laut.de-Kritik
Großspurige Pathos-Kost, komplett austauschbar.
Review von Kai Butterweck"Ich ging in Richtung Blues und Funk, bastelte an Roadmovie-Titeln. Ich verrannte mich sogar eine Weile in Heavy-Metal-Experimente", verriet Laith Al-Deen zur Entstehungsgeschichte seines neuen Albums. Heavy Metal? Laith Al-Deen umgeben von krachenden Powerchords und pumpenden Drums? Das wär doch mal was, oder?
Wurde aber leider nichts draus. Stattdessen machte Pop am Ende das Rennen und schob all die anderen sich anbieten Genres nett aber bestimmt beiseite. Klingt unspektakulär? Ist es auch. Nur selten wagt Al-Deen einen Blick über den Tellerrand und lässt dabei großspurige Pathos-Kost à la Bourani, Naidoo und Co hinter sich.
Da wäre zum Beispiel der Titeltrack, in dem der musikalische Background zwischen waberndem 90s-Pop und kratzigem Selig-Rock der alten Schule pendelt – alles im grünen Bereich, "wenn alles gut geht." Ähnlich energiegeladen präsentiert sich der Sänger mit dem samtweichen Organ auf dem Song "Das Kannst Nur Du", einer vertrackten Gitarren-Pop-Ballade der gehobeneren Sorte. Das war's dann aber auch schon in punkto "innovativer" Highlights. Der Rest des Albums dümpelt mehr oder weniger ausdruckslos vor sich hin.
Standardmäßig wird gezweifelt ("Was Wenn Alles Gut Geht"), geweint ("In Meiner Nähe") und nach vorne geschaut ("Volle Kraft"). Das hat zwar textlich und musikalisch alles Hand und Fuß und lässt hier und da auch mal die Füße mitwippen, doch so richtig hängenbleiben will am Ende irgendwie nichts.
Im Stile eines gängigen Herzschmerz-Entertainers spult Laith Al-Deen sein Pop-meets-Soul Programm runter. Und wenn er dann doch mal eine Abzweigung nimmt, verliert er sich in peinlichen Dancefloor-Welten, umgeben von zweitklassigen Tears For Fears-Bassläufen und noch zwei Ligen drunter gurkenden Keyboard-Spielereien ("Nur Wenn Sie Daenzt")
Zwar verzichtet der Sänger weitestgehend auf den Einsatz von anorganischen elektronischen Einwürfen, doch das ändert nichts am sterilen Gesamtbild des Albums. Irgendwie will der fast schon konzeptionell aufgeplusterte Background nicht so richtig in die Gänge kommen. Sicher, hier geben sich alle Mühe: die Gitarristen, der Bassist, der Drummer und all die anderen im Hintergrund werkelnden Schattengestalten. Doch es entsteht kein Leben.
Das kennt man alles schon zur Genüge; den deutschsprachigen Barden mit Tränen in den Augen und einem hoffnungsvollen Lächeln im Gesicht, der sich inmitten solider aber kantenloser Pop-Rock-Arrangements nicht so richtig zwischen Freud und Leid entscheiden kann. Irgendwie komplett austauschbar.
2 Kommentare mit 6 Antworten
Büdabüdabüdabüdabüdabüda
Bilder von dir...überdauern...bis in alle Zeit...
Bis in alle Zeit/Bis in alle Zeit
Badammbadammbadammbadamm
Ich finde auch, dass die Platte unter Ihren Möglichkeiten bleibt - vor allem wenn man bedenkt, wieviel Promotion darum gemacht wurde und wird. Dennoch finde ich zwei Sterne etwas zu negativ gevoted. Das Teil wird immerhin von den meisten Laith-Fans frenetisch gefeiert und befindet sich auf Platz 2 der deutschen Album-Charts gelandet.
Vor zehn Jahren wurde Daniel Küblböcks Debütalbum von seinen Fans auch frenetisch gefeiert und befand sich auf Platz 2 der deutschen Album-Charts.
War das also Qualitäts-Musik?
Gruß
Skywise
Naja, Laith mit Küblböck zu vergleichen zeugt aber auch nicht von fairem Umgang mit Musikgeschmäckern.
Stimmt, aber außer Fan-Fürsprache und Charts-Plazierung hast Du ja auch keine weiteren Kriterien für das Album angesetzt, die mehr als zwei Punkte wert sein sollen ...
Gruß
Skywise