laut.de-Kritik

Pubertäre Melodien, gefangen in der 32-Bit-Echokammer.

Review von

Wir schreiben das Jahr 2019 und Interpol veröffentlichen fünf Lieder, die man nicht auseinanderhalten kann. Dabei stand die mittlerweile als Trio agierende Band aus New York City einst für Qualität im Neo-Post-Punk-Dschungel der 00er-Jahre. Bereits das Debütalbum "Turn On The Bright Lights" war erklärter Liebling aller Kritiker. Pitchfork krönte es als "Album des Jahres", der NME schwärmte, laut.de vergab 4/5, für die Folgealben gar 5/5.

The Strokes, Bloc Party, Editors, The Von Bondies, Arctic Monkeys, Franz Ferdinand - sie waren die letzte Dancefloor-Alternative in einer Zeit vor der völligen Übernahme der elektronischen Tanzmusik in allem, was sich seriös Club nennt. Indie war die letzte Jugendmusik vor dem Internet 2.0. Im Smartphone-Zeitalter ist introspektives Gewummer in der Clubnacht unvermeidlich, außer man möchte mit unter 18-Jährigen Jackie-Cola trinken oder mit über 50-Jährigen schwofen.

Ob also "A Fine Mess" nostalgisch oder altbacken daherkommt, darüber kann vorzüglich gestritten werden. Zumindest hat man alles schon mal gehört. Bereits das niedlich pickende Intro des Eröffnungsstücks "Real Life" sorgt für Déjà-Vus der unangenehmen Sorte: "Noch einen Ficken und eine Afri-Cola bitte!" Dasselbe bei "Thrones": War der Song nicht auf dem ersten Album? Auch die Effekte klingen so überladen und digital hergestellt wie vor 15 Jahren. Ein künstlicher Raum voller alter Sehnsüchte. Durch die 32-Bit-Echokammer hallen pubertäre Melodien. Selbstverständlich ist das Kalkül, weil die Teenager von damals in der 40-Stunden-Woche sitzen und sich allmählich nach den guten alten Zeiten sehnen.

Dann "Fine Mess", der Titeltrack mit den fidelnden Gitarren, die von jeder Hinterhofformation mit Topfschnitten und Karomuster-Vans-Hausschuhen von Ingolstadt bis Osnabrück kopiert wurden. Könnten auch die Editors sein, oder eine sonstige der oben genannten Bands. Keine Ahnung, wer das braucht, oder wen das noch auf irgendeine Weise emotional berührt. Spätestens bei "The Weekend" fragt man sich, ob diese Band nicht vielleicht doch von fünf Englischlehrern aus dem Sauerland betrieben wird.

Der letzte Akt des Dramas heißt "No Big Deal" und besitzt gar ein viertel Pfund Wiedererkennungswert. Endlich erkennt man, dass da wirklich Paul Banks jault. Die Gitarrenläufe etwas chromatischer, schon fast störend, die Drums kantig und mit nettem Jazz-Feeling auf der Hi-Hat werkelnd. Auch wenn der Refrain von den Killers geklaut scheint, er nervt deutlich weniger als der Rest dieser zusammengewürfelten Liedbausteine. Zu "Marauder" ließ sich letztes Jahr noch tanzen und kuscheln - ob nun nostalgisch oder altbacken. Diese in jeder Hinsicht mausgraue EP samt ihrer peinlichen Retro-Produktion braucht niemand.

Trackliste

  1. 1. Fine Mess
  2. 2. No Big Deal
  3. 3. Real Life
  4. 4. The Weekend
  5. 5. Thrones

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9 Kommentare

  • Vor 5 Jahren

    Mich packt das nicht mehr. Es klingt einfach wie schon gehört.
    Nach "El Pintor" hätte man Schluss machen können.

  • Vor 5 Jahren

    Ich habe mir gerade The Weekend angehört. Es fehlen durchaus die Finesse, die Virtuosität, das Tempo und das Temperament der früheren Stücke. Aber ganz so schlecht ist es bei der aller berechtigten Enttäuschung auch nicht. Die Englischlehrer - eine böse, aber leider nicht ganz abwegige Assoziation - aus dem Sauerland machen einen ganz passablen Indie-Sound. Auch wenn der tollpatschig wummernde Bass nun wirklich meilenweit von Könnern des Fachs wie Carlos Dengler entfernt ist.

  • Vor 5 Jahren

    Dass der Rezensent es nicht mal schafft die Platte in der richtigen Reihenfolge zu hören (anscheinend hatte er im Shuffle-Modus gehört) lässt vermuten wie intensiv er sich damit auseinander gesetzt hat.

    Auch sonst scheint er nicht viel Ahnung von der Band zu haben. (z.B. "Thrones" klinge wie vom ersten Album. Aha). Oder konnte zumindest nie etwas mit der Band anfangen.

    Auch bei dieser Review zeigt sich wieder. Einen Verriss zu schreiben ist hohe Kunst. Denn wenn man es nicht kann - nur ein Verriss des Verrisses wegen - dann wird es peinlich und man macht sich wie im Falle dieses Rezensenten eher lächerlich.

    Ich gebe der Review 1/5.

    Der Interpol EP 4/5.
    Nur "No Big Deal" (Das der Rezensent lustigerweise positiv heraushebt) ist nicht wirklich gelungen.

  • Vor 5 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 5 Jahren

    so eine unsinniges Review muss man auch erstmal hinkriegen, Respekt! Die Qualität der Interpol EP ist jedenfalls um Längen besser als das unsachliche Geschreibsel dazu. Wer keinen Indie Rock mag, sollte ihn auch nicht rezensieren. Und irgendwie scheint Der Rezensent ein Problem mir seiner eigenen Herkunft zu haben, sonst würde er nicht wissen, was Englischlehrer aus der Provinz für eine Musik machen; vielleicht ist er selbst aus dem Sauerland-ist ja halb so schlimm.

  • Vor 5 Jahren

    Fremde Logik, weil die Rezension schlecht ist, die Musik dann doch gut finden? Goil!