laut.de-Kritik
Gefühlsintermezzo zwischen Trap und Dubstep.
Review von Thomas HaasDer selbstbetitelte "Schwarzkopf Vegeta" ist gekommen. Genau, das ist doch "der Typ, der Son-Goku sein Arschloch zerlegt hat". Wenn man jetzt noch weiß, dass Nazar in einem Problemviertel in Wien aufgewachsen ist und eine kriminelle Vergangenheit hatte, erahnt man schon, in welche Kerbe das Album schlägt.
Und genau so beginnt Nazar den ersten Teil seines Longplayers auch. Es werden Ansagen gemacht, eine Punchline nach der anderen umhergeschleudert und die Gegner schauen nur noch blöd aus der Wäsche. Mit diversen komplexen Reimkonstrukten, Flowvariationen und der speziellen Art, seine Stimme einzusetzen, zeigt Nazar sein Können als Battle-MC.
Die bombastischen Produktionen des Züricher Produzenten O.Z. untermalen den Vortrag. Meist sind die wuchtigen Synthiebeats, die die Grenzen von Trap und Dubstep abstecken, äußerst eingängig und bieten die perfekte Vorlage für die Stimmeinsätze des Wieners. Ob man sich mit dessen unüberhörbarem Akzent anfreunden kann, bleibt Geschmackssache, eine gewisse Gewöhnungszeit ist aber auf alle Fälle nötig.
Nach ungefähr einem Drittel des Albums findet ein Cut statt. Ruhigere Töne gewinnen die Oberhand und Nazar berichtet aus seinem Leben. "Ego" thematisiert den täglichen Kampf mit ebendiesem. Ehrliche Erkenntnisse à la "Wegen meinem Ego hab' ich meine Kleine beschissen / Ohne dich hätte ich heute ein reines Gewissen" verleihen dem Song Authentizität.
"An manchen Tagen" dreht sich um eine Beziehung, die alles andere als konstant zu verlaufen scheint. Zwischen Hochgefühlen und Herzschmerz beschreibt Nazar das Auf und Ab einer - wie sich im folgenden Track "Sweet 16" herausstellt - gescheiterten Beziehung.
In "Mephisto" schildert der Wiener seine Beziehung zum Teufel. Ähnlich wie auf dem Track "Ego" will ihn dieser dazu verleiten, "nach oben Abkürzungen zu nehmen", auch "wenn ich hier und da mal über ein paar Leichen steige".
Nach dem kurzen Gefühlsintermezzo zeigt sich Nazar wieder von seiner bekannten Seite. Was passiert, wenn er den Kampf gegen den Teufel verliert, kann man auf "Good Life Crew" hören. Auf einem amtlichen Synthie-Brett zieht der Österreicher durch die Nacht und macht Clubs unsicher.
Technisch ist Nazar sicher einer der versiertesten Rapper im deutschsprachigen Raum. Seine mitunter hypnoseähnlichen Flows sprechen für sich. Die eingeschobenen persönlichen Tracks sind zwar keineswegs kitschig geraten, wirken im Kontext zum Gesamtwerk aber wie ein Fremdkörper und etwas zu kalkuliert. Liebhaber von Punchlines und abwechslungsreichen Flows kommen dennoch auf ihre Kosten.
5 Kommentare
Langweiliges Album, langweiliger Rapper. Lieber nochmal Artkore anhören.
nazar auf albumlänge ist schwierig
artkore und fakker fand ich richtig gut, seit narkose bin ich im tiefschlaf........übrigens die persönlichen ruhigen tracks gabs schon immer....
Kann ich mir einfach nicht geben.
Wirkt sehr kalkuliert, das Album. Es besteht fast nur aus Battle- und deepen Tracks, zusammengewürfelt. Kein Album zum durchhören. Die harten Songs sind textlich und musikalisch fast identisch zum Vorgänger. Einzig "An manchen Tagen" und "Abrakadabra" konnten mich überzeugen. No Progress, No Fun.