laut.de-Kritik
Feiner Mix nach dem Bubblegate mit Nina Kraviz.
Review von Daniel StraubFür genügend Promotion im Vorfeld seines "DJ-Kicks"-Albums hat Maceo Plex kürzlich selbst gesorgt. Als das britische Magazin Resident Advisor eine Doku über Nina Kraviz drehte, Interviewszene im Schaumbad inklusive, platzte ihm der Kragen. Oberfächlichkeit und zur Schau gestellte Weiblichkeit als Marketingkonzeopt gehe bei ihr über die harte Arbeit im Studio und am Mixer, postete er auf Facebook. Und erntete für seinen sexistischen Kommentar promt einen Shitstorm. Gut eine Woche später ruderte er dann zurück, entschuldigte sich und möchte fortan wieder verstärkt musikalisch für Schlagzeilen sorgen.
Mit seinem "DJ-Kicks"-Album könnte er die unüberlegten und dummen Internetpöbeleien wieder vergessen machen. Zumindest spricht aus der Trackwahl eine gesunde Portion Selbstvertrauen. Im Gegensatz zu vielen anderen, die sich für "DJ-Kicks" schon an den Mixer gestellt haben, bestreitet Eric Estornel sein Set beinahe ausschließlich mit Tracks, an denen er selbst Anteil hat. Sei es, dass sie direkt bei ihm im Studio als Eigenproduktionen entstanden sind, sei es, dass er als Remixer den Stücken seinen eigenen Charakter gibt.
Ehrgeiz spricht auch aus dem Anspruch, den Estornel im Vorfeld der Veröffentlichung, formuliert hat: "Der Mix soll eine Art Vermächtnis sein. Wenn ich ihn mir in zehn oder 20 Jahren wieder anhöre, hoffe ich, dass er immer noch frisch klingt." Bei der Suche nach Zeitlosigkeit und Dauerhaftigkeit hat Maceo Plex sich in erster Linie Tracks ausgewählt, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben, wie beispielweise den frühen Mathias Schaffhäuser-Track "Nice To Meet You" aus dem Jahr 1997 oder des Jaydee Klassikers "Payback".
Allerdings hat er diese Tracks dann nicht einfach genommen, auf die Plattenspieler gelegt und in einen geschmeidigen Mix gepackt. Das wäre zu einfach gewesen. Dafür sind die Ansprüche von Maceo Plex zu hoch. Also hat er sich mit den Tracks zunächst einmal ins Studio zurückgezogen und die schon etwas in die Jahre gekommenen Stücke um neue Spuren ergänzt. Insbesondere die Rhythmus-Sektionen hatten eine Verjüngung nötig. Mit zu wenig Druck, für heutige Ohren nicht komplex genug, kommen viele der klassischen House- und Techno-Tracks daher.
Durch seine Edits peppt Maceo Plex die Oldies auf und macht sie reif für seinen Mix. Der fällt nicht besonders fröhlich aus, wie auch viele der Maceo Plex-Releases der vergangenen Jahre. Die dunkle Stimmung mit einem feinen Gefühl für Groove und ausreichend Power im Bassbereich machen Maceo Plex' "DJ-Kicks" zu einem Album, das seiner Maxime gerecht werden, und in der Tat auch noch in zehn oder 20 Jahren viel Freude machen könnte. Warum also so neidisch auf den Erfolg von Nina Kraviz, Herr Estornel?
3 Kommentare
Guter Mix. Wundert mich nur, dass Ihr DJ Sprinkles neues Mix Album hier nicht rezensiert. Hat ja relativ hohe Wellen geschlagen.
Außerdem kleiner Rechtschreibfehler, 3. Zeile, "Marketingkonzepte" müsste es heißen.
Ich hab den Mix ungehört gekauft nachdem ich gesehen hab dass Straub 4 Sterne vergeben hat. Gelesen hab ich die Rezension erst nachdem ich den Mix fünfmal hintereinander durchlaufen gelassen hab. Man hört den Maceo Plex wahrlich in jedem Track. Ein Muss für jeden der seinen Sound mag.
Ich hab den Mix ungehört gekauft nachdem ich gesehen hab dass der sehr von mir geschätzte Herr Straub vier Sterne vergeben hat. Gelesen hab ich die Rezension erst nachdem ich den Mix fünfmal hintereinanderweg durchlaufen lassen hab. Man hört den Maceo Plex wahrlich in jedem Track. Ein abolutes Must-Have für seine Fans.