laut.de-Kritik
Bedrückende Electronica mit Hang zur Monotonie.
Review von Maximilian FritzSpätestens seit der Ägide des US-Präsidenten Donald Trump dürfte auch dem letzten Menschen klar sein, dass es in den Staaten nur wenige derart politisch aktive Künstler wie Moby gibt. Man erinnere sich nur an das berüchtigte Taxifahrer-Gleichnis.
Doch auch im musikalischen Bereich setzt der New Yorker neue Impulse. Sein 15. Studioalbum hört auf den fülligen, vielsagenden Namen "Everything Was Beautiful, And Nothing Hurt" und liest sich vorab als nostalgische Ode an eine Zeit, in der vermeintlich alles einfacher war.
Natürlich vermutet man zunächst, dass da eine Portion Sarkasmus und Kritik am Zeitgeist mitschwingt. Doch weit gefehlt: Das wortgewandte Multitalent präsentiert sich verhalten und pessimistisch und entschloss sich, seine Lyrics in kargem, monotonen Sprechakten zu säuseln. Das klingt nicht nur auf "Like A Motherless Child", unterlegt mit tristen, sterilen Beats, manchmal unfreiwillig komisch: "This was life and this was safer. All was strange and always stranger. I laid awake but so much later. I'm never safe from all this danger."
In bewährter Fasson greift Moby immer wieder auch auf weibliche Gesangsparts zurück, die besser zum durchgehend kühlen Ambiente passen. Trotzdem bleiben die Beats einer der Hauptkritikpunkte: Zu oft verkommt die musikalische Untermalung zu einem Musterbeispiel für zahnlose Electronica, einem Einheitsbrei, der es schwer macht, einzelne Tracks zu unterscheiden.
Ist das gesamte Album ohnehin schon stark dem Trip Hop zugeneigt, sticht vor allem "Welcome To Hard Times" hervor. Die melancholischen Vocals von Apollo Jane bekommen Raum zur Entfaltung und erinnern - zusammen mit den Beats, die hier echten Wiedererkennungswert haben - durchaus an Portishead.
"The Sorrow Tree" weist danach ausnahmsweise mehr Dynamik auf, klingt jedoch abermals seltsam unausgegoren und, man mag es bei Moby kaum aussprechen, irgendwie billig. Das Prädikat "DIY-Charakter" ist im Zusammenhang mit der Soundästhetik dieser LP jedenfalls nicht als Kompliment aufzufassen.
Auf den letzten Metern zeigt der New Yorker allerdings noch, wie es richtig geht und mischt den beiden abschließenden Stücken die Portion Soul bei, die man bisher vermisst hat. "This Wild Darkness" beeindruckt mit epochalen Chören, "A Dark Cloud Is Coming" beinhaltet den schönsten Beat der kompletten LP und klingt mit seinen pointierten E-Gitarren und den reduzierten Piano-Loops regelrecht bluesig. "A dark cloud is coming" als finale Vocals versprechen auch am Ende des Tunnels kein Licht.
Mit "Everything Was Beautiful, And Nothing Hurt" liefert Moby letztlich nur eine mittelmäßige Platte ab. Den durchgehend depressiven Grundtenor mit Trip Hop-Anleihen zu intensivieren, ist sicherlich ein nachvollziehbarer Ansatz. Fehlende Überraschungsmomente und stellenweise merkwürdiges Producing ("The Last Of Goodbyes"!) führen aber zu einem ambivalenten Gesamteindruck.
3 Kommentare
... aber ein schöner Albentitel. Könnte mal 'ne Grabinschrift werden ...
Kurt Vonnegut, Du fehlst.
Gruß
Skywise
Nix da, Moby geht zurück zu den Wurzeln und als Trip Hop LIebhaber ist das Album ein Ohrenschmaus. Elegische Sounds, weicher Trip Hop und ja auch der säuselnde Rapgesang pass perfekt!
Er geht zurück zu den Wurzeln , nämlich 18 und PLAY !
Defintiv kann sich dieses Album daran messen.
Schöner Titel des Albums, Tolles Cover.
Wird gekauft.
Grandioses Album und wie bereits oben geschrieben im Stil von 18 und PLAY. Sicher wird es nicht wenige Nörgler geben, die ständig etwas Neues erwarten oder eine permanente Weiterentwicklung eines Künstlers. Manchmal hilft auch nur: back to the...