laut.de-Kritik
Der RCHP-Gitarrist singt, klagt, gluckst und röhrt sich durch 15 Anti-Popsongs.
Review von Michael SchuhJohn Frusciante ist zurück. Für den Insider ist diese Erkenntnis weniger neu, kam doch der Mann, dessen Gitarrenspiel das Album "Blood Sugar Sex Magik" hauptsächlich seinen Erfolg zu verdanken hat, bereits 1999 zu seinen Kumpels zurück. Sieben Jahre waren da ins Land gegangen, in denen Frusciante weg wollte vom Stil der Chili Peppers und dies mit zwei unbeachteten Soloalben auch demonstrativ zur Schau stellte.
Zu großen Teilen war er in jener Zeit nur physisch anwesend, wie Frusciante heute sagt, lebte in den Tag und huldigte obskuren Songwriter-Idolen wie Syd Barrett, während er sich, blutjung und steinreich, die satanischsten Drogencocktails zum Frühstück reinpfiff.
Vergangenheit. Der neuerliche Erfolg mit den Peppers ist verarbeitet. Dieser Tage werden Fans der Band weltweit die Stirn runzeln, wenn sie "To Record Only Water ..." in Erwartung dezenter Funk-Riffs in den Player schmeißen. "You don't throw your life away, going inside". Der Soundtrack seiner Vergangenheit ist das Guckloch in die Seele des Gebrandmarkten.
Frusciante singt, klagt, gluckst und röhrt sich durch 15 melancholisch-verstörte Anti-Popsongs, die aus ihrem Kokon der Schwermut nicht ausbrechen wollen. Die Mischung aus Bariton- und Kopfstimme, Drumbeats aus der Konserve, Elektronik und melodieführender Gitarre klingt streckenweise unendlich traurig ("With No One", "Saturation"), klaustrophobisch ("Wind Up Space") aber auch im Ansatz hoffend ("Away & Anywhere").
Die Leistung des Albums steckt in der hohen Kunst der Zurückhaltung, die Frusciante schon beim Gitarrensolo in "Californication" (Track) zelebrierte. Die analogen Soundkniffe in "Remain", überhaupt sein grandioses Verständnis für gefühlvollen Umgang mit Elektronik belegen, dass Frusciante kein Detail unbeachtet lassen wollte. Da mag auch "Ramparts" in seiner Verspieltheit an "Road Trippin'" erinnern, die Bestimmtheit, dass der Sechs-Saiten-Mann bei diesen Aufnahmen selbsttherapeutisch zu Werke ging, ist immanent spürbar.
"When it becomes a waste - why hold on for dear life" fragt er an einer Stelle. Die Antwort gibt John Frusciante mit diesem Album.
40 Kommentare
das ist einfach so großartig.
es darf nicht kommentarlos im orkus verschwinden.
für ein "going inside" würden u2 heute töten.
.....auch schön: die treffende rezi des jungen schuh
So true...
stellt meiner Meinung nach sogar alles was er mit den Peppers gemacht hat in den Schatten.
Ach ja, was hat den Going Inside mit U2 zu tun?
Vielleicht liegt es ja an den Sound der Platte, aber ich seh da so gar keine Ähnlichkeiten.
Ich hoffe, dass die Essenz des Lebens ein wenig mehr hergibt.
kurz nach erscheinen des albums stieß ich zufälligerweise auf das album des pepper-gitarristen und da ich fan bin,musste ich zugreifen.als ich das album das erste mal hörte, wusste ich nicht wie mir geschah. nach mehreren hören erstreckte sich für mich eine neue musiklandschaft. ich war gefesselt und bin es heute immernoch. für MICH eines der besten ever. wahnsinn 5/5
ps: das album ist der grund für meine leidenschaft musik zu hören.
Hey! Ich will nicht dass Jemand dieses Album vergisst!