laut.de-Kritik
Manch nett gemeinte Idee geht nach hinten los.
Review von Toni HennigNada Surf wissen nur allzu gut, wie man mit einfachen Akkorden und herzzreißend schönen Melodien Indie-Hörer in Verzückung bringt. Trotzdem ging die Unverbrauchtheit früherer Werke den letzten Platten zunehmend abhanden. Sicherlich kann man von den New Yorkern nicht erwarten, dass sie sich mit jeder Scheibe neu erfinden, aber nach "Lucky" von 2008 zündeten nur noch zwei bis drei Songs pro Album auf Anhieb. Das ändert sich nun auch mit "Never Not Together" nicht unbedingt.
Dafür muss man Sänger Matthew Caws zugutehalten, dass er mit seinen mittlerweile 52 Jahren immer noch wie Anfang zwanzig klingt. Gut nachzuhören im luftigen Opener "So Much Love", wenn er im Refrain zu eingängigen Gitarren-Tönen und dezentem Piano (das statt Joe McGinty nun der langjährige Freund Louie Lino spielt) mit der Naivität eines frisch Verliebten blumige Zeilen wie diese singt: "So much love / in the air / so much love / it's always there." Und ehrlich gesagt möchte man ja von Nada Surf kaum etwas anderes hören, da bekommt man doch gleich einen ziemlichen Überschuss an positiven Gefühlen.
"Come Get Me" schrammelt dann demgegenüber etwas nachdenklicher nach vorne, geizt aber auch nicht gerade mit Glücksmomenten, wenn gegen Ende die Drums wuchtige Akzente setzen und sich die Gitarren immer euphorischer in die Höhe schrauben. Das war es dann jedoch erst mal mit leichtfüßiger Unbeschwertheit. In den nächsten Tracks steht sich die Band nämlich zu sehr selbst im Wege. Sei es mit den penetranten Uh-Uh-Gesängen in "Just Wait" oder den käsigen Keyboards in "Something I Should Do". Irgend etwas muss den Song immer zunichte machen, auch wenn man im letztgenannten Stück eine lange Spoken-Word-Passage vernimmt, die aufhorchen lässt.
Auch der kurze Einsatz eines Kinderchores in "Looking For You" erweist sich erst einmal als Schock, aber danach kommen Nada Surf glücklicherweise endlich wieder zur Besinnung. Die Nummer schreitet nämlich mit wogenden Saiten-Tönen einem streichergetränkten hymnischen Höhepunkt entgegen, der dem Hörer eine Gänsehaut nach der nächsten beschert. Mehr solcher zupackenden Momente hätten der Platte enorm gut getan.
Zumindest die schöne Melodie von "Crowded Star" und die rhythmische Vielfalt von "Mathilda" überzeugen, doch finden sich auch einige allzu behäbigen Momente in den beiden Tracks, so dass kaum etwas Handfestes und Konkretes entsteht. Da macht "Ride In The Unknown" seine Sache schon besser. Knüpft es mit seiner Geradlinigkeit und einem Mitsing-Refrain, der für die College-Radiostationen wie gemacht zu sein scheint, doch an den unbeschwerten Beginn des Albums an, auch wenn das Piano ein wenig zu seicht vor sich hinklimpert.
Letzten Endes gehen Nada Surf die guten Melodien nicht unbedingt aus, aber so manch nett gemeinte Soundidee erweist sich dann doch eher als störend denn bereichernd. Auch hört man ein paar Ermüdungserscheinungen. Ein paar powerpoppige Live-Kracher für die kommende Deutschland-Tournee im Frühling dürfte die Scheibe trotzdem im Gepäck haben.
1 Kommentar
Sorry Toni, aber du musst die LP schon ein paar mal hören. Ermüdungserscheinungen? Zunichte gemachte Songs? Herrje.