laut.de-Kritik

Die Energie strömt einfach nicht bis ins Wohnzimmer.

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Die geprügelten Knaben aus Bakersfield schickten ihre Gefolgschaft nicht gerade auf einfache Pfade: Der Duden-Langhaar-Metaller rümpft meist schon von Weitem die Nase, wenn es um elektronische Klänge geht. Und was sie mit der Vorab-Single "Get Up" der aktuellen Scheibe "The Path Of Totality" versprachen, konnten sie auf Albumlänge nicht einhalten.

Auf der Tour zu eben diesem experimentellen Album fahren sie ihre Dubstep-Produzenten gleich mit auf die Bühne. Skrillex rockt an der E-Gitarre, die an aufgepitchte Scratches erinnernden Wummer-Sounds trümmern durch die Hollywood Palladium-Räumlichkeiten. Doch was auf CD schon nicht so recht zündet, das sorgt auch mit Strobo-Dauerfeuer und Drum'n'Bass-Visuals nicht für offene Münder.

Die Tracks des Live-Moments sind etwas lieblos aneinander gereiht. Die Ansprachen und Pausen zwischen den Liedern – einfach weggeschnitten. Der Auftritt verkommt dadurch zu einem Youtube-Abend, an dem sich ein Video an das nächste reiht. Auch die kurz gehaltenen Interviews der Bandmitglieder verleihen der DVD wenig Würze und liefern dem Fan nur bedingt Hintergrund-Infos.

Sangen einige respektvolle Anhänger noch zaghaft die Zeilen "You're so cynical / Narcissistic cannibal" mit, rastet die Crowd zu "Here To Stay" komplett aus: Zu der Mark und Bein durchdringenden, scheppernden Drahtseil-Bass-Gewalt von Fieldy schreien sich die Fans die Kehle aus dem Hals. "Gonna break it down!" Bewegung bei den Fans, Kopfnicken und ein heimlich-gedachtes 'endlich!' beim Korn-Fan der frühen Stunde stellen sich ein.

In der zweiten Hälfte kuschelt sich ein Klassiker an den nächsten. Alle scheinen auf "Freak On A Leash" und "Falling Away From Me" gewartet zu haben: Korniges Geprügel auf und unterhalb der Bühne. Beim abschließenden "Blind" verwandelt die aufgeheizte Meute die etwas zu schick wirkende Location in den Vorgarten der Hölle. Fronter Davis gurgelt und grölt sich durchs Blumenbeet – ganz wie in alten Zeiten.

Korn ist und bleibt eine Bühnen-Macht. Die Auftritte lohnen sich selbst dann, wenn man mit den Alben wenig anfangen kann. Doch mit dieser Ausgabe von aneinander gereihten Live-Clips strömt die Energie einfach nicht bis ins Wohnzimmer.

Trackliste

  1. 1. Get Up
  2. 2. Kill Mercy Within
  3. 3. Illuminati
  4. 4. Chaos Lives In Everything
  5. 5. My Wall
  6. 6. Way Too Far
  7. 7. Narcissistic Cannibal
  8. 8. Here To Stay
  9. 9. Freak on a Leash
  10. 10. Falling Away From Me
  11. 11. Predictable
  12. 12. Another Brick In The Wall
  13. 13. Shoots And Ladders
  14. 14. One
  15. 15. Got The Life
  16. 16. Blind

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