laut.de-Kritik

Eine Platte wie ein One-Night-Stand.

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Nun kommt die Mac Miller-Welle also doch noch hierzulande an. Ob die Wogen hoch genug schlagen, um Ähnliches wie in den Staaten zu bewirken, wird sich zeigen. Dort jedenfalls machte der Hype Unmögliches möglich: Knapp 150.000 verkaufte Einheiten lupften den Silberling auf Platz eins der Albumcharts, obwohl hinter der Veröffentlichung kein Major-, sondern ein Underground-Label stand - einmalig seit über einer Dekade!

Was aber steckt hinter dem Wirbel um den 20-jährigen Senkrechtstarter aus der ehemaligen Stahlmetropole Pittsburgh? Im Mittelpunkt des Geschehens stehen seine Homies, mit denen er im "Blue Slide Park" abhängt, hier und da mal einen mit Schornstein Wiz durchzieht und sich zwischen seinen über zwanzig Videoauskopplungen mindestens zweimal tätowieren lässt. Wie sein ehemaliger Künstlername, Easy Mac, vermuten lässt: Mac Miller geht die Sache locker an.

Was der gebürtige Malcolm McCormick 2010 mit dem Mixtape "K.I.D.S." auslöste, setzte sich im Erfolgsjahr 2011 mit "Best Day Ever" fort und fand in seinem Debüt-Album den Höhepunkt. Das Mittel zum Erfolg: eingängige Melodien, die teils aus Synthies bestehen oder mit einer Gitarre eingespielt wurden. Dazu reihen sich sanfte, manchmal einlullende Soundstrukturen wie in "Under The Weather" oder das zur Teenie-Party einladende, knarzende Synthiegequietsche à la "Party On Fifth Ave".

Natürlich hat der sympathische Youngstar, der mit einem freundlichen 'Fuck You' und zeitgleicher 'Thumps Up'-Attitüde durch Facebook- und YouTube-Welten stapft, einen großen Anteil an seinem Erfolg. Die schillernde Figur steckt aber hinter den Reglern: Ohne die nie aneckenden, sofort greifbaren und meist zappelbaren Beats von I.D. Labs wäre der Erfolg nicht halb so groß ausgefallen.

Denn reduziert man das 45-minütige Musikstück auf Lyrics und Rap-Skillz, entsteht eine enttäuschende Leere. Miller versteht seine Sache, zählt Outkast und A Tribe Called Quest zu seinen Inspirationsquellen und löst durch seine quakende Stimme einen Wiedererkennungseffekt aus. Trotzdem ist diese Platte nicht mehr als ein One-Night-Stand: Der Rausch einer Nacht endet nicht in der großen Liebe für die ewige Zweisamkeit.

Was Mac Miller in den Staaten lostrat, macht hierzulande in Gestalt eines Cro die Runde: Wem bleiben in diesen schnelllebigen Zeiten und dieser Newcomer-Flut noch Muße und Nerv, um sich tiefgehend mit musikalischen Auswürfen zu befassen? Kurz auf den iPod gezogen, in der Bahn schnell reingehört, und wenns nach dem dritten Song nicht zündet: Strg+Alt+Entf.

In genau diese Kerbe schlagen beide Künstler: Schwer verdauliche Lyrics weichen dem Alltag rund um Gras, Party, Mädels und dem Mangel an Zaster. Nichts, das zum Nachdenken anrührte, keine Geschichten, die unter die Haut gehen und Gänsehaut hervorrufen – ja, noch nicht einmal ansatzweise sozialkritisch.

Auch mich infizierte diese Hype-Pandemie und ich habe mir die Platte schon vor Weihnachten einfliegen lassen. Da hat sie mich noch 4:0 vom Platz gefegt. Jetzt allerdings verirrt sie sich kaum mehr in den CD-Spieler, da es sich anfühlt, wie auf Schaum zu schlagen, Watte zu fressen oder sich in einer entweihten Kirche das Ja-Wort zu geben. Dahinter steht nichts Handfestes, nichts Greifbares. Alles Schall und Rauch.

Wer für wenige Wochen einen schnell zugänglichen Musik-Spaß erleben will, kommt mit seichten Party-Songs wie "Up All Night" und "Smile Back" auf seine Kosten. Frauen liegen ihm zu Füßen, dem "superficial douche bag", der nicht auf "Missed Calls" antwortet. Das tut niemandem weh, lässt aber einen Hip Hop-Fan auch nicht jauchzend aufspringen.

Trackliste

  1. 1. English Lane
  2. 2. Blue Slide Park
  3. 3. Party On Fifth Ave
  4. 4. PA Nights
  5. 5. Frick Park Market
  6. 6. Smile Back
  7. 7. Under The Weather
  8. 8. Of The Soul
  9. 9. My Team
  10. 10. Up All Night
  11. 11. Loitering
  12. 12. Hole In My Pocket
  13. 13. Diamonds & Gold
  14. 14. Missed Calls
  15. 15. Man In The Hat
  16. 16. One Last Thing

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