laut.de-Kritik
Der bunte Artrock-Hund beschließt seine "Vampirate"-Trilogie.
Review von Yan VogelNad Sylvan fällt gerne auf. Sei es als Sänger im weltweit geachteten Prog-Klangkörper des Ex-Genesis-Gitarreros Steve Hackett oder als Solo-Künstler. Bildet er in Hacketts-Band vornehmlich die Klangfarben von Peter Gabriel und Phil Collins ab, konzentriert er sich bei seinen eigenen Platten lieber aufs Storytelling.
Mit "The Regal Bastard" beschließt der 60-Jährige seine "Vampirate"-Trilogie. Dieses eher lose Konzept verbindet die düstere Gruselatmosphäre mit persönlichen Erlebnissen. Entsprechend verarbeitet der Multiinstrumentalist auf seinen Veröffentlichungen auch biographische Schlüsselereignisse wie die Trennung seiner Eltern, die Kündigung seines regulären Jobs sowie seinen Einstieg bei Hackett.
Davon kündet etwa die Ballade "Whoa". In den Achtzigern hätte sich Desmond Child (Kiss, Bon Jovi) sein linkes Ei gekappt, um solch eine Hook zu schreiben, die mit einer magischen Mischung aus "Dirty Dancing", "The Best Of Bon Jovi" und Tina Turner treffend charakterisiert wirkt.
Dabei scheint nichts wie es ist. Der lyrischen Mehrdeutigkeit schließt sich die Musik an, die bei aller Griffigkeit, tolle Parts und Produktions-Kniffe bereit hält. Hier der Effekt der sich öffnenden Tür im Titeltrack, die das in Mono gemischte Piano plötzlich in einer farbenfrohen klassisch geprägten Märchenwelt erstrahlen lässt. Da der Beitrag der australischen Sängerin Tania Doko im straighten "Meet Your Maker", der mitreißt. Auch das allgegenwärtige Cembalo verstärkt die in den Punkten Outfit und Image stark durchscheinende Faszination für die Epoche des Barock.
Die Künste seines Mentors Steve Hackett zu verschmähen, hätte Sylvan sicherlich Ärger mit seinem Label eingebrockt. Daher soliert sich die Eminenz des Prog im Abschluss auf "Honey I'm Home" die Finger wund. Dass Nad noch zwei hörenswerte Bonustracks spendiert, die stilistisch wiederum anders geartet sind als der Rest, unterstreicht die Bandbreite dieses bunten Artrock-Hundes zusätzlich.
1 Kommentar
Holla, das gefällt mir besser, als dass was der gute Steven Wilson so zusammenschustert.