laut.de-Kritik
Ironie ist nicht jedermanns Sache.
Review von Kai ButterweckDass das Rock- und Pop-Business kein Zuckerschlecken ist, mussten sich vor einigen Wochen auch die fünf hibbeligen Crossover-Shootingstars von Kraftklub eingestehen. Da gab es doch tatsächlich einige Fans, die den Chemnitzern wegen des Textes ihres Songs "Unsere Fans" via Facebook und Co. so richtig die Hölle heiß gemacht haben.
Richtig so. So darf man mit seinen eigenen Anhängern natürlich nicht umgehen. Was denken sich die neuerdings auch gerne mit Motorradmasken auftretenden Jünglinge eigentlich dabei?
Kleiner Auszug gefällig? Bitteschön: "Unsere Fans war'n mal dagegen, die wollten nicht gefallen, früher kleine Läden und jetzt nur noch volle Hallen. Und ich fand die mal gut. Die waren treu und korrekt. Doch ist man drei Minuten weg, feiern die 'nen neuen Act." Zack, der hat gesessen.
Ironie ist halt nicht jedermanns Sache. Ein Problem, das den Kraftklub-Verantwortlichen vor Kurzem wie ein Vogelschiss auf die Schuhe platschte. Tiefere Wunden wird der Groll Vereinzelter aber sicherlich nicht hinterlassen. Dafür wird der zahlenmäßig weit überlegene Fanbereich mit Gespür für kraftklubschen Humor schon sorgen. Der bekommt von seinen Idolen nämlich auch anno 2014 wieder so Einiges serviert.
So geht es nicht nur den eigenen Untertanen an den Kragen, sondern auch bierbäuchigen Illusionen ("Zwei Dosen Sprite"), Zweisamkeitszwängen ("Für Immer"), garstigen Dieben ("Mein Rad") und breitbrüstigen Crew-Marotten ("Deine Gang"). Da lachen sich sogar waschechte Chemnitzer "Schrotter" schief und krumm und prophezeien dem Quintett eine rosige Zukunft ("Vorm Proberaum").
Musikalisch geht es nicht minder beschwingt zur Sache. Zu altbewährten The Hives-Hommage-Rhythmen ("Unsere Fans", "Alles Wegen Dir", "Für Immer") gesellen sich diesmal luftig lockere Ska-Einwürfe ("Schüsse In Die Luft"), 80s-Indie-Pop-Einschübe ("Blau"), schroffe Hinterhof-Punkrock-Anleihen ("Hand In Hand") und mit Banjo-Klängen untermalte Halbakustik-Spielereien ("Meine Stadt Ist Zu Laut") dazu. Fein, fein.
Langeweile kommt während der knapp dreiviertelstündigen Melange aus Punk, Pop, Rap und Pop jedenfalls nicht auf. Die Band lässt sich nicht beirren. Ohne großen Firlefanz im Gepäck, hüpfen die fünf Chartsstürmer auf bewährtem Terrain umher. Gelegentliche Blicke über den Tellerrand sorgen zudem für eine Vielzahl offener Türen in nahezu alle Richtungen. Da freut man sich doch heute schon auf den nächsten Streich der Klubberer.
21 Kommentare mit 50 Antworten
höi, butterfrutzel! es gibt nur EINEN club!
Was bedeutet butterfrutzel?
Öhm sind die Introdrums von "Unsere Fans" eins zu eins von QOTSA's "Millionaire" geklaut ??
Ansonsten klasse Album auch wenn ich erst einen Durchlauf habe. Aufjedenfall energiegeladener und trotzdem melodischer als "Mit K"
Ja die ähnlichkeit ist tatsächlich frappierend, aber ich glaub dass das wahrscheinlich eher von einem der 5 mio ähnlichen klingenden Introdrums von The Hives stammt.
Finds bisher besser als den Vorgänger, weil ein wenig (wenn auch nur marginal) angerautere Produktion und vor allem mehr Abwechslung. Mit K war und ist ne starke Platte, die aber mit dem großen Nachteil zu kämpfen hat auf Dauer viel zu gleich zu klingen
Das Album klingt super und macht einfach Spaß!
Cooles Album, vor allem die kritischen und politischen Texte gefallen.
Entweder trollst du oder du bist sehr leicht zufriedenzustellen.
Und keinem der echten und Möchtegern-Musikkritiker hier ist aufgefallen, dass die Bridge von Zwei Dosen Sprite genau so klingt wie der Beat von Es brennt von Thees Uhlmann?
#Enttäuschung