laut.de-Kritik
Der US-Surfer verkauft den Stoff, aus dem unsere Träume sind.
Review von Eberhard DoblerIrgendwie klingt der Surf-Folkrock Jack Johnsons über Albumlänge fast zu sonnig. Andererseits: Wann soll man auf Hawaii schon schlechte Laune kriegen? Höchstens wenn es regnet, und man nicht vor die Türe kann. Und so fesselt Johnson den Hörer auf charmante, optimistische und unaufgesetzte Weise.
Die Platte des surfenden Singer/Songwriters klingt trotz melancholischer Untertöne nach einer besseren Welt, einer Welt voll Harmonie. Das mag einem in der Realität euphemistisch vorkommen, ist aber gut so. Denn die 14 Stücke beruhigen ungemein und produzieren sanft gute Laune.
Bei aller Eingängigkeit kommt "In Between Dreams" unpeinlich daher: Jack scheint in sich zu ruhen und hechelt nicht irgendwelchen angesagten Sound-Updates hinterher. Die Stücke klingen deshalb am Ende zwar ziemlich ähnlich, dafür aber sinnlich. Bei "Banana Pancakes" sieht man sich förmlich in einer Strandhütte mit der Liebsten auf dem Bett liegen und dem Regen lauschen.
Johnson biedert sich eben nicht an und verzichtet beispielsweise auf Elektronik oder hip hoppende Beats à la Sugar Ray. Das dürfte den Fans zwar recht sein, schränkt ihn andererseits musikalisch ein. Zeigt doch der gemeinsame Track mit Handsome Boy Modeling School, "Breakdown", dass ihm unprätentiöse Beats ziemlich gut stehen. So bricht einzig der funky perkussive Tune "Staple It Together" aus dem Flow der Platte aus.
Ansonsten produzieren Johnson, Adam Topol (Drums) und Merlo Podlewski (Bass) lieber handgemachte, folkige Rocksongs, die in puncto Arrangement und Rhythmik den Ansprüchen moderner Popmusik folgen. Ab und an kommen ein Klavier, Conga-Perkussion, Steel Drums oder eine Harmonika dazu. Doch Jacks Stimme setzt dem Ganzen warm und catchy die Krone auf.
Bei Stücken wie "Never Know", "Crying Shame" oder dem auf Ukulelenchords basierenden "Breakdown" will man spätestens beim zweiten Durchgang einfach nur noch mitsingen. Jack Johnson verkauft vorzüglich den Stoff, aus dem unsere Träume sind: Die graue Stadt und allen Ballast hinter sich lassen, und für immer sorgenfrei am Meer mit dem Surfboard leben. Aloha.
39 Kommentare
Album des Jahres!
Nichts anderes, sei es noch so tiefgründig, komplex oder verzaubernd wird an dieses Album heranreichen.
Der Soundtrack meines Lebens.
nachdem er in den staaten schon so durchgestartet ist, musste ich "in between dreams" schon frühzeitig als import ordern. nur...mhmm...sooo groß? naja 70% zufriedenheit. "Sitting, waiting, wishing" ist jedoch wirklich grandios.
Weiss noch net ob ich mirs zulegen werd.
Hat viele schöne Songs drauf, aber halt auch einige recht schwache.
Ich finds ja schön, wenn der Medienhype in diesem Fall dafür sorgt, dass wieder einmal gute Musik unter die Leute kommt. Die Story mit dem gefallenen Surfer verkauft sich wirklich prächtig! Aber von wegen "neuer Bob Dylan" ("Der Speigel") oder "Album des Jahres": Nachdem ich es ein paar Mal angehört habe, ist die Begeisterung verpufft. So schnell wie die Liedchen beim einen Ohr reingegangen sind, gehen sie beim anderen wieder raus. Doch wohl etwas zu einfach, um ein Klassiker zu werden.
cooooool akkustik gitarre
Sitting, Waiting, Wishing ist schon mal wunderschön. Mal sehen ob das Album das Niveau halten kann.