laut.de-Kritik
Willkommen in der musikalischen Kammer des Schreckens.
Review von Simon LangemannDie singenden Mönche laden wieder ein in die musikalische Kammer des Schreckens. "Die neue CD wird nahtlos an die bisherigen Verkaufserfolge anknüpfen." Wieso wusste der Promoter das bloß schon vorher? Das Gregorian-Projekt basiert doch nicht etwa auf einer ausgeklügelten Kommerzstrategie?
Wie erwartet enthält "Masters Of Chant Chapter 8" ohne Ausnahme musikalisch völlig wertlosen Material. Die Tracklist setzt zu einem nicht unerheblichen Teil auf Songs, die schon im Original arg kitschig und altbacken klingen.
Die Mönche haben sich jedoch mächtig ins Zeug gelegt und in jedem Fall noch einen drauf gesetzt, wobei die seltsame Aussprache der englischen Texte ein gerne angewendetes Stilmittel darstellt. Die Sänger versuchen unermüdlich, den Popsongs einen altertümlichen Touch zu verpassen. Nur blöd, dass das mit der englischen Sprache leider bei weitem nicht so gut funktioniert wie damals mit der lateinischen.
So grenzt beispielsweise "The Rose" in der ersten Strohe beinahe an eine Parodie des Originals. Zeilen wie "Some say love it is a razor / that leaves your soul to bleed" klingen mit gerolltem "R" und Pseudo-Kastratenstimme tatsächlich noch dämlicher als in Bette Midlers bekannter Version von 1979. Wenig später versuchen die Produzenten, mit groß aufgezogenen Orchestersounds und triolischer Marschtrommel auf John Williams' Spuren zu wandeln und greifen auch damit ins Klo.
Bei Stücken wie z.B. "Human" von den Killers oder U2s Hit "Pride (In The Name Of Love)" haben dagegen erstmal talentierte Arrangeure Hand angelegt und die Hits in biedere Stücke mit geschmackloser Begleitung verwandelt. Die ungenießbare "Wonderwall"-Version dürfte selbst diejenigen abschrecken, die den Oasis-Klassiker schon in etlichen grottigen Straßenmusikversionen ertragen mussten.
Völlig schleierhaft bleibt auch der Zweck der komplett aus dem Zusammenhang gerissenen Instrumentaleinlagen, die bei jedem einzelnen Track auf das eigentliche Geschehen folgen. Die Zwischenspiele imponieren weder mit musikalischem Anspruch noch mit dramaturgischem Wert und sind daher so unnötig wie ein Kropf.
Was dem ahnungslosen Konsumenten als "gregorianisch" verkauft wird, ist nicht erst auf dem jüngsten Output eine Frechheit. Schließlich ist der Gregorianische Choral traditionell einstimmig, unbegleitet und in lateinischer Sprache gesungen. Keines dieser Kriterien trifft auf die vorliegende Musik zu.
Einzig und allein die albernen Mönchskutten sowie der Gesangsstil mancher Vokalisten erinnert an die epochale Mittelaltermusik. So lange der Schein den Käufer trügt, werden die Macher den Schwindel weiterführen und "Masters Of Chant" auch zum neunten, zehnten und elften Mal veröffentlichen.
12 Kommentare
Musik für den Fahrstuhl zur Hölle!
Russisch Roulette mit vollem Magazin....jeder Song ein Treffer...
Akustisches Abführmittel - leider auch ohne Rezept erhältlich.
Tori Amos darf sogar ungestraft Photoshop vergewaltigen!
Ach nee, darf sie nicht. Ich mag sie ja nicht mehr.
Zu Gregorian: Haa Haa! Scheiß Werbung, Scheiß Cover, Scheiß Musik und Scheiß Stylist.
Hmm ich frag mich ob diese Kompilationen nicht deshalb besprochen werden weil der Rezensent etwas schreckliches verbrochen haben muss. Wer hört sich das denn freiwillig an? Ich würde gerne mal wissen wie der Chef Redakteur diese Höllen Dinger zuteilt. Und vor allem warum? Und
überhaupt... wie kann es davon bereits 8 Teile geben? So viele untote kann es doch gar nicht geben die das kaufen ...
Kleiner Zusatz -fällt mir gerade so auf- ist das jetzt Zufall das das kurz vor Halloween erscheint hehe