laut.de-Kritik
Yolo-Froyo to go: Softeis für die Ohren.
Review von David HutzelEinhorn-Snapbacks krönen das bärtige Antlitz, dazu Delfine, glitzernde Flamingos. Überall Elfenstaub. Im Liegestuhl, die Flasche Club Mate und das iPhone in der Hand. Eh klar. Eine lauschige kleine Welt, die sich ums Berliner Ostkreuz dreht. MC Fittis Welt. Der erste Langspieler des Hype-Musikers, "#geilon", soll den nächsten ernsten Karriereschritt bedeuten. Endlich, so mag die hashtaggende Instagram-Meute meinen. Schließlich produziert der Berliner ja am Fließband.
Seit letztem Sommer hat Fitti häppchenweise neues Material veröffentlicht. Als klassisches Album ist "#geilon" wohl eben deshalb nicht zu verstehen, eher als Sammlung. "30 Grad" und "Whatsapper" fristen nur ihr Dasein als Fragmente am Ende der Platte. Der Hipster-Gassenhauer "Yolo" kommt gar nicht erst zum Zug. Stattdessen: Viel Flaches und reichlich Rohrkrepierer. Dem Hörer gibt das Zeit, die eine oder andere Zeile noch einmal zu überdenken.
Deshalb hat es sich schnell mit der "Übergeilheit" auf "#geilon". Was mit einzelnen Stücken noch funktioniert, raubt dem Bartträger auf Albumlänge den Witz: das auf Yoloswag und Understatement-Proletariat beschränkte Themenfeld. Platz für Floskeln der Marke Deichkind sollte das doch allenfalls bieten. Tut es nicht.
Das Prädikat "übelst Weltraum", wie Fitti im ersten akzeptablen Track "Fitti Mitm Bart" rappt, verdienen höchstens noch die teils spacigen Beats. In diesem Fall gibts wenigstens ordentlich Synth-Slap-Bass. Und auch sonst kann man es sich zum schwülstigen 80er- und 90er-Charme ganz gut gehen lassen. Dazu noch DJ-Bobo-Backvocals ... Wenn sich Mc Fitti nur immer so "#geilon" präsentieren würde!
Den meisten Tracks geht jedoch die Sonny Crockett-Lässigkeit ab. Nix mit rosafarbener Welt und bunter Brause. Fitti langweilt mit Einfalt, trotz der durchschnittlichen Songdauer von knapp drei Minuten. Style-Wörter und Markenraps wiederholen sich. Manchmal erleichtert einem dicker, undurchdringlicher Ironie-Brei das Skippen, wie in "IT Boys" mit Kraftklub-Frontfratze Felix Brummer oder im Roadtrip-Lovesong "Grüne Welle", in dem Bonnie Strange ihren Auftritt hat. Danke auch, Wilson Gonzalez.
Hin und wieder dann keimt unerwartet aus dem wie Konfetti ausgestreuten Ironie-Samen bunt schillernder Swag. Der Tele-Gym-Skit "Aerobic" mutet zwar extrem dumm an, aber für mehr als profane und leichte, satirische Unterhaltung stand Fitti ja eh nie. "So, meine Häschen, jetzt machen wir nochmal alle schön das Ostkreuz. Ost – Kreuz – Ost – Kreuz." In "Schöne Mädchen" schwimmt dann sogar ein wenig bittere Hintersinnigkeit mit. Dazu setzt es sexy Funk-Gitarre und ein Heer an Autotune und Vocoder-Sounds.
Die Willkür im Umgang mit Effekten sorgt ab und an für kleine Lacher. Mehr nicht. In diesem Meer aus Mein'-ich-nicht-ernst-Musik geht die spätere Atzen-Einlage ("WG Party") von Fitti-Wingman Vokalmatador gründlich in die Hose. Ernste Eierschaukelei funktioniert halt nicht, wenn sich der Chef eben noch ausgiebig mit "Elfenstaub" bekleckert hat.
Ganz anders im Marsimoto-Feature "18 Zoll". Ein zurückgelehnter Beat, der ausnahmsweise ohne aufdringliches Bass-Gepitche und Dorfdissen-Drops auskommt, verbreitet annähernd "30 Grad"-Feeling. "Wenn ich roll' / Auf 18 Zoll / In meinem Golf / Lenkrad aus Holz." Ja, flach wie eh und je, aber am besten kann es der gute Fitti anscheinend, wenn er in seine VW-Kerbe schlägt. Marsi liefert dann gewohnt ab, die gepitchte Stimme passt ins Gesamtbild.
Seine Musik sei "wie eine bunte Tüte aus dem Späti", meinte Fitti kürzlich. Für jeden soll etwas dabei sein. Doch abgepackt in der Hülle eines Albums reizt das oft den mit Softeis gefüllten Magen. Was mit dem Release einzelner Tracks noch klappte, verkommt auf "#geilon" zur Fastfood-Mucke. Light und vegan.
Yolo-Froyo to go. So funktioniert die Welt von Mc Fitti, und so wird sein Konzept in den Haupstadtclubs zünden, als Basis für ausschweifende Szene-Partys. Wenn sich noch der letzte den Fitti-Jutebeutel kauft und egal ist, was man da gerade mitgrölt. Denn, wie man es eben im Kreise des Berliner MCs formulieren würde: Yolo!
34 Kommentare
er hat ein # benutzt, jetzt verklagt ihn gleich der will.i.am.
0/5
Extrem trash und trotzdem unlustig.
Das muss man erstmal schaffen...
Ich mag witzigen ironischen Rap und weiß vieles nicht zu ernst zu nehmen, aber hier versucht man es sich einfach zu leicht zu machen.
Nix für Menschen die älter als 13 sind...
k.i.z haben auch sehr stark abgebaut
@damianrami10 (« Dass ihr nicht kapiert, dass er damit auch die Hipster auf die Schippe nimmt, er übertreibt doch maßlos in seinen Texten und ihr nehmt es ernst. Somit hat Deutschland immer noch nicht kapiert, dass der Kerl über euer Gehate lacht und trotzdem erfolgreich ist »):
tut Money Boy doch eigentlich auch und trotzdem mag den kaum wer
Album ist gut ihr Doofis