laut.de-Kritik
Echte Männer? Dreckige Frauenschläger!
Review von Anastasia HartleibIch habs versucht. Ich habs wirklich versucht. Als "Blanco" in mein Postfach trudelte, hab' ich mir gesagt: "Jetzt sei mal unvoreingenommen. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht." In der Tat, fing das, was Majoe und Kurdo da abgeliefert haben, gar nicht so übel an: Die klar produzierten Beats wirken zwar aufgrund ihrer Orientierung an aktuellen Trends etwas austauschbar, gehen aber allemal als hörbar durch. Der Opener "Smokey & Body", ein kleines Gangster-Epos, schindet mit Technik und Flow fast schon Eindruck und kommt ohne sinnlose Zweckreime aus. "Mensch", hab' ich gedacht, "wenn die das Album jetzt so als Gangster-Storyteller aufziehen, kann das wirklich ganz gut werden."
Auch die nächsten Songs schlagen diese Richtung ein. "Augen rot wie der Tod, wir sind nachtaktiv / immer wenn du die Laternen flackern siehst / sie schließen die Fenster, denn der AMG-Sound kommt plakativ, flattert wie Magazin", rappt Majoe auf "Nachtaktiv". Fast könnte man "Refu Gs" als satirische Antwort auf die Ängste der AfD betrachten, wenn Kurdo die Hook anstimmt: "Du kriegst 'nen Kopfschuss so wie Kennedy, Kennedy / Junge, wir sind Refu Gs, Refu Gs / die Nase hoch, der Benz ist tief, Benz ist tief / Junge, wir sind Refu Gs, Refu Gs." Klar, dieses Gangster-Ding und die Zelebrierung des Materialismus gefällt jetzt nicht jedem. Aber wers mag ...
Auch Kurdos Faszination für "Barone" der Populärkultur, Pablo Escobar oder der "Scarface"-Charakter Tony Montana, bietet irgendwie einen Unterhaltungsfaktor. Sein unbedingter Wille, so zu sein wie sie, schlägt in richtigen Übermut um, als er rappt: "Rote Augen wie Diablo / Zwischen Haram und Halal in Almanya, doch ich halte die Balance / Diego, Diego - mein Leben ist ein Drehbuch / Ya hero, Ya mero / we love to entertain you / Antonio, Antonio - keine Maniern / wir komm' wie Napoleon, denn die Welt gehört mir." Halt mal: Wer ist Diego? Und wer Antonio? Ya hero, Ya mero - ist das jetzt Spanisch? "Vom Held zum Zackenbarsch"? Hä? Ah, ne, doch Kurdisch für "Alles oder Nix". Ist der jetzt bei Xatar? Und was haben ProSieben und Napoleon damit zu tun? ... Illuminaten!
Das alles wäre tatsächlich amüsant und irgendwie ja ganz okay. Spinnen die halt ein bisschen. Ist ja nicht schlimm und tut ja keinem weh. Aber dann kommt ein knapp zweiminütiges Skit, mit dem Kurdo und Majoe "Blanco" um 180 Grad drehen. Ab diesem Skit, das den aussagekräftigen Namen "Ka7hba Slap (Skit)" trägt, wird dieses Album dermaßen verachtend, gewalttätig und unverhältnismäßig, dass einem schlecht wird.
Alle meine guten Vorsätze verpuffen, als sich Majoe über ein Mädel aufregt, das er derzeit flachlegt, und Kurdo ihm den verheißungsvollen Rat gibt "ihr direkt einen Kahba-Slap" zu geben, wenn sie aus dem Zug steigt. Also einen "Nutten-Schlag". Majoe verfällt in schallendes Gelächter und das Skit geht in einen Song namens "Charlie Sheen" über, dessen Hook so klingt: "Die Bitch muss bügeln, muss sein / wenn nicht gibts Prügel, muss sein / ein auf Gefühle, muss sein / ich will ein bisschen Vergnügen, muss sein / wie sieht's aus mit Betrügen? Muss sein / und danach schickst du sie mit dem Bus heim, muss sein, muss sein."
Hass, Ekel und Entsetzen machen sich breit. Danach wird es nicht besser. Über die letzten zehn Songs folgen immer mehr solcher Botschaften, mal mehr, mal weniger unauffällig untergebracht. Mir wird richtig schwindelig, ich kann das gar nicht glauben: Doch, doch, da steht "Warner" im Vertrieb. Ja, doch, Spotify verkauft diese Typen als "Generation Deutschrap". Und, ja, Majoe sagt wirklich: "Fick deutsche Rapper, denn nur echte Männer können Frauen schlagen."
Wie zum Teufel kann das sein? Wie kann es sein, dass dreckige Frauenschläger ihre widerliche Scheiße auf einen Tonträger pressen dürfen, und kein einziger Mensch bei Warner kommt auf die Idee: "Halt mal, das geht jetzt doch ein bisschen zu weit. Wollen wir als Haus uns wirklich hinter einen Künstler stellen, der ein derartiges Menschenbild propagiert?" Dass Spotify der Meinung ist, diese Typen stellten ein passendes Aushängeschild für Deutschrap dar, setzt dieser widerwärtigen Geldmacherei noch die Krone auf.
Nichts, wirklich gar nichts rechtfertigt einen Satz wie "Nur echte Männer können Frauen schlagen". Kein Geld der Welt und auch keine Religionsauslegung. Man kann von aktuellen Feminismus-Debatten halten was man will, doch sollte uns allen klar sein, dass das Schlagen von Frauen keine Machtdemonstration ist, sondern ein verachtenswerter Selbstprofilierungsakt eines niederen, hasserfüllten Menschen, den es nicht zu beschönigen, sondern zu verurteilen gilt.
35 Kommentare mit 90 Antworten
5/5 für die gerade Haltung dieser beiden Herren!
Dreckiger Spast!
Findest du also nicht, dass man Frauen schlagen sollte?
Nur mit einem Stock, der nicht dicker als der eigene Daumen ist.
Dummkopf
Halt dein Maul, du Hund.
immer feste drauf
5/5 dafür, dass Fatih es in die verlinken Videos auf laut.de geschafft hat.
Reingeschissen
Kann eigentlich nicht mehr lange dauern, bis er selbst mal ein Album aufnehmen darf. Falls Onkel Mahmut mit von der Partie ist, würde ich es mir anhören.
Ich würde mir das Unboxing-Video ansehen, in dem er sich selbst als seinen Bruder bezeichnet und sein Album über den grünen Klee lobt.
Klarer Favorit für den Integrations-Bambi
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
wenn es wenigstens bei "ich geh in' Puff und hau im Suff meine Frau kaputt" attitüde bleiben würde. Aber nein, irgendwann darf man sich dann wieder diese fotzigen jammertracks anhören "mimimi alle frauen sind huren....mimimi ich kann keiner frau vertrauen...mimimi wo ist sie nur? die eine keusche mutter maria, die stolz ihr Hijab trägt?"
glaube das die es trotz musikalischem erfolg bei vielen frauen eher schwer haben. halbwegs intelligente westliche frauen können mit sowas gar nix anfangen und bei halbwegs intelligente hijab frauen siehts nicht anders aus. was bleibt sind dümmliche proll-schlampen, denen sie dann ihre thementracks widmen.
Habe jetzt Mal näher reingehört. Schlecht ist das Album nicht, 3/5 hätte man schon geben können.
Gerade auf Majoes Seite sein bisher mit Abstand bester Output - was zugegebenermaßen nicht schwer ist, but still. Auch Kurdo war höchstens auf dem Debüt überzeugender. Paar der Beats sind echt solide, die ein oder andere lustige Line ist ebenfalls dabei.
Die beiden harmonieren gut zusammen, solo würde ich Majoe auch echt nicht hören wollen. Wäre dazwischen nicht so viel Mist dabei, hätte das Album sogar was werden können.
Junge, als Ersatz für'n eigenes paar Hoden hängst du mit dem Mund feige an denen von Baude
Sehe da jetzt keine Mauschelei. Ehrliche, erfrischend unparteiische Meinung abseits des beknackten lautexklusiven Keuschheitsgürtels auf roségewichsten Steroiden
ihr habt doch alle lack gesoffen. das album ist musikalisch kompletter dreck. inhaltlich ist es übles shisha gewixxe. wenn ich frauenfeindlichen kram hören will, dann pumpe ich folta+kerka...die bringen übrigens zeitnah n neues tape raus
@Garret Sehe den Zusammenhang da auch nicht. Hatte mir das Album bis gestern gar nicht angehört, da Majoe nach Seyed für abgrundtiefe Scheißmusik bekannt ist und Kurdo die letzten Jahre eigentlich auch nur ôdes Gejaule rausgebracht hatte. Ohne die Review auf laut.de hätte ich es nichtmal beachtet.
@Sodhahn Baude wollte glaube ich nur provozieren. Und bzgl. Frauenfeindlichkeit gibt das Album tatsächlich nicht so viel her, wie die Kommentare hier vermuten lassen. 3/5 ist jetzt auch keine Hammerwertung von mir, privat würde ich das nicht weiter pumpen. Aber finde schon, dass es sich leicht positiv vom restlichen Output der beiden abhebt, der für mich wesentlich weniger hörbar ausfiel.
Majoe ist und bleibt dreck. Ungeachtet dessen WAS er in seinen texten sagt oder welche BEATS er berappt.