laut.de-Kritik
Bobby macht den Tarantino.
Review von Mirco LeierLogics Karriere machte in den letzten Jahren eine interessante Entwicklung durch. Nachdem er ursprünglich als sympathischer und handwerklich-talentierter Rap-Streber zum Beginn der 2010er in der Szene aufschlug, wuchs er mit ungelenkeren Pop-Rap Anbiederungen und einer Sintflut an corny Lyrics mehr und mehr zum Gespött eben dieser heran. Nur um sich wiederum, nachdem er sich eigentlich schon in die Nachwuchs-bedingte Frührente verabschieden wollte, mit Alben wie "No Pressure" und "Vinyl Days" zurückzumelden, die mit fast zehn Jahren Verspätung doch noch an das Potenzial anknüpfen, das er damals auf seinem Major-Debüt an den Tag legte.
Das letztjährige "Vinyl Days" markierte neben dieser Rückkehr zur Form auch das Ende seines Label-Deals mit Def Jam, was es Logic ermöglicht, sich bei der Konzeption seiner Alben musikalisch noch mehr auszutoben und auch die letzten kreativen Scheuklappen abzulegen, ohne befürchten zu müssen, einen bösen Anruf von Paul Rosenberg zu bekommen.
Die Zeichen standen also gar nicht mal so schlecht für "College Park", Logic erstes Album als Independent-Rapper. Und ja, das als Konzeptalbum über die Karriere-Anfänge des Rappers angelegte Projekt hält tatsächlich das Qualitätslevel über seine 60-minütige Spielzeit auf einem soliden Level. Doch ultimativ scheitert Logic erneut daran, die größten Schwächen seiner vorigen Alben auszumerzen. In der Folge will ihm auch hier der Sprung aus dem oberen Mittelmaß nicht so recht gelingen.
Die Überlänge fällt hier gerade deshalb so stark ins Gewicht, weil Logic den Hörer viel zu selten lyrisch abholt. Dafür, dass er einem seine Anfänge als Rapper näher bringen will, klingen die zahlreichen Verbeugungen vor seinen Idolen, seine 'I did it for Hip Hop'-Mentalität und seine immer noch vorhandenen corny One-Liner erstaunlich vertraut und altbacken. Momente der genuinen Introspektion wie das berührende "Village Slum", auf dem er über den Alkoholismus reflektiert, der seinen Stammbaum durchzieht, finden sich viel zu selten. Dafür bekommt man Song für Song Jazz-Rap Motivations-Predigten um die Ohren gehauen, wie Logic sich gegen alle Widrigkeiten durchsetzen konnte.
In der Folge lassen sich die Highlights auch eher auf das Musikalische als auf das Inhaltliche zurückführen. Instrumental liefert das größtenteils von 6ix produzierte Projekt wieder geschmackvolle Kost für Boom Bap-Connaisseure, jedoch machen gerade die Momente am meisten Spaß, in denen "College Park" nicht einfach nur wie die B-Seite zu "Vinyl Days" klingt. Die angestachelten Snyths auf "Wake Up", die Trap-Keys auf "Shimmy", oder der verführerische Bass auf "Paradise II" holen das absolut Beste aus Logic heraus. Selbst der Versuch einer Stoner-Ballade auf "Highlife" geht erstaunlich souverän über die Bühne.
Auch die Auswahl der Feature-Gäste fühlt sich im Vergleich zu seinem letzten Album ein wenig organischer an. Ja, RZA, Bun B und Redman sind trotz solider Beiträge gefühlt erneut nur hier, um Logics Kredibilität unter Beweis zu stellen. Und Family Guy-Schöpfer Seth MacFarlane klingt trotz seiner schönen Singstimme auf einem Album wie diesem ein wenig befremdlich. Aber über die meiste Zeit der LP lässt sich Logic von Jugend-Freunden aus seiner Rap-Crew RattPack unter die Arme greifen, die entsprechend hungrig klingen. Das passt nicht nur ins Narrativ des Albums, es sorgt auch aufgrund der starken Verses von C Dot Castro auf "Lightsabers" und dem Posse-Cut "Gaithersburg Freestyle" für einige der stärksten Performances der gesamten LP.
Die Krux von "College Park", die selbst die besten Momente der LP ein wenig schmälert, findet sich allerdings in der Art und Weise, wie Logic den autobiografischen, konzeptuellen Überbau zusammenhält. Die minutenlangen Skits, die über den Verlauf der LP Logics Alltag vor seinem Durchbruch skizzieren, fallen nicht nur unnötig lang aus (auf "Paradise II" und "Playwright" nehmen sie nahezu die Hälfte der Laufzeit ein) sie geraten mit mehreren Wiederholungen auch mehr und mehr anstrengend.
Vom Träumen über ein RZA-Feature, über Burger-Essen mit seinen Homies bis hin zu einem seiner Auftritte: Bobby versucht sich als Tarantino. Er spielt verschiedene Rollen, versucht sich in Comedy-Bits und bemüht sich, ein halbwegs authentisches Bild seiner früheren Lebensrealität zu malen. Aber nichts davon funktioniert. Der Humor driftet schnell ins Irritierende ab, und der Inhalt bleibt durch die Bank vollkommen belanglos und ohne wirklichen Mehrwert. Weder für uns Hörende, noch für den Inhalt der Songs.
Ein wenig wirkt es, als versuche Logic die juvenile Energie eines Kevin Smiths zu kanalisieren und dem ganzen Album einen "Clerks"-Vibe zu verpassen, doch in Realität bewegt er sich eher im Fahrwasser eines Uwe Boll. Auch deshalb bleibt am Ende vom "College Park" zu wenig hängen, und das ist irgendwo schade, denn Logic zeigt hier auf einzelnen Songs durchaus wieder einmal, wozu er an einem guten Tag fähig ist.
Wer also hoffte, dass der Aufwärtstrend des Rappers nach "Vinyl Days" noch nicht zu Ende ist, der hat nicht unbedingt unrecht, nur bleibt die erhoffte Progression vorerst aus. Wo sich Logics Karriere über die Jahre wie eine einzige qualitative Achterbahn anfühlte, scheint er mit "College Park" nun erstmals längerfristig zu stagnieren, aber gemessen an seiner musikalischen Vergangenheit, kann man das auch als Kompliment verstehen.
2 Kommentare mit einer Antwort
Lil Keke und Bun B. Da dachte ich echt es kann fett werden und dann wieder so ein langweiliger Jazzbeat. Trotzdem gute Parts. Vielleicht gibt es ja mal einen Remix.
Ja, so wie mit Juicy J zusammen auf dem Album vom Juiceman… Leider echt enttäuschend…
Bobby macht sich, aber die Fantano Review-Review Sache war peinlich… Na ja, No Pressure und Under Pressure sind echt gute Alben…