laut.de-Kritik
Beats abseits der gängigen Playlists.
Review von Daniel StraubWenn das Berliner Label !K7 einen Discjockey für seine traditionsreiche Mix-Compilation-Reihe "DJ-Kicks" benennt, ist das immer ein Moment, dem man mit Spannung erwartet. Denn in der Regel hat man dort einen ziemlich guten Riecher, für das, was die Szene gerade umtreibt und wählt entsprechend geschmackssicher. So auch diese Mal.
Die Wahl fiel auf den Spanier Oriol Riverola, besser bekannt unter seinem Künstler-Alias John Talabot. Der ist spätestens seit seinem Debütalbum "Fin" auf dem Münchener Label Permanent Vacation im vergangenen Jahr in aller Munde. Mit "DJ-Kicks" kehrt der ehemalige Resident des Club Razzmatazz in Barcelona zu seinen Wurzeln zurück.
Mit einem bedeutenden Unterschied allerdings: John Talabot ist eben nicht mehr der Resident-DJ Oriol Riverola. Und so fehlen auch die großen Peaktime-Momente, die Riverola in Barcelona allwöchentlich zelebrierte. Die Tonlage auf "DJ-Kicks" ist vielmehr dezent zurückhaltend, geprägt von schleichenden Beats und viel melancholischem Verve.
Bis zur Mitte prägen das Set krautrockige Elektronik-Grooves. Auf bekannte Produzenten greift er dabei nicht zurück, eine wahre Freude und große Fundgrube für alle, die sich gerne mal auf die Suche nach neuen Produzenten und Musik abseits der gängigen DJ-Playlists begeben.
Erst in der zweiten Hälfte, wenn sich die Beats stärker fokussieren und der Mix eine deutlich housige Note bekommt, tauchen auch bekanntere Namen auf: Max Mohr vom Offenbacher Label Klang Elektronik, Stuttgarts Motor City Drum Ensemble und US-Deep House-Star Jus-Ed finden sich wieder. Zwei exklusive Tracks von Talabot runden das Set ab.
2 Kommentare
Fin ist eines meiner absoluten Lieblingsalben. Den Mix kann man auf Pitchfork in ganzer Länge hören und ich muss sagen, er klingt absolut fantastisch nach dem ersten Durchgang. Viele leicht obskur wirgende Songs am Anfang, die aber erstaunlicherweise funktionieren, und dann wirkliche Klassiker, alte House Tracks, die ich noch nie gehört habe.
Die Redaktionswertung ist meiner Meinung nach zu schlecht. gefühlvoller, dynamischer, warmer und analoger sound, teilweise gefällig, dennoch nie belanglos und zum glück mit hang zum experimentellen.
Wunderbar!