laut.de-Kritik
Es muss wohl an den Drogen liegen.
Review von Alexander AustelIm Winter 2011 beißt sich Mac Millers Erstling "Blue Slide Park" trotz Indie-Labels auf der Nummer eins der Billboard-Charts fest. Es folgen mäßige Mixtapes, seine Alter Ego-Gehversuche und McCormick scheitern schließlich daran, Jazz-Instrumentals cool klingen zu lassen. Aber Mac reißt sich zusammen. Er schifft geschickt durch die Flying Lotus-Sinnesüberflutung und manövriert seine Rhymes um die schrägen Sound-Brocken herum. Das passt ins Albumkonzept. Ein Song ist wie ein guter Wein: Er wird besser mit der Zeit.
Der Wiz-Homie quietscht sich in "The Star Room" hinein, begleitet von einem chillig produzierten Earl Sweatshirt-Beat. Da kommt "I'm Not Real" mit dem verlorenen Sohn des Wolf-Rudels am Mic schon eher an den Odd Future-Sound heran. Die beiden feilschen mit verstörenden Liebeskummer- und Drogen-Raps.
In "Bird Call" zwitschert Miller high durch seinen Erfolgs-Wahn, Clams Casino kreiert ihm die passend geistig verwirrte Sound-Welt dazu. "I'm wavy, get me some shit that you can surf on / Finding me a bitch I can swerve on", fabuliert er gekonnt lässig.
Mac Miller stieß auf ähnliche Kritik wie hierzulande der Masken-Panda: "Poppig, inhaltlos, kommerzieller Hip Hop-Verräter", so schimpfen die Besserwisser aus den Blogs.
Diese Platte jedoch ist vielschichtig, entledigt sich jeglicher Party-Tracks, birgt kaum eingängiges Radio-Material und liefert dafür jede Menge Selbstkritik und Persönliches. Das spiegelt sich auch in den zum Teil selbst produzierten Musikstücken: "Der Sound ist tiefgängiger. Es klingt einfach mehr nach mir", gesteht Mac Miller den Kollegen von rap.de.
Easy Miller skatet nicht mehr feucht-fröhlich durch den Blue Slide Park, sondern kuckt jetzt eher selbstreflektierend drogenverschwommene Filme ohne Ton. Das passt nicht mehr in den Partykeller, sondern eher zu leicht melancholischen, grauen Sonntagnachmittagen, an denen man lieber noch einen raucht, anstatt sich bei den Mathe-Hausis zu verrechnen.
Produzieren kann der 21-Jährige, rappen und flowen auch. Doch es braucht schon ein wenig mehr Zielgenauigkeit, um in Richtung Jahres-Bestenliste zu schielen. Die Scheibe verkaufte sich in den Staaten in der ersten Woche trotzdem über 100.000 Mal. Das mag für einen Yeezus oder einen Born Sinner zu wenig sein, doch Mac Miller steht nach wie vor beim Independent-Label Rostrum Record unter Vertrag. Deshalb: Hut ab.
Nicht alle Songs krachen wie alte Holzdielen unter Action Bronsons Gewicht. Aber in "Red Dot Music" kommt
Alchemist mit so trockenen Drums um die Ecke, die um das Camel-Sample herum wie Zunder überm Lagerfeuer knistern. Der New York-Albaner liefert einen ebenso sinnbefreiten wie inhaltslosen Part ab. Mac und Bronsolino rappen um des Raps willen. Kann man machen. "I said it must be the drugs that got us thinking crazy shit." Yup, it must be!
4 Kommentare
Mac Miller ist die Personifizierung eines langweiligen Standard-MCs ohne Ecken und Kanten. Hab ihn auch schon live gesehen und es war so mittelmäßig wie es nur irgendwie sein kann
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
Ich weiss nicht ob ich mit der Meinung alleine dastehe, aber Mac rappt auf dem Titeltrack 1:1 wie A$AP Rocky, die Betonung, der Style, der Flow - Absicht?
mac millers beste/rundeste platte. es gibt kein track auf der platte, der in vergessenheit gerät oder skipbar wäre. features wissen genau so zu überzeugen, wie die auswahl der beats. 5/5