laut.de-Kritik
Jazz-Rap für Grundschulväter.
Review von Julian VölkerEs ist ein schmaler Grat, an dem sich die Musiker der Jazzkantine entlang hangeln. Von Album zu Album greifen sie sich die unterschiedlichsten Genres der Musikgeschichte und machen sie sich zu Eigen. Im Laufe der Jahre entwickelten sie bereits Jazz-Versionen aus Heavy Metal-, Old-School-Rap- und Volksmusiksongs. Auf der Silberhochzeits-Platte zum 25-jährigen Bandjubiläum "Mit Pauken und Trompeten" verbinden sie nun chillige Lounge-Musik mit Old-School-Deutsch-Rap - dieses Mal jedoch aus eigener Feder.
"Was ist Jazz?" lautet es im Opener und genau das ist die Frage. Seit einem Vierteljahrhundert beschäftigen sich die Braunschweiger mit dem Rätsel und scheinen noch keine richtige Antwort gefunden zu haben. Sie wollen das Genre der breiten Masse beibringen, denn Jazz hat viele Gesichter. Auf "Pauken und Trompeten" steht das Entspannte im Fokus. Bis auf wenige Ausnahmen bewegt sich die Combo ausschließlich im chilligen Lounge-Style und das können sie gut.
Immer dabei: Die witzige Reimkunst der Oberschicht. Rap für Studenten hieß das früher, heute eher Rap für Grundschulväter. Bei allem Respekt vor der Soundkulisse, liegt genau hier das Problem. Teilweise übertreten die Braunschweiger den in der Einleitung erwähnten schmalen Grat und tappen in die Fallen des Genres. Kitschige Texte mit entspanntem Soul klingen schnell wie Xavier Naidoo ("Wichtig") und ambitionierter Studentenrap der 90er wie Die Fantastischen Vier ("Lass Sie Doch") oder Blumentopf ("Lass Mich"). Der Pressetext spricht von "fetten Beats und funky Horns", versprüht also ungefähr die Coolness eines Vorstadt-Daddys, der mit Mitte 50 an der Tüte seines Sohnes zieht und "Geiler Shit, Alter" sagt.
Der Lounge-Jazz wiederum geht ihnen formidabel von der Hand. So entpuppt sich der Instrumental-Track "Jordu" beispielsweise als geile Frühstücksmusik, die unangestrengt gute Laune vermittelt und "Augenblick" als erotisches Soul-Stück mit tiefer, fast ironisch säuselnder "Dr. Love"-Stimme. Über allem aber schwebt das Gefühl einer Wohlstands-Area mit Ledersesseln, Whiskey und Zigarren. Nur einmal wagt sich die Kombo aus dem Korsett und legt Party-Vibes auf.
Mit "Tanz, Baby" erschaffen sie eine Latin-Funk-Nummer, die fast nach Rhythms del Mundo Cuba klingt. Leider featuren sie Gorilla Funk, das Nebenprojekt von Culcha Candela-Rapper Johnny Strange, der dem Ruf seiner Multi-Kulti-Kapelle auch direkt alle Ehre macht: "Ich geh und sprech sie an / und sie sagt sie hat'n Mann / doch sie weiß, dass ich das heute Nacht nicht glauben kann".
So sind es am Ende viele kleine Spielereien, mit denen Jazzkantine den Unterhaltungswert ihrer Songs retten. Mehrstimmige Bläsersätze, eine groovende Rhythmus-Gruppe und Klavier-Patterns arrangieren sie abwechslungsreich, aber nie so weird, dass sich der Martini trinkende Anzugträger an seiner Olive verschluckt.
7 Kommentare mit 11 Antworten
Sodi geht einer ab!
Sorry lauti, aber das ist halt zu 100% Mucke für Dich. Wenn ich da Fanta 4 und Blumentopf lese, fällst nur Du mir ein!
Guckst Du Ironie-Smiley, wollte dem Sandalen-Bruder nur zuvorkommen, das ist alles.
Ja, das 94er Album habe ich damals gehört, aber nicht intensiv und dann auch nie wieder was von denen.
Genau! Rechtfertige dich doch mal vor dem adipösen Forentroll du devotes Bückstück!
Ganz ruhig, Craze und ich sind so *fingerkreuz* und das hier alles Teil eines ewigen Rituals, niemand ist adipös und niemand bückt sich.
es ist immer wieder ein jammer. musikalisch top und als instrumentalscheiben super. aber sobald sie den mund für ihre kreuzbraven spießertexte öffnen, geht alles den bach runter.
Musik für Leute, die glauben, dass man sich im HipHop mit "Yo!" begrüßt. Beginner-Fans also.
Wie begrüßt man sich im HipHop denn?
Natürlich mit "Grüß Gott".
Aber auch nur in der kommenden ZDF-Doku über modernen HipHop im deutschsprachigen Raum, Szene-Slang bleibt selbstredend das griffigere "Grüezi".
Nicht zu vergessen das allseits beliebte „Servus“
"Natürlich mit 'Grüß Gott.'"
Demnach ist mein Vater also der Rapszene zugehörig. Ich wusste ja schon immer dass seine Aussagen wie "Pink Floyd ist die beste Musik aller Zeiten" gelogen sein mussten...!
Im Hip Hop begrüßt man sich nicht, man kommt einfach rein und hält erstmal eine Basspredigt.
10.0!!!
Absolut grauenvolle Mucke. Das war aber zum Glück auch in den 90ern schon so.
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
Dü-dü dü-dü, dü-dü-dü...55555 ist meine Nummaah *eunuchenvoice*