orchester stimmt die Instrumente, der Sänger führt kurz ins Album ein und es beginnt eine rasante Fahrt, bei der die entscheidende Frage "Who's Driving This Thing" nicht geklärt werden kann, was aber keine Rolle spielt. Barlows Gesang ist kraftvoll, die Bläser geben ordentlich Gas.

Leider sind so einige Stücke in der Sammlung einfach nur entsetzlich kitschig. "Bad Libran" besingt "The girl that the stars chose for me", in etwa also das Niveau eines Horoskops in einem Käseblättchen. "This Is My Time" trieft mit Klavier und Streichern musikalisch noch mehr und offenbart außerdem die Schwächen von Garys Singstimme in höheren Lagen. "Before We Get Too Old" mahnt uns, das Leben und die Liebe zu genießen, bevor es zu spät ist. In eine ähnliche Kerbe schlägt "Oh What A Day": Überall liegt ein Zauber, man muss ihn nur sehen!

Nein, sonderlich erhebend sind die Texte nicht ausgefallen und Garys Geswinge ist zwar ganz nett, wird aber nach einer Weile dann auch langweilig. Das gemeinsam mit Michael Bublé und Sebastián Yatra gesungene "Elita" preist eine heiße, brasilianische Schönheit, dementsprechend integriert die Musik Latino-Einflüsse, aber insgesamt kommt die Nummer doch recht beliebig daher. Für "What Leaving's All About", ein recht flottes Duett mit Alesha Dixon, gilt im Grunde das Gleiche.

Etwas spannender wird es zum Ende hin: "The Kind Of Friend I Need" - wiederum ein Duett, diesmal mit James Corden - ist ein schönes Loblied auf Männerfreundschaften, in denen man einander kritisieren kann, doch im Ernstfall dem anderen beisteht. "I Didn't See That Coming" blickt als ruhiger Ausklang auf die Vergangenheit zurück. Kann man mit fast 50 schon mal so machen.

Der Musikstil passt natürlich gut in die Weihnachtszeit, doch für mehr als Dudeln im Hintergrund taugt das Album nicht. Dafür sind einfach zu viele Schnulzen dabei. Wahrscheinlich kann man als ehemaliger Boygroup-Star seine Vergangenheit eben nie ganz hinter sich lassen.

Trackliste

  1. 1. Who's Driving This Thing
  2. 2. Incredible
  3. 3. Elita
  4. 4. The Big Bass Drum
  5. 5. This Is My Time
  6. 6. Enough Is Enough
  7. 7. Bad Libran
  8. 8. Eleven
  9. 9. Before We Go
  10. 10. Supernatural
  11. 11. Oh What A Day
  12. 12. What Leaving's All About
  13. 13. The Kind Of Friend I Need
  14. 14. I Didn't See That Coming

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