laut.de-Biographie
Lotus Thief
Die vereinigten Metal-Staaten - und besonders Kalifornien - haben musikalisch deutlich mehr zu bieten als Thrash- und Hairmetal. Vor allem San Francisco macht sich seit längerem einen Namen, wenn es um Kreativität und neue Wege in der Hartwurst-Szene geht. Allen voran Otrebor (Roberto Martinelli) und Sängerin Bezaelith, die sich als Duo Lotus Thief nennen.
Freunde von Underground und Intelligent Black Metal kennen beide bereits als Taktgeber von Botanist, einer BM-Kapelle, die in Text und Note nicht den Satan sondern die Pflanzen der Welt in all ihren Erscheinungsformen anbetet. Dieses eng gefasste Green Metal-Konzept passte dem Paar für weitere Pläne nicht mehr recht in den Kram. So gründen sie kurzerhand Lotus Thief, um sich thematisch und künstlerisch neue Horizonte zu erschließen.
Lotus Thief verschreiben sich ganz und gar dem philosophischen Metal. Es geht ihnen darum, den Menschen aus der Verlorenheit im Konflikt mit dem Universum zu befreien. Egal ob Satanskult oder Gottesfurcht: Lotus Thief stehen für die Reinigung des Black Metal von allem okkulten Firlefanz.
Bei so viel Vergeistigung wundert es nicht, dass ihre Texte sich als Basis das Werk von Lukrez, dem altrömischen Philosophen aussuchen und dessen "De Rerum Natura" ("Über Die Natur Der Dinge") auf ihrem Debüt, dem Konzeptalbum "Rervm" interpretieren. Wer jetzt jedoch glaubt, es ginge in ihrer Musik schulmeisterlich und akademisch zu, der irrt sich gewaltig. Im Gegenteil: Sexy Vocals, ein fettes Rhythmusbrett und elegische Passagen sorgen für einen ebenso abwechslungsreichen wie innovativen Cocktail.
Sängerin und Multi-Instrumentalistin Bezaelith bedient neben dem Mikro nebenbei auch noch Bass, Gitarre oder Synthesizer. Gatte Otrebor macht sich als Drummer derweil an den Fellen zu schaffen. Dabei entsteht ein zwar experimenteller, dabei gleichwohl sehr gut konsumierbarer Teppich, dessen Klang sich aus vielen Bausteinen zusammen setzt. Die wilde Mischung vermählt tatsächlich Doom, Rock und Black Metal mit in sich ruhenden Ambient Sounds.
Trotz dieser zunächst abenteuerlich erscheinenden Verzahnung findet sich sofort eine Plattenfirma. Wer dermaßen gekonnt scheinbar unvereinbare Stile miteinander mixt, um daraus eine Einheit zu schmieden, darf immer auf ein offenes Ohr im Hause Svart-Records (Mantar, Beastmilk) hoffen. So bewies man bereits mit Witch Mountain, dass sich Blues und Doom hervorragend miteinander verstehen.
Wer mithin eine würdige Alternative zum oft infantilen Kasperletheater im Black Metal braucht und nebenbei auch noch auf musikalische Grenzerfahrungen steht, wird mit dem Duo aus Frisco sicherlich mehr als zufrieden sein.
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