laut.de-Kritik

Lasst uns Discokugeln auf dem Deck zerschmettern!

Review von

Meine Damen und Herren, Ihr laut.de-Kapitän heißt Sie herzlich willkommen auf dem "We Were Dead Before The Ship Even Sank" – fünf Sterne – Kreuzer. In Kürze werden wir den sicheren Hafen verlassen, uns in wilde Folk-Indie-Gewässer begeben, Discokugeln auf dem Deck zerschmettern und durch episch dunkle Marr-Riff-Seen kreuzen. Ja genau, Sie haben richtig gehört. Marr-Riff-Seen. Denn der ehemalige The Smiths-Gitarrist war als Co-Autor tätigt und schrubbt seit letztem Jahr als neues Bandmitglied das Modest Mouse–Deck.

Tatsächlich tut Johnny Marrs Zuzug der Band unglaublich gut. Die Jungs aus Washington haben einen Album-Schatz gehoben, der seinesgleichen sucht. Dabei ist Johnnys Handschrift klar zu erkennen. Hier ein beatiges Riff, da pompös hallende Gitarrenklänge. Auf jeden Fall gibt es sehr viel zu entdecken. Also dann, Ihr Landratten, auf in die MM-See.

Kaum ist der Anker gelichtet, stampft der alte Klabautermann los. Schaukeln auf der Piratenpranke ist angesagt. Sänger Isaac Brock verzerrt sich beim Opener. Schreit in die biertrinkende Piratenhorde. Eine kleine Orgel begleitet ihn dabei.

Vom Schunkeln auf der Piratenparty geht es zum Tanzen in die Disco. "Dashboard", das heitere Stück mit dunklem Text, lässt das Holzbein auf den Boden stampfen. Was für ein Ohrwurm, den ich seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf kriege: "Oh, it should've been, could've been worse than you would ever know", pochte es im Kopf an der Fleischtheke. "Well, you told me about nowhere well it sounds like someplace I'd like to go", schwirrt beim Fernsehen durchs Hirn. Auch "We've Got Everything" schlägt in die selbe popige Kerbe.

Durch die sternenklare Nacht segeln wir mit "Parting Of The Sensory". Eine wunderschön komponierte Ballade mit ruhigen Gitarren, feinen Streichern, rauschenden Synthieelemente, die zum Schluss in einem wilden Showdown voller Trommeln, Streichern und pochendem Gesang endet.

Es fällt sehr schwer, Songs heraus zu picken, die exemplarisch für den Stil des Albums stehen. Grundsätzlich treffen gut gelaunte Disco-Stücke mit viel Gitarrenbeat ("Florida", "We've Got Everything") auf relaxte 'Wir sitzen am Strand und spielen in den Sonnenuntergang'-Balladen ("Missed The Boat", "Little Motel"). Ja, man verliert sich gerne im Bermuda-Dreieck des Modest Mouse-Klangs. Und sollte unser Dampfer zum Schluss einen Eisberg rammen, dann müsste zum drohenden Untergang genau diese Band auf Deck spielen. Hier, jetzt, für immer.

Trackliste

  1. 1. March Into The Sea
  2. 2. Dashboard
  3. 3. Fire It Up
  4. 4. Florida
  5. 5. Parting Of The Sensory
  6. 6. Missed The Boat
  7. 7. We've Got Everything
  8. 8. Fly Trapped In Ajar
  9. 9. Education
  10. 10. Little Motel
  11. 11. Steam Engenius
  12. 12. Spitting Venom
  13. 13. People As Places As People
  14. 14. Invisible

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33 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    @Simplizist (« Ich weiß nicht... Das ist alles nicht mehr Modest Mouse. Seit "Good News..." spielen sie meiner Meinung nach zu sehr in die poppige, radiotaugliche Richtung. Ich liebe ihre alten Alben à la "This is a long Drive..." oder "The Lonesome Crowded West" :) »):

    Genau dieser Méinung bin ich auch. Anscheinend hat der Band der Bekanntheitsgrad durch "Good News..." nicht so gut getan und setzen vielleicht jetzt noch mehr auf die breite Masse indem sie ihre poppigen Seiten auspacken. Für mich ist wohl "The Lonesome Crowded West" ihr allerbestes Stück..., obwohl man ihr neues Album auch nicht ganz abwerten sollte. Hin und wieder ist auch dieses Album einen Reinhörer wert.

  • Vor 17 Jahren

    ich hab sie mir ja immer noch nicht besorgt :damn:

    aber was ich bisher so daraus hören konnte ist die neue single (?) little motel (http://vids.myspace.com/index.cfm?fuseacti…) ein highlight daraus.

  • Vor 17 Jahren

    "little motel" ist sehr, sehr schön!

    'cause that's what i'm waiting for, that's what i'm waitnig for... :cry: