laut.de-Kritik

Das Publikum singt bereits beim ersten Song.

Review von

In zwei Monaten kommt das neue Studioalbum – warum nicht als Appetizer eine Live-DVD vorschieben? Die jüngste musikalische Entwicklung In Flames' sagte schließlich nicht jedem zu. So eine Rückschau könnte den ein oder anderen wieder versöhnlich stimmen.

Mag sein, dass dieses Konzept aufgeht. Denn In Flames zeigen auch auf dem Fernseher, warum sie nicht selten in Nominierungslisten zur besten Liveband des Planeten auftauchen. Und dabei ist es völlig egal, welche Songs sie spielen. Der Fokus des Sets liegt klar auf Stücken neueren Datums – mehr als die Hälfte der Tracks stammt von den letzten beiden Alben. Älter als "Reroute To Remain" sind dagegen nur der ewigjunge Gassenhauer "Only For The Weak" ("Clayman") und "Resin" ("Colony").

Umso erfreulicher, dass der Einstieg mit dem "Siren Charms"-Doppel "In Plain View" und "Everything's Gone" (insgesamt sind sieben Songs des Albums vertreten) wirklich gut gelingt. Nicht nur in der Halle – Anders lässt schon beim ersten Song das Publikum singen – sondern auch am Bildschirm. Das hat Druck, das hat Spielfreude und ist schön anzuschauen.

Der Qualitätsunterschied macht sich zwar dann doch bald bemerkbar, wenn als dritter Song "Fear Is The Weakness", gefolgt von "Trigger" und "Resin" hereinbricht, aber das tut dem bereits eingestellten Wohlgefühl keinen Abbruch mehr. Definitiv next level erreicht die Stimmung dann im Zentrum mit "Cloud Connected" und "Only For The Weak".

Gleich im Anschluss an die beiden Klassiker wird es ruhig in der Halle. Beziehungsweise sollte es werden. Der sonst angenehm großzügig laute Publikumsmix fängt bei "The Chosen Pessimist" doch ein wenig an zu stören. Der Song lebt von seinem Aufbau, wenn allerdings das Intro totgeklatscht und - geredet wird, kann man es doch eher in die Tonne kloppen. Aber gut, jedenfalls kann man nicht vorwerfen, die Saalatmosphäre würde nicht rüberkommen.

Bei "The Chosen Pessimist" zeigt sich außerdem hervorragend die Wirkung der Lightshow. Gerade durch ihre Rücknahme erzeugt sie die passende Stimmung. Sonst nutzt sie freilich die Möglichkeiten der riesigen Scandinavium-Bühne voll aus – beim Rausschmeißer "Take This Life" wie immer mit Pyrounterstützung. Bei "With Eyes Wide Open" sorgt die Publikumsmasse für ein Lichtermeer. Nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen kommen auf ihre Kosten.

Nur, was macht "Sound From The Heart Of Gothenburg" besonders? Naja, eigentlich nichts. Die DVD ist im Grunde genau das, was man seit Jahren von In Flames-Shows gewohnt ist (mit Ausnahme der zu "When The World Explodes" eingeladenen Gastsängerin) – nur eben für zuhause. Obendrauf gibt es nicht mal Bonus-Features. Es sei denn, man blättert einige Taler mehr für die Version mit Buch hin.

Will man sich die Band in Farbe ins Wohnzimmer holen macht man hiermit sicher nichts falsch. Dafür, dass "Sounds From The Heart Of Gothenburg" ihr erste Livealbum seit über einer Dekade darstellt, hätten sich die Schweden für ihre Fans dann aber doch ein bisschen mehr einfallen lassen können.

Trackliste

  1. 1. In Plain View
  2. 2. Everything's Gone
  3. 3. Fear Is The Weakness
  4. 4. Trigger
  5. 5. Resin
  6. 6. Where The Dead Ships Dwell
  7. 7. With Eyes Wide Open
  8. 8. Paralyzed
  9. 9. Through Oblivion
  10. 10. Ropes
  11. 11. Delight And Angers
  12. 12. Cloud Connected
  13. 13. Only For The Weak
  14. 14. The Chosen Pessimist
  15. 15. The Quiet Place
  16. 16. When The World Explodes
  17. 17. Rusted Nail
  18. 18. The Mirror's Truth
  19. 19. Deliver Us
  20. 20. Take This Life

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