30. Juli 2018
"Dennis Hopper war furchteinflößend"
Interview geführt von Michael SchuhEigentlich sollte Johnny Marr nur die vorab vereinbarten fünf Fragen beantworten. Doch es kam zum Glück anders.
Das Leben schreibt eben doch die schönsten Geschichten. Johnny Marr stand uns für ein Interview im Vorfeld seines neuen Albums "Call The Comet" leider nicht zur Verfügung. Um nicht ganz leer auszugehen, schickte ich seinem Label Warner meine fünf Kolumnenfragen, die von den meisten Künstlern mal eben zwischendurch via E-Mail beantwortet werden. Nicht so bei Johnny.
Nachdem wochenlang keine Antwort kam, hieß es plötzlich: Marr würde die fünf Fragen gerne am Telefon beantworten. Ah. Ok. Aber dann könnte man doch gleich ein richtiges Interview ... Warner: "Sein Management hat zehn Minuten bewilligt". Ok ok. Donnerstag, 20.45 Uhr: In der Redaktion ist längst keiner mehr, lachende SUP-Fahrer paddeln am Fenster vorbei, ich transpiriere. Johnny meldet sich nicht. Dann, 21.15 Uhr: "Hi this is Johnny Marr." Die Verspätung tue ihm sehr leid, er habe zu viel geredet im vorangegangenen Interview. Er würde jetzt aber auch viel reden. Wunderbar.
Johnny, wie vereinbart stelle ich dir jetzt fünf Fragen für meine Kolumne. Die Fragen sind jede Woche für alle Künstler gleich, also bitte nicht falsch verstehen.
No no, alles gut. Schieß los.
Welche aktuelle Platte kannst du empfehlen?
Das gleichnamige Album von Goat Girl, eine Band aus Großbritannien. Eine unübliche und interessante, von Postpunk beeinflusste Platte. Mir gefällt die Unvorhersehbarkeit der Songs. Brauchst du noch mehr?
Immer gerne.
Der neue Interpol-Song "The Rover". Ein paar Freunde haben unabhängig voneinander gesagt, es würde sie an mein Solozeug erinnern. Ich verstehe was sie meinen. Nicht weil ich finde, dass meine Songs nach Interpol klingen oder umgekehrt, aber "The Rover" hat einen ähnlichen Ursprung: Etwas düster und moody, wie ich es gerne nenne. Im Moment gibt es wenig moody music da draußen, jeder will irgendwie fröhlich und unterhaltsam sein. Was kein Verbrechen ist, aber ich mag diesen neuen Interpol-Song einfach. Sie haben mittlerweile ihren ganz eigenen Sound. Auf ihrem ersten Album ... bei den meisten Bands kann man auf ihren Debütalben die Einflüsse noch genau erkennen. Heute haben Interpol ihre ganz eigene Identität, was mir sehr gefällt.
Du sprachst von bestimmten Songs aus deiner Feder, an die sich Bekannte von dir bei "The Rover" erinnert gefühlt hätten, um welche geht es?
Wie gesagt, das kommt nicht von mir, aber einige sahen Ähnlichkeiten zu meinem neuen Song "The Tracers". Beide haben diesen düsteren Vibe, denke ich.
Welche Platte in deinem Besitz ist dir peinlich?
(überlegt) Ich bin kein Anhänger von guilty pleasures, aber ich würde wahrscheinlich sagen: "S.O.S." von ABBA. Ich möchte hier aber gleich einschränken: Die Gitarrenmelodie ist großartig.
Lemmy Kilmister stand auch auf ABBA. Was soll man auch sagen: Es ist große Popmusik.
Es gibt von ABBA noch einen anderen coolen Song: "The Name Of The Game". Fantastische zwölfsaitige Gitarre, gar keine Frage. Aber naja, ich würde die Platten wahrscheinlich trotzdem verstecken, wenn jemand Cooles zur Tür herein kommt.
"Die neue The The-Platte ist großartig"
Darf man seinen Lieblingskünstler noch hören wenn er scheiße redet?
Oh. Was macht man da? (lacht). Stelle ihn auf Social Media zur Rede. Für irgendwas müssen diese Sozialen Medien doch gut sein, oder? Triff sie dort, wo es ihnen am meisten weh tut. Am Ego.
Welche Band sollte sich 2018 unbedingt wiedervereinigen?
Welche Band sollte sich wiedervereinigen? Siouxsie & The Banshees. Und Magazine. Und das Mahavishnu Orchestra. Und ... Moment noch, Wire. Wire sollten sich auflösen und dann wiedervereinigen. Aber die beste Reunion, die in den letzten 15 Jahren stattgefunden hat, ist The The. Ganz klar.
Hast du auf dem neuen The The-Studioalbum mitgewirkt?
Nein, nur auf der Comebacksingle, was ein unglaubliches Vergnügen war. Damit hat sich der Kreis wieder geschlossen. Ich weiß nicht, ob eure Leser das wissen, aber ich war noch vor den Smiths beinahe Gitarrist bei The The. Und nach den Smiths spielte ich fünf Jahre mit ihnen. Matt Johnson (Sänger und The The-Songrwiter, Anm. d. Red.) und ich, das ist wie Familie. Als er The The wieder zusammen stellte, war klar, dass ich nicht bei der Tour dabei sein könnte. Ich empfahl ihm meinen sehr guten Freund Barrie Cadogan von der Band Little Barrie, denn er ist einfach der perfekte Mann für den Job. Die neue Platte ist großartig und Matt singt wie zu seinen besten Zeiten.
Frage Nummer fünf: Lennon oder McCartney?
Oh man! John Lennon für seinen Gesangsstil auf "I Am The Walrus" und "A Day In The Life" und das sind die einzigen Gründe. Ich liebe es, wie er singt. Ich habe ihn allerdings nie kennengelernt, im Gegensatz zu Paul McCartney. Und Paul McCartney ist mit Abstand der coolste Musiker, mit dem ich jemals zusammen gespielt habe. Was vielleicht keine große Überraschung ist.
Nein, zumindest nicht, wenn man deine Autobiografie "Set The Boy Free" gelesen hat, ein sehr ehrliches und einfühlsames Buch über deine Liebe zur Musik, den Menschen und das Leben generell. Es gibt da ein Kapitel, in dem du von deinem Treffen mit McCartney erzählst und dir plötzlich bewusst wird, dass er eigentlich der perfekte Mann für die große Frage ist, wie man dem langen Schatten einer Bandtrennung entkommt ...
Ich traf Paul zu einer Zeit, als es für mich nur eine große Frage gab, nämlich: Wie geht man mit so einer Trennung um? Und wenn du das Buch gelesen hast, kennst du ja auch seine Antwort. Er sagte: "That's bands for ya".
Ja, aber ich komme nicht wirklich hinter die Bedeutung dieser Antwort. Meint er das in Richtung "So sind Bands eben"?
Ach so, ging das bei der Übersetzung verloren? Was stand da denn?
Ich habe die englische Version gelesen.
Verstehe. Der Ausdruck bedeutet so viel wie: Shit happens. (lacht)
Ahh, danke. Könnte man sagen, dass das Schreiben der Autobiographie vor zwei Jahren für dich eine Art Vergangenheitsbewältigung und "Call The Comet" somit eine Art Neustart gewesen ist?
Ja. Beim Schreiben des Buches wartete ich immer auf diesen Moment der Karthasis. Ich wartete auf den Moment, ein Kapitel schließen zu können. Doch dieser Moment kam irgendwie nicht, bis ich dann schließlich "Call The Comet" fertig hatte. Natürlich klingen Teile der Platte nach meiner Vergangenheit, also nach mir, aber das geschah nicht bewusst. Ich habe einfach alles zugelassen. Es gab keine Verbote, wie ich sie mir früher auferlegte. Dieses Nachvorneschauen habe ich mir durch das Schreiben des Buches praktisch erarbeitet. Denn währenddessen musste ich ja pausenlos reflektieren.
Vergangenheitsbewältigung ist vielleicht das falsche Wort, ich habe ein Jahr lang Erinnerungen gesammelt und aufgeschrieben. Wenn ich das Buch 2016 nicht geschrieben hätte, wäre es wohl nie erschienen. Ich habe wirklich kein Interesse, das alles noch einmal durchmachen zu müssen.
Mir gefällt "Call The Comet" wirklich gut. Die Platte klingt modern und insgesamt viel mutiger als deine letzte Platte "Playland", die mir seinerzeit nicht besonders zusagte, um ehrlich zu sein.
Das freut mich zu hören. Mit "Playland" und "The Messenger" wollte ich vor allem zeigen, dass hier eine Band zusammen gefunden hat, die live spielen will und kein Interesse daran hat, mit den Smiths, Electronic oder The The verglichen zu werden. Auf "Call The Comet" bin ich keinem Konzept gefolgt, sondern habe mich nur von meinen Gefühlen leiten lassen. Ohne allzu hochtrabend klingen zu wollen: Die Platte kommt nicht aus dem Kopf, sondern aus dem Herzen.
Es liegen auch vier Jahre zwischen "Playland" und "Call The Comet".
Als das Buch fertig war, wollte ich unbedingt wieder eine Platte machen. Nicht für die Plattenfirma, einfach für mich. Wie in den alten Zeiten, wo man sich von der Welt da draußen abkapselt. Schon in der Mitte des Schreibprozesses merkte ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin: Einen Song komponieren und gleich am nächsten Tag ins Studio gehen und ein Demo aufnehmen. Wenn du etwas Emotionales festhältst, wozu ich Songs wie "Walk Into The Sea" oder "Hi Hello" zählen würde, dann reagieren die Menschen darauf, ohne wirklich zu wissen warum. Es freut mich, solche Reaktionen von außen zu bekommen.
"Alles was ich wollte war Cannabis rauchen"
Spätestens seit deinem Buch weiß jeder um deine Verehrung für Iggy Pop und vor allem das Stooges-Album "Raw Power". Gab es jemals Überlegungen, mit ihm zu kooperieren?
Ja, Ende der 80er Jahre hätte es fast geklappt. Er stellte eine neue Band zusammen und als ich ihn zusammen mit Matt Johnson traf, schlug Iggy sogar vor, was zusammen zu machen. Als er hörte, dass wir bereits eine Gruppe hatten, ließ er die Idee sofort fallen. Aber klar, ich würde jederzeit etwas mit Iggy machen. Im Moment hat er gerade mit Underworld gearbeitet, oder?
Ja, sie haben eine EP aufgenommen.
Stimmt. Was ich an Iggy Pop bewundere, ist die Fähigkeit, seine Energie und seine Freizeit perfekt auszubalancieren. Wenn er also gerade mit Underworld, Josh Homme oder sonstwem beschäftigt ist, denke ich: Was er jetzt ganz sicher nicht braucht, ist eine Anfrage von mir, ob wir mal was zusammen machen könnten. Und wenn ich nichts von ihm höre, will ich ihn nicht in seiner Freizeit belästigen.
Deinen Eindruck bestätigte auch Andreas Neumann, der Regisseur der Dokumentation "American Valhalla" über seine Aufnahmen in der Wüste. Josh Homme und Band saßen abends noch zusammen und wollten natürlich Anekdoten aus den alten Zeiten hören und Iggy trank sein Glas Wein und zog sich anschließend zum Lesen zurück.
Das ist beeindruckend. Ich kann das persönlich genau nachempfinden. Iggy ist natürlich ein intelligenter Mann, aber hinter dieser Haltung steckt auch eine philosophische Attitüde. Das erinnert mich an eine Zeit im Jahr 1987, als ich eine Weile mit Keith Richards rumgehangen bin. Keith ist vom Typ her ähnlich klug wie Iggy. Er nahm sich damals schon viel Zeit zum Lesen heraus und erklärte mir oft unerwartet ausführlich, wie wichtig es ist, seinen Energiehaushalt stabil zu halten. Ich solle mir alles von den Tieren abschauen, war sein Rat, die würden es immer richtig machen. Er kam dann auch immer schnell auf den Themenkomplex Ernährung zu sprechen, da war er seiner Zeit wirklich 30 Jahre voraus. Ich fand das zwar interessant, aber ich war damals Mitte 20 und alles was ich wollte war Cannabis rauchen und Alkohol trinken.
Zurück zu Iggy. Lassen wir die Klassiker mal außen vor: Welches seiner Alben aus den letzten 30 Jahren steht in deiner Gunst ganz oben?
Tatsächlich finde ich die Platte mit Josh Homme wirklich gelungen. Besonders die Texte. Auch wenn er dafür bekannt ist, sind dort sehr starke Zeilen drauf. Ansonsten müsste ich weiter in der Zeit zurück gehen: "New Values" von 1979 finde ich super. Vielleicht weil sie herauskam, als ich ein großer Fan von ihm war. Die traf mich damals total. Zwei Songs gefallen mir weniger, aber der Rest ist top. "Don't Look Down", "New Values", "Five Foot One", "Curiosity", "I'm Bored", alle perfekt. Ich verbinde tolle Erinnerungen mit diesen Songs.
Vielleicht hast du mitbekommen, dass Damon Albarn sich negativ über Kanye West geäußert hat, weil dieser angeblich Paul McCartney für eine Song-Kooperation benutzt habe. Als jemand, der mit unzähligen Musikern kollaboriert hat, musstest du auch schon einmal jemanden vor einem Künstler warnen?
Das klingt jetzt leider etwas langweilig, aber eigentlich waren alle Musiker, die ich getroffen habe, recht cool. Als ich mit Beck gearbeitet habe ... ah nein, stopp, Dennis Hopper. Haha. Dennis Hopper war echt furchteinflößend. Obwohl ich natürlich darauf gefasst war. Ende der 80er arbeitete ich mit Herbie Hancock am Soundtrack zu "Colors", Dennis Hopper führte Regie. Er war ein sehr angespannter Typ und erwartete nur das Allerbeste. Irgendwann stand er vor mir, sein Gesicht fast direkt vor meinem und er meinte mit breitestem Lächeln: "I like you, Johnny." Ist also gerade noch mal gut gegangen. Aber ich würde trotzdem davor warnen, mit ihm zu arbeiten.
Johnny, vielen Dank für das lange Telefonat. Ich freue mich auf deine München-Show, obwohl ich dich gerne hier in der Nähe live gesehen hätte, in Zürich zum Beispiel. Wieso klappt das denn nie mit der Schweiz?
Würde ich auch gerne wissen. Sehr schade. Ich denke mal, es müsste mich jemand einladen. Das letzte Mal, als ich in der Schweiz gespielt habe, muss mit Nile Rodgers und Chic gewesen sein, schätze ich.
Verstehe. Jedenfalls viel Glück mit dem Album. Ist es eigentlich gechartet in England?
Auf Platz 7. Das ist okay. "The Messenger" kam auf 8 und "Playland" auf 10, also habe ich mich sozusagen selbst getoppt. Nach 35 Jahren bin ich einfach froh, dass mich Leute noch auf der Bühne sehen wollen.
2 Kommentare mit 19 Antworten
Wow...! Sein Ego steht so dermaßen im Kontrast zu seinem Gitarrenspiel.
"Darf man seinen Lieblingskünstler noch hören wenn er scheiße redet?" - Morrissey hat Recht und er schert sich nen Scheiss um linke Hypermoral. Gut so.
Was ist "linke" Hypermoral ?
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Schauste hier:
http://m.spiegel.de/netzwelt/web/rechte-sp…
Gutmenschen:
Auch in intellektueller Darreichungsform als "Hypermoralisten" verfügbar, handelt es sich im rechten Sprachgebrauch um Leute, die einen gewissen Mindestanstand im Alltag und Grundrechte für alle Menschen für politische Werte halten. Die Bezeichnung Gutmensch ist eine Schuldabwehr, weil sich Rechte und Rechtsextreme schlecht fühlen, wenn ihr fehlender Anstand im Kontrast zu Nichtrechten so deutlich wird
Kann's allgemein nicht ausstehen, wenn Leute wir der obige Klappspaten hier meinen, dass sie, nur weil sie ihre eigene Asozialität zum politischen Prinzip hochstilisiert haben, plötzlich ein Anrecht darauf haben im politischen Diskurs ernstgenommen zu werden und sich dann auch noch über den vollkommen zurecht einsetzenden Gegenwind echauffieren.
Und? Du fotze hast editiert und "gelöschusert" um deinen eher traurigen Versuch Morrissey als "traurigen alten Spinner" darzustellen zu kaschieren. Damit bist du aus jedem Diskurs raus
Mit einem Scheiss quote eines kulurmarxisten
Das kann ich auch gerne noch einmal öffentlich wiederholen, dass ich Morrisey für einen traurigen alten Spinner halte und dass das jedem mit ein bisschen Klarsicht auch offensichtlich sein sollte. Hielt ich nur letztendlich für den weniger relevanten Kritikpunkt. Zufrieden?
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Junge, du bist ja ganz schön angepisst, wa? Brauchst 'n Pflaster?
vor die 30 jahren bis hin vor gut 2-3 jahren hat die linksintellektuelle schickeria dem guten mann noch den schwanz lutschen wollen, weil er ja ach so gewitzt und schlau, kontrovers, sperrig, verkopft und eigen war. spoiler alert... er ist seiner linie treu geblieben...
Dieser peinliche Beitrag von Sascha Lobo ist auch Mal wieder eher selbstenttarnend als ernsthaft informierend.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Mhh, ja danke für den Morrisey-historischen Ausflug, nur weiß ich jetzt nicht so recht, was genau mir das sagen soll. So wie sich das für mich perönlich darstellt scheint der gute Mann innerhalb der letzten Jahre schon ein paar mehr Pfeile aus seinem Köcher verloren und sein notorisches Misanthropentum schon ein paar mehr Ausflüge ins wirklich Hässliche genommen zu haben, selbst wenn das jetzt mit keinem akuten Wandel in irgenelchen Grundsatzpositionen seinerseits einhergegangen sein mag. Kann aber auch sein, dass ich da daneben liege. Ist mir ganz ehrlich aber auch sowas von herzlich egal, meine Aussagen beziehen sich vorrangig auf den derzeitigen Morrisey und was dann vor 30 Jahren war und was damals irgendeine linksintellektuelle Schickaria veranstaltet hat geht mit ganz ehrlich vollkommen am Hinterteil vorbei.
@Mundi:
Ernsthaft informierend sowieso nicht, das verkennt dann aber auch zumindest zT die Intention des Artikels, würde ich mal behaupten. Bin jetzt ehrlich gesagt auch nicht so Lobo-firm, von daher würde mich mal interessieren, was genau du mit "selbstenttarnend" meinst. Außer du meinst jetzt, dass der Artikel an manchen Stellen implizit bis explizit auch eine relativ weit gefasste politische Grundhaltung transportiert und auch nicht ganz frei von Häme ist. Wenn das dein Punkt ist und dein Ausgangspunktn nur ist, dass der normale "Wörterbucheintrag" ja eigentlich wertfrei ist, dann brauchst du auch nicht weiter antworten, dann hat sich das schon erledigt.
Es wäre mir neu, dass auch weniger hässliche Formen der misanthrophie gibt. Misanthrophie ist immer hässlich. Dieser bigotte vermeintlich politisch korrekte Versuch das Wort auszulegen, ist X.akt was Avon meint. Menschenhass light...der sich nur auf (alte, weiße cis Heteromänner bezieht)
Und damit ja "in Ordnung" ist
Natürlich gibt es mehr und weniger hässliche Formen der Misanthropie. Ich kann meine Misanthropie nach innen tragen und mich einfach nur von anderen Menschen abkapseln oder ich kann sie explizit und aggresiv nach außen tragen. Ich kann leute vielleicht ab und an nur mal unhöflich anschnauzen oder ich kann wirklich direkt beleidigend werden. Ich kann meine abwertendn Äußerungen allgemein und wenig konkret halten oder ich kann Menschen spezifisch, persönlich und direkt angehen.
Zu behaupten, das wäre alle irgendwie gleichwertig ist doch absolut absurd.
Ob deswegen meine Einschätzung zu Morrisey's Entwicklung stimmt, ist natürlich eine ganz andere Frage. Kann gut sein, dass du da mehr Einblick hast als ich. Den Punkt schenke ich dir dann auch gerne, wenn du meinst du hast da mehr Einblick. Mir ging es wie schon gesagt von vornerein eigentlich nur um den Jetzt-Zustand.
Und ich bin mir sicher, dass es auch genug nichtweiße, traurige, alte und junge Spinner/innen auf der Welt gibt. Hat mit der Diskussion gerade nur herzlich wenig zu tun.
Und wenn es Leute gibt, die da diesbezüglich irgendwelche Doppelstandards anwenden, und die gibt es mit Sicherheit, dann bin ich da übrigens auch voll auf deiner Seite, dass das bigott und scheiße ist.
...um Morissey schert sich jetzt aber auch keiner mehr einen Dreck...