laut.de-Kritik
Someone please call 9-1-1!
Review von Dani FrommAn einem Tag, der beginnt wie der heutige, kann alles Gute ohne Weiteres passieren. Neues Album von Mark Medlock? Yo, okay. Beim Gedanken an seinen Auftritt mit "Easy", zu Zeiten, als "Deutschland sucht den Superstar" zumindest noch entfernt etwas mit einem Gesangswettbewerb zu tun hatte, stellen sich mir noch immer die Nackenhaare auf. Seine und die Wege von Dauergrinser Dieter Bohlen haben sich vor Jahren schon getrennt. Was sollte da also schief gehen?
Eine starke Stunde später sitze ich ratlos in den Trümmern meines implodierten Verstandes, unschlüssig, ob ich einfach hysterisch weiterlachen soll, mitleidig weinen - oder vielleicht doch irgendeine Notrufnummer wählen? Mark Medlock, soviel steht nach einem Durchlauf von "Zwischenwelten" zweifelsfrei fest, braucht dringend Hilfe. Er wirkt, wie eine jüngere Ausgabe des tragisch durchgeknallten Kollegen Hubert Kah.
Medlocks Managerin könnte das herbeitelefonierte medizinische Fachpersonal dann jedenfalls gleich mit einkassieren. "Mark hat sich zu einem ausgeglichenen und positiven Menschen entwickelt", zelebriert sie gegenüber den einschlägigen Boulevardmedien ähnlichen Realitätsverlust wie ihr Schützling. "Mit Alkohol und Drogen hat er seit Jahren nichts mehr zu tun." Schön, wenns stimmte.
"Zwischenwelten" spricht eine andere Sprache. Die einzige Entschuldigung für eine solche Platte hätte jemand, der sich mindestens zwei Drittel seines Hirns zu Klump gekokst und den Rest ordentlich in Hochprozentigem mariniert hat. Der dürfte diese Grütze eventuell mit dem Hinweis "Musiktherapie" rechtfertigen. Wobei es bei "Musik" schon echt eng wird, angesichts dieses völligen Verzichts auf ungefähr alles.
Melodien? Gibts nicht. Die ausnahmslos jedem der 14 Tracks zugrunde liegende ... nennen wir es einmal großzügig Idee, besteht darin, die Imitation eines Klaviers (aus dem Alleinunterhalterkeyboard) auf einen billigen Beat (aus den Voreinstellungen desselben Alleinunterhalterkeyboards) zu hämmern und darüber verschwurbelte, sinnfreie, christlich imprägnierte Phrasen zu dreschen.
Gesang? Gibts auch nicht. Mark Medlock, der in seinen seltenen guten Momenten singen konnte wie die hessische Wiedergeburt des jungen Otis Redding, macht nichts, rein gar nichts aus seinem Talent. Stattdessen versucht er, abwechselnd wie Barry White und Grönemeyer zu klingen, was sich in der (gerne auch im gleichen Track vorgeführten) Kombination ungefähr als so albern entpuppt, wie man es sich vorstellt: als synchronisiere Jan Delay mit dem Mund voller Currywurst einen Softporno.
Gesang und Geflüster wechseln sich ab, passen dabei so wenig zueinander wie die schäbige Schmuddelfilmchenästhetik zum frommen Gedöns von Engeln, Jesus und den zehn Geboten. Vermutlich soll die getragene, x-fach gelayerte Stimme Bedeutungsschwangerschaft vermitteln. Statt dessen wirkt alles unnatürlich, aufgesetzt, außerhalb von Medlocks (eigentlich einst ordentlicher) Range und erschreckend oft auch noch so lallend, als sei der Interpret nicht Herr seiner Sinne.
"Erkennst du die Kraft in deiner Seele? Nimm sie an." Ja, mach' das. Du wirst sie brauchen. Entgegen der Behauptung am Ende von "Flieg Mit Mir" dauert das Drama nämlich keineswegs "nur eine Runde, mein Schatz", bis es heißt: "Geschafft!" Medlock macht aus einem Einfall, der für einen einzigen Song dürftig genug wäre, zwölf. Gebetsmühlenartige Wiederholungen des Käses, den er erzählt, blasen den Großteil davon auf Spieldauern von viereinhalb, fünf, fünfeinhalb, sechs Minuten auf. "Sei wie ein Komet, der Richtung Erde dreht, ganz nah am Planet": Das taugt dann auch für sechseinhalb Minuten. In Medlocks Welt.
"Vorbei"? Leider noch nicht: Dem letzten Track schickt Mark Medlock noch zwei hinterher, die der Titelzusatz als Versionen "mit Effekten" ausweist. Wäre mir anderenfalls gar nicht aufgefallen - es sei denn, als "Effekt" geht durch, der immer gleichen Einheitsbreinummer irgendwelche unzusammenhängenden Schnipsel voranzustellen. Im Fall "Ich Lass Los" eine besonders treffsicher ins eigene Knie zielende Idee: Wenn sein vor zehn Jahren hastig zusammengestoppelter DSDS-Siegertitel "Now Or Never" im direkten Vergleich klingt wie die fein ziselierte Krone des Produzentenhandwerks, lässt das tiefe Rückschlüsse auf die Qualität des ansonsten Gebotenen zu.
Falls irgendwer bei der Herstellung dieser Platte am Mischpult saß: Er muss während der Aufnahmen zu jedem Song ein-, zweimal ohnmächtig über den Reglern zusammengebrochen sein, so unkontrolliert wie die Stimme wieder und wieder im Sound versumpft. Wahrscheinlicher erscheint allerdings, dass Medlock den Quatsch ohne irgendwelche Hilfe in seinem Schlafzimmer zusammengekleistert hat. Immerhin: Beim stolzen Preis von dreißig Öcken pro CD sollten ein, zwei verkaufte Exemplare ausreichen, um die Produktionskosten wieder reinzuwirtschaften.
17 Kommentare mit 34 Antworten
Musik für den sanchobesessenen Frauenfreund
Du hast dieses "Musik für"-Ding nicht verstanden, gell?
Wie soll er auch? Er hat ja schon mehrfach bewiesen, wie absolut unterbelichtet er ist.^^
Eure Spielchen übersteigen meinen Horizont ihr Internetgötter
so wie "Mensch ärgere Dich nicht".
oder "Solitär"
Jeder einzelne von euch könnte als stand up Karriere machen, ihr seid so toll eine Zierde der Menschheit
Haha, ja. Ganz recht. Eine Karriere als Stand-Up-Komiker. Darauf wäre ich nicht gekommen, mein Bester! Chapeau für diese vortreffliche Analyse des hiesigen Affenzirkus.
Herzlichst, Ihr mittlerer Rechtsgelehrter
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
...und damit so ganz anders als Du, lieber Sandro.
Nun, ich sehe hier weit und breit keinen Sandro. Sie etwa, niko_laus?
Herzlichst, Ihr mittlerer Rechtsgelehrter
Musik für absolut niemanden. Gurke des Jahres. Das kann man nicht unterbieten.
Doch. Schlimmer als Balbina geht's einfach nicht.
einspruch. und ich fand balbina ganz schlimm.
Klingt nach musikalischer Inquisition. Ok. Dazu muss man sich nur die Textzeilen durchlesen.
Gegen das hier wirkt das Schweighöfer-Album wie ein Meilenstein der Musikgeschichte. Moment. Jetzt habe ich in Bezug auf dieses Machwerk tatsächlich den Begriff "Musik" verwendet. Sorry.
Der Swaghöfer war bei den Aufnahmen offensichtlich erkältet gewesen. Bleibt zwar immer noch musikalisch unverzeihlich, kann man aber unter Schlager abhaken und seinen Frieden damit schließen.
http://www.rapupdate.de/kollegah-bemerkt-b…
Gebt euch lieber die Kommentare unter dem Behindi-Artikel.
"Kollegah: Ist das angeboren ?
Behindi: Ne das habe ich erst seitdem ich Bossaura gepumpt habe"
"moks suchverlauf
-sich verkrüppeln lassen schmerzhaft?
-kollegah ticket kosten für behinderte?
-kollegahs kette geschätzter wert in pfandflaschen?"
Absolut schön.
"mich würde mal interessieren wie Haftis Frau aussieht, sicher wie Capo mit langen Haaren"
Das mit Bossaura fand ich auch am besten.
Feier Rapupdate momentan auch extrem wegen der Kommentare, einfach nur köstlich
Auch gut momentan bei dem Milonair-Beitrag zu dem Macheten-Vergewaltiger da:
"laas abi macht strategische planung mit bushido wen man alles folgen und entfolgen sollte um den beef zu gewinnen"
könnt ihr mich mal auf den neuesten stand bringen, wer wer ist?
ok, serotonine = torque.
aber wer ist milah? wer ist frauenfreund?
ok, im zweifel alles gemorph(o)ter molten. aber ich hab da wohl was verpasst.
und wer ist niko laus?
Toony
MILA = mundanus/Trumpelstielzchen
Frauenfreund = Craze
alles klar, danke
Bester Kommentar, falls noch nicht gesehen:
"flizzy: ey jalil organisier bei der nächsten tour auch so nen krüppel damit ich sympathiepunkte sammeln kann... aber desinfizier ihn davor und mach ne folie drüber damit ich ihn umarmen kann"
Ich bin fast gestorben!
An den erinnere ich mich noch gut.
Nach dieser Rezi musste ich einfach mal reinhören.
Das ist so schlecht, dass es schon irgendwie unterhaltsam spaßig ist. Dieses lustlose Geklimper, Rumgenuschel und Gelalle könnte auch Verarsche sein. Ist es aber nicht
Zitat"Viele schöne bunte Farben"(?!)
Morlockk Dilemma >>> Mark Medlock.
Repost um der Suche des Mark Medlock entgegenzuwirken: https://www.youtube.com/watch?v=rILKm-DC06A
Den Fetten könnte ich mir den ganzen Tag geben. Alleine schon die moves... ♥
*Seuche
Das ist ja mal richtig gut
"She said that she didn't eeeelove me"
"She lied. She lied."
Du solltest dich mal wieder im Chat blicken lassen Reichsmundi:
http://webchat.quakenet.org/
Der Channel ist #schoenundstolzwieeichenholz