laut.de-Kritik

Leider bringt 50 Cent neben seinem Ruhm auch seinen Sound mit.

Review von

Die Legenden Prodigy und Havoc bei den Vermarktungs-Genies der G-Unit unter Vertrag: Was könnte passieren? Entweder es entsteht ein weiterer Meilenstein der Hip Hop-Geschichte, der dank der Popularität 50 Cents eine angemessen breite Öffentlichkeit erreicht. Oder der dröge, aber gut verkäufliche G-Unit-Style sickert ins Mobb Deep-Universum ein und verwässert den unverwechselbar finsteren Klang. Letzteres habe ich befürchtet. Diesbezüglich wurden meine Erwartungen nicht enttäuscht - dafür ich.

"50 Cent feat. Mobb Deep" wäre eine passendere Urheberbeschreibung gewesen. "Blood Money" tönt und fühlt sich an wie das nächste G-Unit-Album. 50 und seine Gorillas gehen bei jedem zweiten Track mit an den Start, selbst der überschaubar talentierte Knastbruder Yayo bekommt seinen Gastauftritt ("Click Click"). Leider bringen die Herren - neben ihrer ohne Frage mächtigen Publicity - auch den Sound mit.

50 Cent rappt wie immer: Präzise wie ein Uhrwerk und ebenso überraschend. Ohne Einbrüche, dafür auch ohne Highlights, pflügt er durch seine Parts, deren lyrischer Gehalt in aller Regel nicht ausreicht, um über die herrschende Monotonie hinwegzutäuschen. Seine Lakaien tun es ihm, mehr oder weniger gekonnt, gleich. Gute Ansätze verhungern in Eintönigkeit. Derartiges eignet sich als solide Hintergrundbeschallung, bei eingehenderer Betrachtung stört die Ereignislosigkeit doch erheblich.

Havocs Produktionen brillieren nach wie vor mit unerhört mächtigen, drückenden Bässen. Traditionell grandiose Drums flankieren den Orgel-Sound in "Stole Something", das lediglich an den öden Raps krankt. Gebt mir doch bitte wenigstens eine Hookline! Genauso "Creep": Keine Angst vor absurdem Glöckchengeklingel: Musikalisch geben die Sounds in Schräglage kaum Anlass zur Nörgelei.

In "Speakin So Freely" schafft Havoc viel Raum für Melancholie, wobei der Bass auch in einer derart ruhigen Nummer alles andere als schwachbrüstig daher kommt. "It's Alright" präsentiert sich soulful bis hart an die Kitschgrenze. Schade, dass Mary J. Blige kaum Gelegenheit bekommt, ihre stimmlichen Möglichkeiten zu entfalten.

Zum ersten Mal in der Geschichte überlässt Havoc aber auch anderen die Regler. G-Units Sha Money XL erschafft für "Put Em In Their Place" einen unaufhaltsam voranwälzenden Beat, der am Straßenrand wie am Schreibtisch Köpfe zum Nicken bringt. Von Profile stammt das Tausendundeine-Nacht-Gefühl aus "Give It To Me Baby". In Zusammenarbeit mit Young Buck präsentieren Mobb Deep hier eine mäßige Hook über eher faden Raps. Der Inhalt? Minimal. Was wird Baby schon geben sollen...

Zu Percussion und der unglaublich coolen Basslinie, die The Alchemist für "The Infamous" zusammenschraubt, hat die Eintönigkeit der Lyrics erstmals etwas Zwingendes. Exiles "Pearly Gates" breitet sich erstaunlich leicht und locker unter Prodigys drastischen Lines aus, dagegen passen dumpfer Bass und sachte Streicher vortrefflich zur trübsinnigen Stimmung in "Daydreamin'". Für Mobb Deep dürften die Tage, an denen man sich aus dem Ghetto herausträumen muss, allerdings wirklich gezählt sein.

Der atmosphärischste Track - wenngleich auch hier im Verlauf bedauerlich wenig passiert - stammt aus dem Hause Product & Whitton. Prodigy und Havoc rappen sich, was nach 14 Jahren im Geschäft nicht wirklich erstaunt, scheiße abgeklärt durch "Capitol P, Capitol H". Bei aller Kritik: Wenn sich diese beiden nicht mit Großbuchstaben schreiben dürfen - wer dann?

Trackliste

  1. 1. Smoke It
  2. 2. Put Em In Their Place
  3. 3. Stole Something
  4. 4. Creep
  5. 5. Speakin So Freely
  6. 6. Backstage Pass
  7. 7. Give It To Me
  8. 8. Click Click
  9. 9. Pearly Gates
  10. 10. Capital P, Capital H
  11. 11. Daydreamin'
  12. 12. The Infamous
  13. 13. In Love With The Moula
  14. 14. It's Alright
  15. 15. Have A Party
  16. 16. Outta Control

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