laut.de-Kritik

Die männliche Version von Celine Dion.

Review von

Josh Groban ist der perfekte Schwiegersohn: Er sieht brav aus, er kann singen, er ist allseits beliebt und er ist reich. Sehr reich. Von zwei Studioalben und zwei Live-DVDs hat er 15 Millionen Exemplare verkauft. Eine astronomische Zahl, die er mit seinem Drittling "Awake" problemlos ausbauen dürfte.

Dabei geht der Kalifornier auf Nummer sicher und setzt auf dieselbe Mischung aus Pathos, orchestraler Begleitung und Bariton-Stimme wie schon auf den Platten zuvor. Sein Mentor David Foster hat ihm die Songs wieder auf den Leib geschnitten. Bereits der Opener "Mai" ist hart an der Grenze zur Schnulze. Deutlich dahinter positioniert sich die erste Singleauskopplung "You Are Loved (Don't Give Up)", mit einem Beat im Hintergrund, der so seicht ist, dass er sich anhört wie ein platter Reifen auf der Autobahn.

Ein bisschen Klassik, ein bisschen Pop – das Ganze erinnert zuweilen an Rondò Veneziano mit Stimme. Groban singt auf Italienisch, Spanisch und Englisch, wobei sich einige Stücke - etwa "So She Dances" - auch als Filmberieselung eignen würden.

Erst gegen Ende unternimmt Groban den Versuch, sich aus dem wogenden Soundkorsett zu befreien. So entstand "Now Or Never" mit der Sängerin Imogen Heap, die zwar keine Stimme, dafür alle Instrumente beisteuert. "Un Giorno Per Noi" stammt aus dem Soundtrack zu Franco Zeffirellis "Romeo Und Julia" (1968) und aus der Feder des Komponisten Nino Rota, der die Titelmelodie zu "Der Pate" schuf.

Doch es sind die letzten drei Zusammenarbeiten, die potentiell Aufmerksamkeit erregen. Das mit Dave Matthews geschriebene "Lullaby" und "Weeping" sind mit Ladysmith Black Mambazo eingespielt. Auf Paul Simons "Graceland" sorgten die Stimmenkünstler für Gänsehaut, hier agieren sie aber zu sehr im Hintergrund, um richtig in Erscheinung zu treten. Da hilft es auch nicht, dass Simons Gitarrist Vincent Nguini beim zweiten Stück mitklimpert.

Den Schluss macht der ehrwürdige Pianist Herbie Hancock, dem es tatsächlich gelingt, ein bisschen von seinem Fusion-Jazz mit aufs Album zu packen. Ein mutiger Schritt, der den Rest der Platte aber nicht rettet. Wer auf Celine Dion steht, kann sich auch mit Josh Groban anfreunden. Bei den meisten anderen dürften eher Blähungen einsetzen.

Trackliste

  1. 1. Mai
  2. 2. You Are Loved (Don't Give Up)
  3. 3. Un Dia Llegara
  4. 4. February Song
  5. 5. L'Ultima Notte
  6. 6. So She Dances
  7. 7. In Her Eyes
  8. 8. Solo Por Ti
  9. 9. Now Or Never
  10. 10. Un Giorno Per Noi
  11. 11. Lullaby (With Ladysmith Black Mambazo)
  12. 12. Weeping (With Ladysmith Black Mambazo)
  13. 13. Machine (With Herbie Hancock)

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44 Kommentare, davon 41 auf Unterseiten

  • Vor 16 Jahren

    Ich steh mal so gar nicht auf Celine Dion, finde aber ein paar Songs von Josh Groban trotzdem unglaublich toll.
    Die Stimme klingt total gut und da würden nichtmal 100 DSDS-Gewinner zusammen rankommen.
    Und die Stimme passt nunmal zu solchen klassischeren Liedern. Passt also ;)

  • Vor 16 Jahren

    Was macht eine gute Kritik aus? Für mich, dass sachlich das Album und/oder der Künstler kommentiert und kritisiert wird, ohne persönlich oder gar beleidigend zu werden.
    Ich mag die Musik von Josh Groban gerne, was mich aber nicht abhält sachliche Kommentare zu anderen Künstlern abzugeben. Unter die Gürtellinie-Kommentare braucht eigentlich kein Mensch.

  • Vor 15 Jahren

    Jeder, der SCHÖNE Musik mag, wird dieses Album lieben. Die Songs laden zum träumen ein, sie haben harmonievolle und (im positiven Sinne) eingängige Melodien, sind sehr stilvoll arrangiert... was will man mehr? Ach ja, Josh Grobans unglaublich betörende Stimme. Frauen werden dahinschmelzen, so wie ich zuvor bei jedem Anhören dahineschmolzen bin.
    In dieser Stimme steckt so viel Männlichkeit, auch wenn sie eher Bariton als Bass ist und trotz ihrer Kraft kann sie so unglaublich zärtlich sein. Ja, Gefühl darf man nicht vergessen. Und davon steckt jede Menge drin. Von seiner ausgereiften Gesangstechnik brauch ich gar nicht erst afangen--
    Awake ist ein Album für MUSIKliebhaber, die sich mit dem Herzen (,nicht mit Kopfzerbrechen,)einlassen wollen.

    Nochwas zu der Kritik auf laut.de. Ois Mü-hüll!! Ein so phänomenales Album zur Schnulzenoper zu degradieren ist nicht gerade angemessen, wie ich finde, und wahrscheinlich eh nur Ergebnis balladesker Abneigung IRGENDEINES Musikkritikers DA DRAUßEN.
    Und was soll der Kommentar: "Er probiert nicht grad was neues aus?" Is ja wohl klar, warum das so ist????!!!

    Wie auch immer, hunderttausende von Herzen schlagen für die Musik von Josh Groban und wer mal reinhört, wird sich nicht mehr wundern, warum das so ist!