laut.de-Kritik
Die Glamour-Opas liefern erstklassigen (Brit-) Pop.
Review von Michael Schuh"Duranies" nannte man die Fans dieser Band, als es noch welche gab oder zumindest noch Hits von der Band, deren letzter ("Ordinary World", 1993) einen traurigen Höhepunkt des seichten Radio-Pops darstellte. Und nun "Pop Trash": Das Cover protzt mit einem Stückchen Elvis-Limousine, das Booklet glitzert im Pop Art-Style und die zahlreichen Bandfotos lassen die aktuelle Drogenabstinenz des Trios mehr als zweifelhaft erscheinen.
Und siehe da: Die Edelnutten des 80er-Glamours kämpfen um die Abkehr von der Peinlichkeit. So überzeugend wie nie: mit erstklassigem Material, sprich, Pop. Wo U2 den Stilbegriff noch großmäulig aufs Cover ihrer uninspiriertesten Platte setzten, verhält sich der Duran-Output zum Titel umgekehrt proportional.
Mit der gewohnten Portion Schwulst auf der Kelle serviert das Trio Le Bon, Rhodes und Cucurullo Herzschmerz-Häppchen wie den Single-Opener oder das in Beatles-Tradition (!) schmachtende "Starting To Remember". Ungewohnt zähe Rockklumpen wie "Hallucinating Elvis" triefen zwar vor Zuckerguss, schmecken dank sorgfältiger Zubereitung aber auch (bzw. erst) nach dem zehnten Mal, was ja beileibe nicht immer so war.
Die Plattenfirma wird jauchzen; sieben bis acht chartfähige Nummern streiten um die Single-Geburt, allen voran "Playing With Uranium" und das dem Pop-Papst Warhol huldigende "Pop Trash Movie". In Anbetracht der Tatsache, dass der Back-Catalogue von Duran Duran ("Wild Boys" ausgenommen) doch eher semigeil war, ist dieser Quantensprung kaum zu fassen. Nun denn, stellt euch der Häme, blamiert euch im Freundeskreis und sprecht mir nach: "Ich bin ein Duranie".
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