laut.de-Kritik
Dafür würden Vampire Weekend töten.
Review von Franz Mauerer"Crystal Nuns Cathedral" stellte sich im Nachhinein als das 'falsche' GBV-Album heraus, denn "Tremblers And Goggles By Rank" (ebenfalls 2022 erschienen) war besser: Aber wer kann schon jedes GBV-Album reviewen?
"La La Land" stellt nun eine Art Wurmfortsatz von eben jenem "Tremblers" dar. Wobei die Fiktion, dass Robert Pollard zwischen Aufnahmesessions unterscheiden können soll, eh absurd erscheint. "La La Land is somewhat of a companion piece to Tremblers and Goggles By Rank and continues to explore a path of diversity in styles and in longer, more adventurous song structures", sagt der Banddiktator selbst, und recht hat er. "La La Land", das 37. Album der Band und das 14. in dieser Konstellation, folgt im Vergleich am weitestgehenden klassischen Songtstrukturen. Die Platte legt den für die Band (und Pollards ausufernden Solo-Output) so charakteristischen Democharakter größtenteils ab. Guided By Voices sind eine normale Band! Halt nur in richtig gut.
Dabei fängt es mit "Another Day To Heal" recht unverdächtig an, ein klassischer GBV-Rocker: catchy Hook, abstrakt kluger Text und wenig drunter. Aber schon "Released In Dementia" zeigt eine für Bandverhältnisse ungewöhnliche Freude am Aufbau einer Songidee und stellt gleichzeitig früh klar, dass "La La Land" kein GBV-Album nach dem Motto '20 geile Ideen, von denen drei durchexerziert werden" ist: Pollard greift durchgehend ins top shelf.
Für "Ballroom Etiquette" würden Vampire Weekend töten, "Instinct Dwelling" ist die zeitgenössische Interpretation von Schweinerock, die überraschend gut funktioniert - auch deswegen, weil es Pollard als Sänger schafft, sein paradoxes Charisma aus elder statesman und ewigem Teenierebell rüberzubringen: "Until then, keep us here", die Schlusszeile, hallt eindringlich im Ohr nach. Selbiges gilt für "Make it rain" auf dem wunderbar schrägen "Cousin Jackie", das schon in den ersten Sekunden verunglückt, was Pollard nicht davon abhält, vier Minuten richtig Spaß zu haben und stellenweise befreit windschief zu trällern.
"Queen of Spaces" ist zwar nur ein Instrumental, das sich im wenig überraschenden, vorgegebenen Rahmen einer gewöhnlich besetzten Alternative-Indie-Band bewegt. Aber auch aufgrund dieses Songs fühlt sich "La La Land" wie ein echtes, kohärentes Album an - was bei GBV nun wirklich quasi nie der Fall war. Die Platte besitzt ein starkes R.E.M.-Feel, alles wirkt durchdacht und wohlplatziert. Die Zeiten des genialisch hingeschluderten Zufallsprodukts scheinen vorerst vorbei zu sein.
Im Kosmos GBV kommt "Slowly On The Wheel", in der Mitte des Albums platziert und mit unerhörten, knapp sechs Minuten Spielzeit, einer Ansage West'schen Ausmaßen gleich. Der Song entfaltet sich völlig untypisch gemächlich und mit mehreren Breaks Spur um Spur, was Pollard auch noch für feines Storytelling nutzt. Etwas, wofür er normalerweise ja nie Zeit hat. Der Schluss des Tracks hat mit dem Anfang nichts mehr gemein, erratisch wirkt das aber trotzdem nicht, sondern organisch.
Mit dem in den Startlöchern verharrenden "Wild Kingdom", dem tollen "Caution Song" und dem guten "Face Eraser" folgen dann doch noch ganz klassischen GBV-Songs, die der Balance des Albums nicht schaden, bevor das komplexe "Pockets" die Hörerschaft ins "La La Land" verabschiedet. Gleichwohl mit der Gewissheit, dass eher die Hölle zufriert, als dass Guided By Voices dieses Jahr nicht noch mindestens ein Album veröffentlichen werden.
2 Kommentare
Vampire Weekend würde der langweilige Sound dieses Albums nicht aus der Reserve locken. Wo ist der Spaß und die Tanzbarkeit? Irgendwie ein schiefer Vergleich.
Immer schlecht, wenn Fans Rezensionen schreiben