laut.de-Kritik
Ein Australo-Belgier sprengt die Pop-Konventionen.
Review von Kai ButterweckNachdem die erste Single bereits weltweit Freunde emotionalen Pops nicht mehr stillsitzen lässt, folgt nun also endlich der Rest des "Making Mirrors"-Pakets des Australo-Belgiers Wouter De Backer, alias Gotye. Und um die erwartungsfrohe Anhängerschaft gleich vorweg in Hysterie zu versetzen: "Somebody That I Used To Know" ist nur die Spitze eines Eisberges aus knapp 40-minütigem Lässig-Pop der gehobenen Klasse.
Sphärisch kommt die kurze Einleitung mit dem Titeltrack daher, ehe "Easy Way Out" das erste, wenn auch kurze Ausrufezeichen des Albums markiert. Mit schwungvollem Beat und gesampelten Gitarren wird dem harmonischen Refrain bereits nach zwei Minuten der Saft abgedreht, um Platz zu machen für den eingangs erwähnten Vorboten des Schaffens. So locker und fluffig wie ein frischer Windbeutel ziehen die Ohrwurm-Harmonien von "Somebody That I Used To Know" ihre Kreise und definieren Easy-Listening neu.
Dass Gotye aber auch gerne im gleißenden Licht der Disko-Kugel die Hüften schwingen lässt, beweisen Songs wie "Eyes Wide Open" und "I Feel Better". Hier zeigt sich der Alleinunterhalter von seiner Entertainment-Seite, wirft mit unterschiedlichsten Sound-Elementen nur so um sich und fördert dabei Klänge und Rhythmen zu Tage, die bei hibbeligen VIPs im ehrwürdigen Studio 54 Ende der siebziger Jahre für Massen-Hysterien gesorgt hätten.
Es ist vor allem die Vielfalt, die "Making Mirrors" zu einem einzigartigen Klangerlebnis werden lässt. Eben noch wird John Travolta ins Ohr geflüstert, wie Disko dreißig Jahre später klingen wird, und schon steckt man auf "State Of The Art" in einem ArtPop-Dub-Geflecht fest und lauscht Bakers verfremdeten Sci-Fi Vocals.
Detailverliebt paaren sich Weltmusik-Sounds mit Elektro-Folk und lassen mit jedem Titel Neues entstehen. Gotye verweigert sich gerne standardisierten Konventionen. Stattdessen transformiert er lieber. Akustische Instrumente werden Note für Note gesampelt, bis ein komplett virtuelles Klangbild entsteht, das dennoch Wärme und Weichheit versprüht.
Innovation nicht zu überreizen und nicht weltfremd klingen zu lassen, ist eine Kunst. Gotye versteht sein Handwerk. Er ist ein Sound-Künstler. Ein musikalischer Visionär, der glasklare Popmusik mit Elektro fusioniert und sich nicht davor scheut neue Wege zu gehen.
14 Kommentare
hab mir 5 songs bei itunes besorgt
-eyes wide open
-i feel better
-save me
-smoke and mirrors
-somebody that i used to know
wärs ne ep aus den songs - 5 sterne. ich mag den rest überhaupt nicht. mal zu kurz, mal die stimme eckelhaft verlangsamt.
Kann der Rezension nur zustimmen. Und wo die 5 zur EP ausgewählten Songs meines Vorredners (oder "Vor-Posters") die eingängigsten sind, so muss man dem restlichen Album nur ein paar Hördurchläufe Zeit geben. 5/5
Kann der Rezension nur zustimmen. Und wo die 5 zur EP ausgewählten Songs meines Vorredners (oder "Vor-Posters") die eingängigsten sind, so muss man dem restlichen Album nur ein paar Hördurchläufe Zeit geben. 5/5
Eines der besten Alben des vergangenen Jahres.
sorry
Fürchterlich, der Gesang! Bestimmt so ein Hipster- Zeug. Nicht meins.