laut.de-Kritik
Dis is a positive movement. Juhu!
Review von Dani FrommAch, Herrje. Gentleman, der gefühlt seit mindestens zehn Jahren immer wieder das gleiche Album aufnimmt, spielt jetzt auch eine MTV-Unplugged-Show. Da weiß man doch genau, was man kriegt. Zur Genüge bekannte Songs, zu sachten Akustik-Versionen umarrangiert und im Kreise höflicher Gäste einem handverlesenen, wohlgesonnenen Publikum dargeboten: Das kann ja nur strunzlangweilig werden. Zum Glück hat uns das Label nicht mit der Doppel-CD-Version bemustert.
Manchmal sollte man seine gesammelten Vorurteile nehmen, ordentlich bündeln, eine hübsche Schleife rundherum binden und das ganze Paket tief in der Mülltonne versenken. Zusammen mit seinen Musikern und den geladenen Gaststars legt Tilmann Otto für "MTV Unplugged" nämlich eine durch und durch gelungene Vorstellung hin. So viel Spaß hatte ich mit einer Gentleman-Platte seit "Journey To Jah" nicht mehr, und die hat immerhin bereits satte zwölf Jahre auf dem Buckel.
Von den ersten bedeutungsschwangeren Klavier- und Streicherklängen im "Intro" an stimmt einfach alles: Innerhalb einer knappen Minute errichten die Herrschaften an den Instrumenten einen Spannungsbogen, der gekonnt die Brücke vom klassischen Kammerkonzert-Gefühl hin zu den voluminösen Trommeln, den quakenden Bläsern und dem Backgroundgesang von "Superior" schlägt: schlicht wundervoll.
In diesem edlen Ambiente operiert der Gastgeber so natürlich und ungezwungen, dass man meint, er bewege sich in seinem eigenen Wohnzimmer und begrüße dort Familie und alte Freunde. Beinahe so verhält es sich ja auch tatsächlich: Die Frau Mama sitzt im Publikum. Ihr widmet Gentleman "Send A Prayer" und wendet sich mit dem nächste Tune, "Intoxication", an seine Frau Tamika. "Music is life", der intime Konzertrahmen unterstreicht noch, wie eng beides miteinander verwoben sein kann.
Gästeparaden bei derartigen Unplugged-Sessions erwecken oft den Eindruck, das Label habe des Namedroppings wegen jeden herbei zitiert, der gerade keine gute Ausrede parat hatte. Aus Gentlemans ungekünstelten Anmoderationen klingt dagegen ehrliche Freude, etwa wenn er einen Kollabo-Partner mit den Worten empfängt: "It's the great Shaggy ina da place!" Der wiederum betritt die Bühne mit einem flotten "Salute, salute!" auf den Lippen und legt gleich voll los. Spielfreude, Spaß und vor allem Energie springen aus jeder Note.
Die Setlist setzt auf Abwechslung, vermeidet aber allzu harsche Brüche in der Stimmung. Dynamischere Nummern wie "To The Top" und "Warn Dem" folgen unmittelbar aufeinander, ehe "Tranquility" und "It No Pretty" wieder leisere, nachdenklichere Töne anschlagen. Für "No Solidarity" gesellt sich Marley-Spross Ky-Mani in die Runde: Auch hier stimmt die Chemie, beider Gesang harmoniert prächtig.
Mit der Mattafix-Nummer "Big City Lights" und Marlon Roudette kommt eine Prise Pop ins Spiel, allerdings nicht genug, um die Reggae-Suppe zu verwässern. Band und Orchester vollziehen unterdessen eine virtuose Gratwanderung, spielen opulent auf, ohne dabei die filigranen, zarten, zerbrechlichen Momente über den Haufen zu geigen. Gentleman lässt den Blick im balladesken "You Remember" noch einmal rückwärts schweifen, ehe er mit Tanya Stephens die nächste jamaikanische Größe willkommen heißt.
"Dem Gone" oder "Leave Us Alone", beides im Original durchaus Dancehall-taugliche Nummern, funktionieren in den neuen Versionen mit Streichern, Bass und Percussion und (im ersten Fall) mit einem Saxofon-Solo, das zur Abwechslung einmal nicht klingt, als sei es aus den 80ern übrig geblieben, problemlos und entfalten sogar einen ganz neuen, massiven, dunklen Vibe. "Memories" greift noch einmal tief ins Balladen-Fach.
Zum fulminanten Finale treten erneut Ky-Mani Marley und außerdem Campino an, um Gentleman dabei zu helfen, "these songs of freedom" anzustimmen. Für den Tote Hosen-Frontmann ringt sich der Kölner, dem das Patois inzwischen in Fleisch, Blut und Knochenmark gesickert sein muss, am Ende sogar noch eine deutschsprachige Verabschiedung ab.
Das kleine "Juhu!", das Gentleman ganz zum Schluss noch entschlüpft, möchte ich doppelt und dreifach unterschreiben. So freundlich von Musik und guten Vibes habe ich mich schon lange nicht mehr umarmt gefühlt. Hätte er diesmal auch (wie vor sehr, sehr vielen Jahren bei einem Auftritt in Ravensburg, damals allerdings mit auf Kniehöhe herabgezogenen Mundwinkeln) in die Runde behauptet: "Dis is a positive movement!", er hätte hier unter Garantie kein harsches "Ja, so schaust du aus!" aus dem Auditorium zurück gerotzt bekommen. Wieso hat uns das Label eigentlich nicht mit der Doppel-CD-Version bemustert?
4 Kommentare mit 23 Antworten
HERRLICH. Freu mich mega drauf!
Gentleman isa real jamaican brutha, lookin fowahrd to da music, aye! Jah jah binks!
Kölsche Jong is dat.
Ein wacker Trottel is dat!
Hörst du bitte auf den Tilmann zu dissen?!
Lass ihm doch seine Meinung, was macht das schon..
Gentleman ist schon im Alter von 17 Jahren alleine nach Jamaika gereist und hat dort vor der "Massive" derbe abgetoastet. Ich würde das nicht gerade als whack bezeichnen.
Echt wacker, der Tilmann.
Junge, der Spargen heißt TILMANN OTTO, lauchiger ist kaum möglich!
Und wenn ich nur "derbe abgetoastet" lese, dreht sich mir der Magen um...was bist du eigentlich für ein unsägliches Opfer keine_Ahnung? Hör doch endlich mal mit dem Kiffen und dem Klebstoff auf, deinem Dreadlock-Schrumpfhirn scheinen die Drogen nicht gutzutun! DERBE ABGETOASTET. Außerdem heißt es WACK. To whack ist einfach etwas Anderes, wann versteht ihr Trottel das endlich mal?
Craze ist heute gut drauf
Ist "derbe abtoasten" das Reggae-Equivalent zu "krass spitten/abflowen"?
Kollegah heißt Felix soundso Blume -> laut Deiner Argumentation mindestens genauso wack, Bubu heißt Anis sounso Ferchichi.. Eko heißt Ekrem Bora oder so ähnlich, was macht einen Namen wacker als den anderen? Ist Dein Name besser als Tillmann Otto? Finde das ist eine Null-Argumentation. Aber schön wie manche Ihren Hate derart untermauern müssen, anstatt erhaben drüberzustehen.. Wers braucht..
Ich würde "derbe abtoasten" auch nicht verwenden, es ist aber in der Tat nichts anderes als "krass abflowen" o.ä.
Wack falsch schreiben ist allerdings wirklich peinlich.
echt ma!
http://de.musicplayon.com/play?v=750387
Hey lauti, wie kommst du zwergwüchsiger Armleuchter darauf, mich hier maßregeln zu dürfen wie ein Oberlehrer? Dir hat wohl schon lang niemand mehr die Zündung eingestellt, dass Du hier meinst so Oberwasser zu haben, ich glaub bei Dir hackt es!
TILMANN OTTO! Natürlich ist Felix whatever Blume ungefähr 100 times more gay, das steht garnicht zur Debatte. Ich habe aber heute morgen beim Frühstück meinen TOASTER auf den Namen TILMANN OTTO getauft. Der toasted nämlich auch so richtig derbe ab.
Schämt Ihr euch eigentlich gar nicht für diesen Mist, und diese Ami Gossensprache?
Oberwasser.. ich bitte Dich. Finde Dein Gehate einfach überflüssig.
Die Taufe Deines Toasters allersdings finde ich sehr cool, Props dafür, amüsiert mich.
Subtrendence: Nope, keinerlei Whigga-Shame in da hood. Props auch für Deinen Beitrag, Poi.
Rapfans die keine Ahnung von Reggae haben sind eine arme Spezies, sie verkennen nämlich dass es ohne Reggae wahrscheinlich auch keinen Rap geben würde.
So, mal ein paar Vokabeln für Euch Sextaner:
to toast / Toasting: "Toasting, chatting, or deejaying is the act of talking or chanting, usually in a monotone melody, over a rhythm or beat by a deejay".
und: "Toasting's mix of talking and chanting may have influenced the development of MCing in US hip hop music".
Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Deejay_%28Jam…
wack / whack: kann man beides synonym verwenden, siehe folgende Quellen:
http://de.urbandictionary.com/define.php?t…
" Adjektiv für schlecht, ein „whack“ MC ist ein schlechter MC"
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hip-Hop-Jargon
und es gibt sogar Rapsongs von Amis, bei denen es mit "h" geschrieben wird:
https://www.youtube.com/watch?v=DwKFZYNwSlo
und noch mehr:
https://www.youtube.com/watch?v=w2k4mXOXXl4
https://www.youtube.com/watch?v=-1rdru2or2g
https://www.youtube.com/watch?v=E8q0Li7vZs8
keine_Ahnung: Jeder hier weißt was toasten ist, schätze ich mal.
Mit "Wack" ohne h war ich mir eigentlich immer sehr sicher..
Immer noch eines der besten Alben 2014. Nur das Gott-Gerede nervt...
Richtig wacker Mongo, dieser Tillmann Otto!
Da hat er mal wieder richtig derbe abgetoastet.
keine_Ahnung weint immernoch Freudentränen, wenn er den Tillmann toasten sieht.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Don'T call it Schnitzel! It's Tillmann's Toasty!
Gentleman ist schon im Alter von 17 Jahren alleine nach Jamaika gereist und hat dort vor der "Massive" derbe abgetoastet. Ich würde das nicht gerade als whack bezeichnen.
Finde Tillman auch unhatebar. Er ist ein realer Rastafarian.
Er war einfach viel zu lange in Babylon, if yah knowaddamean, ah.