laut.de-Kritik
Das "Heroes"-Rezept auf Albumlänge gestreckt.
Review von Florian Peking0 Punkte für Deutschland! Der Schock des Eurovision Song Contests hängt auch Wochen nach dem Wettbewerb wie ein unangenehmer Schleier in der Luft. In Schweden dagegen steht Gewinner Måns Zelmerlöw nach seinem Sieg eine internationale Karriere bevor – auch wenn diese wahrscheinlich nicht allzu lange andauern wird. Mit "Heroes" sang er sich in die Herzen der ESC-Zuschauer, doch überzeugt der Schwede auch mit einem kompletten Album?
Mit "Perfectly Damaged" erfindet Måns Zelmerlöw das Rad der Popmusik nicht neu. Bei seiner Hit-Single "Heroes" tat er dies sogar so wenig, dass aufgrund der Ähnlichkeiten zu David Guettas "Lovers On The Sun" Plagiatsvorwürfe laut wurden. Der Schwede wies diese natürlich zurück und das wahrscheinlich zurecht. Dennoch verdeutlicht dieser Vorfall das schablonenhafte Vorgehen bei der Produktion von unkompliziertem Pop, wie ihn Zelmerlöw macht.
Wer "Heroes" kennt, kann die musikalische Bandbreite des ESC-Siegers schon erahnen. So überrascht "Perfectly Damaged" an keiner Stelle. Auf jedem Song bekommt man glattgebügelten Pop, dessen einziges Ziel der Erfolg im Mainstream ist. Das Rezept dafür fanden Zelmerlöw und seine Produzenten in "Heroes" und strecken es mit "Perfectly Damaged" auf Albumlänge.
Dabei ist der Schwede keineswegs ein schlechter Sänger. Immerhin ist er in seinem Heimatland schon seit vielen Jahren recht erfolgreich, und "Perfectly Damaged" ist bereits sein sechstes Studioalbum. Heraus kommen Lieder, die so makellos sind wie Zelmerlöws Zahnpasta-Lächeln. Jedoch fehlen jegliche Ecken und Kanten. Eigene Identität – Fehlanzeige.
Nahezu jeder Song klingt, als hätte man ihn schon einmal in den letzten Jahren flüchtig im Radio aufgeschnappt. So bestechen viele Tracks zwar mit eingängigen Melodien, doch klingen diese zu keinem Zeitpunkt neu oder gar anspruchsvoll. Das resultiert schnell in den negativen Beigeschmack, dass dieses Album nichts weiter als ein leichtverkäufliches Produkt für den mainstreamaffinen ESC-Zuschauer werden sollte.
Ähnlich steht es auch um die Texte. Möglichst simpel und leicht verständlich muss die Message sein. Und so erweist sich Zelmerlöw als Wiederkäuer der einfältigsten Pop-Metaphern der letzten Jahrzehnte. Das Feuer muss nicht nur auf dem wenig innovativen Titel "Let It Burn" als Sprachbild herhalten. "We're like fire and gasoline" trälltert der Schwede auf "Someday" der imaginären Geliebten entgegen und betört doch allenfalls die Herzen der Schwiegermütter mit Stricktischdeckchen.
Wenn er nicht gerade schmalzige Balladen schmettert, versucht Zelmerlöw meist das geistige Erbe von "Heroes" anzutreten. Eine fulminante Produktion trifft auf einen simplen Hymnen-Chorus, dessen "Oh oh oh" auch ein Kleinkind mitsingen könnte. Dieser Schablone folgt unter anderem auch das lebensbejaende "Live While We're Alive".
Die Formel des kommerziellen Erfolgs hat Måns Zelmerlöw gefunden, die Popularität besitzt er dank ESC-Sieg auch. Nun muss er dies nur noch in möglichst viele Plattenverkäufe umwandeln. Leider bleibt bei diesem Vorgehen eine eigene musikalische Identität auf der Strecke. "Perfectly Damaged" klingt zwar bis aufs Äußerste glatt poliert, aber gerade deshalb auch austauschbar. Platte Popmusik mit wenig Fehlern, aber ohne Persönlichkeit. Für die Hintergrundbeschallung im Einkaufszentrum reicht das allemal.
3 Kommentare
Aber hey - er sieht super aus
Warum dann 2 Sterne?
wie wärs wenn ihr euch mal mehrere Lieder anhört bevor ihr kritisiert
Z.b hope and glory aucustic version
fire in the rain
brother oh brother orchester version
cara mia
und ich finde das seine Lieder zimlich gut sind
er singt auch oft mit sehr viel gefühl