laut.de-Kritik
Einzigartiges Sounddesign, tolle Gäste: 3D und Daddy G sind zurück.
Review von Eberhard DoblerEin starkes Comeback - dabei sind die qualitativen Hürden, die die Bristol-Crew stets überspringen muss, nicht gerade die niedrigsten. Massive Attack klingen nach sieben Jahren Albumpause immer noch nach Massive, aber ganz schön abwechslungsreich. Das hat mit den zahlreichen Gästen, bevorzugt im Vocalbereich, zu tun.
Sie geben sich aber auch wieder mehr down to earth. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass 3D und Daddy G diesmal nicht den technischen Aufwand von "100th Window" betreiben wollten.
Jedes Instrument sollte "offensichtlich" gemacht werden: Was real eingespielt war, sollte auch so klingen (etwa der Livebass von "Babel"). Und was aus der Kiste kam, sollte dort auch verortet bleiben, gab Robert im Vorfeld zu Protokoll.
So klingen sie anno 2010 klar definiert, respektive entschlackt, ohne dafür auf Deepness oder komplexe Studioarbeit verzichtet zu haben. Allein die ersten vier Tracks stehen für besagte stilistische Bandbreite - und sind nebenbei exzellent gelungen.
"Babel" weist ein recht raues, fast im Uptempo-Bereich angesiedeltes Drum-Pattern auf. "Pray For Rain" gibt sich als Opener düster und warm zugleich. Auf das dubbig verzögerte "Splitting The Atom" dürfte man wohl den Begriff Trip Hop anwenden, während "Girl I Love You" mit dichter Livebassline, mächtigen Bläsereinsätzen und recht unkompliziertem Rockbeat an "Mezzanine" erinnert.
"Psyche" kommt im Anschluss als luftig gelooptes, nahezu beatfreies Gelände daher. Experimentell orientiert und etwas verstört geht es auf "Flat Of The Blade" zu: Es zierpt und flattert und moduliert von vorne bis hinten. Mit dem butterweichen, stressfreien "Paradise Circus" hält dann der typische Massive Attack-Groove wieder Einkehr.
"Saturday Come Slow", dem Damon Albarn seine Stimme leiht, ist ein gemächlich und doch optimistisch wirkender, überwiegend bandorientierter Song. "Atlas Air" gibt den mächtig treibenden und sphärischen Abschluss - coole Keys, cooler Beat.
Was die zahlreichen Gaststimmen angeht, bilden Horace Andy, D und G den bandeigenen notwendigen Link in die Vergangenheit. Ansonsten klingt jede Kollabo für sich wie aus einem Guss und fügt sich doch ins Gesamte ein, ob Damen wie Hope Sandoval und Martina Topley-Bird oder ein Guy Garvey und Tunde Adebimpe: die Tracks entstanden hörbar im gegenseitigen Einverständnis.
Am Ende des Tages bleibt die Platte dann doch typisch Massive Attack - im positivsten Sinne. "If a thing's worth doing, it's worth doing slowly": Dieser Wahlspruch prägt noch immer das unverkennbar einzigartige Sounddesign und auch die Live-Auftritte der Mannschaft aus Bristol.
37 Kommentare
fips hat es schon erwähnt
ziemlich genau 7 jahre nach 100th window...
HELIGOLAND
1. Pray for Rain (vocals: Tunde Adebimpe) 6:43
2. Babel (vocals: Martina Topley-Bird) 2:56
3. Splitting the Atom (vocals: Grant Marshall, Horace Andy and Robert Del Naja) 5:18
4. Girl I Love You (vocals: Horace Andy) 5:22
5. Psyche (vocals: Martina Topley-Bird) 3:40
6. Flat of the Blade (vocals: Guy Garvey) 5:29
7. Paradise Circus (vocals: Hope Sandoval) 4:57
8. Rush Minute (vocals: Robert Del Naja) 3:02
9. Saturday Comes Slow (vocals: Damon Albarn) 4:17
10. Atlas Air (vocals: Robert Del Naja) 4:55
Total: 51:43
nette gästeliste (paar waren aber auch schon bei 100th window dabei).
cover (http://massiveattack.com/blog/wp-content/u…) find ich ehrlich gesagt nicht so berauschend...
was zu hören gibt es auch...
Paradise Circus feat. Hope Sandoval (http://1songday.blogspot.com/2009/12/massi…) - hope kommt voraussichtlich nächstes jahr ja auch mit einem neuen mazzy star-album daher. aber das ist eine andere geschichte...
der track ist klasse.
ich les immer helgoland.
ich bin jedenfalls freudig erregt
läuft
Außer "Flat Of The Blade" gefällt mir die ganze Platte sehr gut. Und FOTB ist einfach nciht mein Geschmack.
Das Piano auf "Paradise Circus" ist perfekt eingesetzt - und überhaupt ist die Platte hervorragend produziert. Hier ist kein Gramm zuviel.
Verglichen mit dem hier schon erwähnten Timbaland... Naja, die Platte hier ist mit bedacht, Sorgfalt und viel Können produziert - entgegen Timbalands Pampe.
Die Platte kommt bei mir (wie Mezzanine) auf heavy rotation.
"die Tracks entstanden hörbar im gegenseitigen Einverständnis."
...also ehrlich, bei dem Satz musste ich echt lachen. Was ist das, eine CD-Review, oder ein Arbeitszeugnis?
die platte läuft hier grade zum 1. mal und ich bin absolut positiv überrascht. das ist großartige, minimalistische, radikale musik.