laut.de-Kritik
Das Archiv der Sleaze-Rocker birgt manches Überraschungs-Ei.
Review von Kai ButterweckWer seit fast zwanzig Jahren unermüdlich durch die Lande tingelt und auf seinen Reisen den Rock'n'Roll predigt, der kann irgendwann schon mal die Orientierung verlieren. So auch im Falle der schwedischen Schweinerocker von Hardcore Superstar: "Wir wollten uns wieder an die Musik erinnern, mit der wir aufgewachsen sind, und die uns vor zwei Jahrzehnten dazu gebracht hat, selbst in Aktion zu treten", sagt Sänger und Mastermind Jocke Berg.
So verkrochen sich alle Band-Mitglieder über Wochen im eigenen Kellerarchiv und beschäftigten sich intensiv mit ihren ersten Demobändern. Damals hieß die Devise noch "It's Only Rock'n'Roll"; eine Marschroute, mit der die Göteborger Sleaze-Rocker zu Beginn ihres neuen Albums "HCCS" auch gleich mächtig Staub aufwirbeln.
Mit einem ungewohnt trockenen Sound im Gepäck schrammelt sich die Band wie ein Bulldozer durch verschwitzte Hinterhof-Clubs. Die Riffs kommen knackig um die Ecke und die Drums pumpen gut nach vorne. Alles passt, auch wenn keiner der beiden Einsteiger "Don't Mean Shit" und "Party Till I'm Gone" in punkto Langlebigkeit an Klassiker wie "Have You Been Around" oder "Rock'n'Roll Star" herankommt.
Das Buddeln im Archiv scheint aber auch bis dato Unbekanntes ans Tageslicht gebracht zu haben. Hardcore Superstar goes The Clash ("The Cemetery")? Nicht schlecht, die Herren. Auch detailverliebt verpackte musikgewordene Grußkarten in Richtung Venice Beach und London lassen aufhorchen ("Fly").
Mit "The Ocean" schießen die Skandinavier dann aber doch etwas übers Ziel hinaus. Die Trademarks von Jane's Addiction und Guns N' Roses zusammen in einen Topf zu werfen, erweist sich als keine gute Idee.
"Touch The Sky" setzt dem Ü-Ei-Treiben schließlich die Krone auf. Als würden die Queens Of The Stone Age am Strand von Montego Bay zum Desert-Reggae-Contest laden, lassen Jocke Berg und Co die Hüften kreisen. Auweia! Ein Wunder, dass die Band mit den drei Standard-Rockern "Growing Old", "Glue" und "Messed Up For Sure" am Ende doch noch irgendwie die Kurve kriegt. Jetzt aber: Keller abschließen, Blick geradeaus und zur Vordertür raus.
2 Kommentare mit 5 Antworten
werd ich schon mal reinhören, aber grad eben drängt sich mir wieder die frage auf, warum die immer noch existieren und so gottbands wie the hellacopters oder gluecifer bereits das zeitliche gesegnet haben.so sad
Ich war nie ein Fan von denen allen, die einzigen die richtig gut waren und vor allem auch Style hatten, waren The Hives. Die haben damals bei einem Konzert in Frankfurt die Hellacopters von der Bühne gepustet. Nickes unfokussiertes Gitarren Gegniedel war unerträglich.
"By the grace of god" ist ein Hammer-Album! Live leider noch nie gesehen.
@ pfzt
thema hatten wir ja schon mal.
Hellacopters? Gottband? Oje... HCSS existieren noch, weil sie doch immer wieder was gutes hervorzaubern, wenn auch mit einfachen Mitteln, nicht mehr viele Bands haben das heutzutage drauf, die Hellacopters hatten das auch nicht...
"Jetzt aber: Keller abschließen, Blick geradeaus und zur Vordertür raus."
Ist das Album nun gut oder nich? Was will uns der Autor damit sagen...
Was der Autor sagen will? Wie er es sieht, ob das so richtig ist, weiß man nicht
Hörs Dir an, wenns Dich interessiert. Gut is es auf jeden Fall, obs gefällt ist Geschmackssache, für mich ist es kein Hammeralbum, aber es gefällt und taugt auch, es immer wieder gern zu hören.