laut.de-Kritik

"Du wünschst dir Facetime mit Kathrin, ich wünsch' mir meine Faust in dein Gesicht".

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Treibende Basslines, durchdachte Gitarrenarbeit und eine Mischung aus Sprech- und Melodiegesang - der geneigte Deutschpunker könnte vorschnell urteilen: Moment mal, die klingen ja wie Turbostaat. Wenn deren markanter Frontmann Jan dann auch noch die zweite Strophe beim "Valentinstag (In Husum)" zetert, scheint die Assoziation endgültig bestätigt.

Einen großen Fehler macht jedoch, wer den Love A-Zweitling "Irgendwie" anschließend zurück ins Plattenregal stellt, respektive in Spotify wegklickt. Dazu macht der Sound der vier Trierer, der neben den genannten Punk-Einflüssen auch an den gitarrenlastigen Indie-Rock von Vierkanttretlager oder Herrenmagazin erinnert, einfach zu viel Spaß. Und dazu verbirgt sich hinter dem schwammigen Albumtitel "Irgendwie" auch zu viel lyrische Qualität.

Wie für die junge Singer/Songwriter-Riege, gilt auch für die wachsende neue Punk-Generation: plakative politische Statements waren gestern. Stattdessen steht bei Love A gewitzte Beobachtung von Alltag und Gesellschaft auf dem Programm - ohne Gejammer, dafür mit einer sympathischen Dosis Trotz.

"Du wünschst dir Facetime mit Kathrin / ich wünsch' mir meine Faust in dein Gesicht." ("Windmühlen") Derartige Zeilen sorgen einerseits für Schmunzeln, sprechen andererseits auf simpelste Art und Weise aus der Seele. Sänger Jörkk Mechenbier liefert sie am laufenden Band.

Etwa im genialen "Der Tausendste Affe", das sich ironisch mit dem Niedergang großer Musik-Celebrities auseinandersetzt. Neben Roy Black und Falco wagen sie auch einen kleinen Seitenhieb gen Düsseldorf: "Dein Freund der Baum ist tot, die weißen Tauben sind müde / Andreas Frege hingegen hält immer noch durch / Nach all den Jahren scheint mir das der Kreuzzug gegen die Ordnung / aber Hauptsache irgendwie immer noch da."

Im Refrain spielt das Quartett dann seine große Stärke aus: poppige Eingängigkeit, in erträglichen Maßen eingesetzt. An der rhythmischen Vielfalt hätten Love A insgesamt hingegen ruhig noch etwas akribischer arbeiten dürfen. Der inflationäre Einsatz von stringenten Achtelriffs macht "Irgendwie" auf Dauer zu einem etwas monotonen Vergnügen.

Im Chorus von "Entweder" lässt Jörkk dem Hörer die Wahl: "Kopf aus, Musik an / leg deine Hände in den Schoß / Oder aufstehen und dann tanzen / bis die Füße bluten." Zu Love A funktioniert beides ganz gut. Mit der Turbostaat-Assoziation allein wird man den Trierern jedenfalls noch lange nicht gerecht.

Trackliste

  1. 1. Juri
  2. 2. Oder?
  3. 3. Windmühlen
  4. 4. Entweder
  5. 5. Zaunmüllerei
  6. 6. Der Tausendste Affe
  7. 7. Valentinstag (In Husum)
  8. 8. Kommen Und Gehen
  9. 9. Das Mädchen, Das Immer "Scheiße" Sagt
  10. 10. Nutzlos Glücklich
  11. 11. Heul Doch, Punk!
  12. 12. Horstmannscher Hass
  13. 13. Reise, Reise

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