laut.de-Kritik
Mehr als nur ein grüner Daumen.
Review von Lukas RauerBisher konzentrierten sich die Alben von Herzog stets auf ein überschaubares, jedoch einzigartiges Themenspektrum: Der Konsum und die Erfahrungen mit Psychedelika sowie Drogen jeglicher Art standen positiv wie negativ stets im Vordergrund. Vereinzelt offenbarte Herzog, dass in ihm nicht nur Betäubungsmittel vorgehen, sondern der Lebensmittelpunkt im Laufe der Jahre immer mehr in Richtung Familienplanung und Verarbeitung der Vergangenheit ausschlägt.
Dementsprechend fügt es sich gut, dass Herzog "OG Mit Herz" als sein bisher persönlichstes und abwechslungsreichstes Album ausruft. Ein Blick auf die Tracklist verrät zunächst einmal, dass der Berliner sich in punkto Wortspielen treu bleibt. "Dong Macht Bumm" als Anspielung auf Bong macht dumm. Aus Pocahontas wird kurzerhand "Smokahontas" und "Der Klügere Gibt Gras" und nicht nach. Weiß doch jeder. Dazu gesellen sich noch "Cannabis Patient" für Kassenpatient (?) und "Weedtox" statt Detox. Selbst wenn man diese Art des Humors nicht teilt, kann man Herzog die Kreativität nicht absprechen.
Wie steht es mit der versprochenen Vielfalt? Für den Sound zeichnet ein weiteres Mal 86kiloherz verantwortlich. "OG Mit Herz" deckt in der Tat akustisch viele Geschmäcker ab. "Carpe Diem" besticht laut dem Produzenten beispielsweise mit brasilianischen Vibes und durchbricht damit das Gemenge der üblichen Afro-Trap-Beats. Im Zusammenspiel mit Herzogs Performance entsteht ein schwungvoller Track, der seinem Sound eine klanglich zeitgemäße Atmosphäre spendiert.
Ähnlich erfrischend sind "Lego", auf dem sich Achtziger-Anleihen finden, und "Herz OG", eine Hymne auf Herzogs eigenes Pflänzchen. Auf Letzterem streut der Berliner Gesangspassagen ein, ähnlich wie auf "Cannabis Patient". Zwar hat er sich daran bereits auf vorherigen Alben versucht ("Wieder Mal" oder "Liebe Auf Den Ersten Trip"), allerdings sind die aktuellen Einlagen vom Tenor deutlich positiver. Insbesondere auf "Cannabis Patient" erschafft er eine lockere Stimmung, die Vorfreude auf den Sommer weckt.
Von der Konzeptionierung wirklich anders klingt auch "Alles Im Grünen Bereich". In bester Hörbuchsprecher-Manier spricht Herzog einfach nur und schildert dabei seinen Weg von der Schule über Drogenexzesse und abgebrochenem Studium bis hin zu der Möglichkeit, sein eigener Herr sein zu können und sein Leben nach seinen Vorstellungen gestalten zu wollen. Da der Track als Outro fungiert, hat das Ganze wirklich etwas von einem Epilog.
Wer den aggressiveren Herzog vermisst, bekommt unter anderem mit "Der Klügere Gibt Gras" einen versöhnlichen Ausgleich. Eben jener Track stellt sich nämlich als Diss gegen einen Konkurrenten heraus, der in jüngster Vergangenheit den Geschäftszweig und die Ideen Herzogs kopiert haben soll. Besagter Rapper klinge wie eine Mischung aus SSIO und Morlockk Dilemma und mache kein Plus, sondern gehe Minus. Ob ebenjener Rapper gemeint ist, spielt allerdings keine Rolle. Der Track erinnert von der Stimmung definitiv an "Ein Herz Für Drogen". Die Auskopplung "Dong Macht Bumm" klingt ebenfalls sehr energiegeladen und geht ordentlich nach vorn. Wem diese Anspieler nicht genügen, erfreut sich möglicherweise noch an "Blutgruppe THC Positiv" und "Weedtox", die gleichsam an alte Tage erinnern.
Inhaltlich stechen vor allem "Fazit", "Smokahontas" und "Mein Herz" heraus. Ersterer schließt fast nahtlos an seinen Track "Resümee" von "Vollbluthustler" an. Herzog arbeitet bestimmte Ereignisse der Jahre 2011 bis 2018 für den Hörer auf. Er erklärt beispielsweise, wie es 2012 zum Bruch mit DPK kam und wie er sich 2016 kontinuierlich von der Musik entfernte und die Arbeit mit dem Weed ein Bestandteil seines Lebens wurde (eigene Strain, eigene Bong-Kollektion). Zweiterer ist eine Einladung an Herzogs Herzensdame, den "vercrackten Sonntag" mit ihm zu verbringen und von Montag bis Sonntag zu kiffen. Gut, dieser Anriss klingt nach dem typischen Liebestrack - lediglich mit einer Portion Weed. Der Song ist also mehr oder minder eine Fortsetzung von "1a Kifferpärchen".
Einen intimeren Song als "Mein Herz" kann ein Künstler dagegen nur schwer schreiben. Wenn Herzog trotz der Bedenken seiner Freunde den Verlust seines Kindes thematisiert, lässt er sicherlich nicht nur mich als sprachlosen Hörer mit Gänsehaut zurück. Er beschreibt diesen Track als Chance der Aufarbeitung und schließt ihn mit der Zeile: "Ich hatte mal Gefühle, doch mein Herz wird zu Stein."
Ein nahbarer Herzog ist ein wahrer "OG mit Herz". Der Titel des Albums spiegelt sich in der Musik wider und gerade dadurch hebt es sich angenehm von seinen übrigen Releases ab. Es trägt dazu bei, dass man beim Hören nicht das Gefühl hat, eine Erweiterung der vorherigen Alben zu hören, sondern Herzog erweitert sein Soundbild um zahlreiche neue Facetten. Die Diskographie des selbsterklärten Drogenrappers bietet mittlerweile, auch dank dieses Albums, weitaus mehr als das hard knock life und den bloßen Konsum von Drogen.
1 Kommentar mit 5 Antworten
Ist ein gutes Album geworden. Schade, dass es hier auf Laut.de niemanden interessiert...
feier das frühwerk bis zum heutigen tag. coffe shop mafia, von berlin bis prag usw. uvm sind epische bretter. finde aber das dann ab einem bestimmten punkt nix mehr kam. wenn ich jetzt oben wieder "SonyMusic" lese...geht halt in die falsche richtung. weisst du was da passiert ist?
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
Ja, der hat jetzt ein Management, weil er mit all seinen "Nicht-Rap" Sachen halt etwas überfordert war. Eigene Bong Kollektion, seine eigene cbd Sorte, seine eigene thc Sorte. Der baut sich ein Standbein in der Cannabis Szene auf. Ich muss unbedingt Herz OG (Nicht die Cbd Variante) haben... Ich muss
bald hat der gute Blade SEIN Rezept in der Tasche!!!
Ach, und stabiler Plusmacher Disstrack