laut.de-Kritik
Sie klingen wie vor drei Jahren. Was spricht dagegen?
Review von Moritz EnningerSchon beim hören des ersten Liedes kommt mir ganz spontan in den Sinn, dass der Track auch vom Vorgänger kommen könnte. Wunderbar unaufgeregt präsentieren Rudd und Lyddon den Opener. Es zeigt sich, dass sich Grand National mit "A Drink & A Quick Decision" wieder mal ein rundum solides Album abliefern.
Wie die Redakteurin der Vorplatte beschrieben hat, so drückt sich das Ganze auch bei "A Drink & A Quick Decision" aus. Mich beschleicht das Gefühl, hier eine verstaubte alte CD aus den Untiefen des heimischen Regals zu hören.
Schön angestaubt, schön langweilig? Denkste. Während die ersten zwei Lieder gemütlich daherlaufen findet die Mischung zwischen Electro und Rock ihren Meister in "Animal Sound". Einen so eingängigen Refrain hab ich schon lange nicht mehr gehört. Auch die mit der Zeit etwas langweilig werdende Bassline tut der Sache keinen Abbruch. "New Spaces To Throw" klingt anders. Zumindest am Anfang. Spätestens La Rudds Gesang lässt einen wieder auf den Boden der Tatsachen kommen. Nein, das ist nicht der Soundtrack zu einem Karibikfilm, sondern unaufgeregt schöner Electro-Rock-Pop aus England.
Als Instrumentierung benutzen die beiden Engländer überwiegend düstere und geradlinige Basslinien. Hier ist definitiv mehr Melancholie drin als beim Vorgänger. Wieder muss ich an die Autorin des Voralbums denken. Auch diese Platte wird garantiert nicht der Soundtrack der bevorstehenden Weltrevolution. Jedes Lied hat charmante Kanten und Ecken. Aber die Sache wird so unaufgeregt vorgetragen, dass mir der Begriff der Chill-Out Musik in den Sinne kommt.
La Ruuds singt gut. Sehr gut sogar. Er passt seine Stimme dem jeweiligen Lied an. Aber Moment mal. Was gibt es denn anzupassen? Das ist die Frage, sind die Lieder doch fast alle in der gleichen Tonlage gesungen. Keine Ausnahme? Doch. Kurz vor der Resignation höre ich "Part Of A Corner". Wunderbar das Klavier, wunderbar der Gesang. Hier zeigt sich, dass La Ruud auch die hohen Tonlagen beherrscht.
Mit ihrem Zweitling verändern sich Grand National minimal. Auch ihr zweites Album lässt sich ohne Probleme im Hintergrund hören und wenn man Lust hat sich dem Longplayer genauer zu widmen, dann stellt auch das kein Problem dar. Dafür haben sich die zwei das Prädikat "Gut" redlich verdient.
1 Kommentar
Man merkt der Rezension von Moritz an, dass er permanent auf der Suche nach den positiven Aspekten der Platte war.
Ich lass die Scheibe gerade durchlaufen, - ringe mit mir, da sich Grand National permanent am Abgrund zur Trivialitaet bewegen.
Die Attribute, die der Renzensor nutzt, treffen mit etwas gutem Willen recht genau: "rundum solide, verstaubt, nicht langweilig [aber eben auch nicht 'spannend'], gemütlich, unaufgeregt schön, unaufgeregt, ...".
Ich hoere Mittelmaß, nach dem letzten Akkord ist der Rest schon wieder vergessen. Musik, die nicht weh tut, aber auch nicht haengenbleibt oder gar mitreißt.