laut.de-Kritik
Ein Tritt in den Hintern täte mal ganz gut.
Review von Kai Butterweck"It feels good to be the one, that you want", haucht Jack Johnson ins Mikrofon. Eine Zeile, die der smarte Sunnyboy wohl noch ewig vor sich hin trällern wird. Denn wenn es irgendwann mal jemanden geben sollte, der auch noch jenseits des Viagra-Alters für Kreischattacken bei Frauen zwischen 20 und 35 sorgen wird, dann dürfte das Jack Johnson sein.
Songwriter, Sänger, Produzent, Labelchef, Filmemacher, Umweltaktivist und Surfer: Der Briefkopf des Amerikaners liest sich wie die in dutzenden Nächten zusammengeträumte Must-have-Liste unzähliger Schwiegermütter auf der ganzen Welt. Obendrauf gibts noch gestählte Muskeln, Zahnpasta-Lächeln und fleischbefreite Kochkünste. Jack Johnson hats einfach drauf.
Auch auf seinem neuen Album "From Here To Now To You" präsentiert sich der Lifetime-Superman von seiner tiefenentspannten Seite. Mit der Gitarre im Arm in kantenlose Welten - so könnte man auch sagen. Da wird freudig gepfiffen ("I Got You"), am Strand vor der untergehenden Sonne geschunkelt ("Washing Dishes") und am Lagerfeuer unter der Kuscheldecke Cowboy und Indianer gespielt ("Change"). Das Leben ist schön. Let's celebrate!
Im Universum von Jack Johnson ist kein Platz für Tristesse und Trübsaal. Hier geben sich fluffige Percussions, haufenweise Dur-Akkorde und über beide Backen grinsende Harmonien nur so die Klinke in die Hand. Das animiert zum Mitwippen ("Tape Deck", "Radiate") und hilft beim Tagträumen ("Never Fade", "As I Was Saying"). Ist der Drop allerdings gelutscht, bleibt nur wenig hängen.
Doch woran liegts? Vergleiche müssen her. Zwar stapelt der Amerikaner auch diesmal wieder allerhand eingängige Melodien übereinander, doch krallen sich diese nur selten so fest, wie noch zu "In Between Dreams"-Zeiten. Auch der chillige Hängematten-Vibe, den der gebürtige Hawaiianer bereits auf dem Studio-Vorgänger "To The Sea" präsentierte, fördert anno 2013 nur bedingt Erhabenes zu Tage.
Was bleibt, ist gute Laune im Überfluss. Das steckt mitunter an – auf Dauer verkehrt sich diese Stimmung aber eher ins Gegenteil. Nicht, dass man dem Lebemann aus Übersee irgendwann centgroße Löcher in den Vorderzähnen wünscht. Niemals. Aber der ein oder andere Tritt in den Allerwertesten täte Herrn Johnson schon ganz gut.
15 Kommentare mit 6 Antworten
Review klingt genau wie meine Erwartungen an das Album. Bin gespannt was ich sage wenn ich es mal zu hören kriege.
Ich find das Album auch recht langweilig ... plätschert einfach so an mir vorbei.
Sehr schöne Beschreibung der Projektionsfläche die er für Schwiegermütter darstellt!
jack Johnson war und wird immer ein langweilier bleiben.
Sagt der Schiller-Fan. das ist Realsatire pur.
Egal was wer wie sagt, ich habe ja schon erwähnt wie es wirklich ist.
Die ersten beiden Alben fand ich auch ziemlich stark, aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass seine Masche da noch nicht so durchgenudelt war.
Vielleicht waren die aber auch echt besser.
Ich kann das heute nur nicht mehr genau sagen, denn dafür sind die Alben mir mittlerweile zu sehr mit Nostalgie aufgeladen.