laut.de-Kritik
Melodien, so leicht und schön wie ein Vogelzwitschern
Review von Joachim GaugerDer Mann muss verliebt sein. Schwebende Klänge entlockt er seiner Gitarre, Melodien, so leicht und schön wie ein Vogelzwitschern. Für die versöhnlichen Lyrics, die entspannte Stimme und die teils unglaublich hohe Tonlage gibt es nur eine Erklärung: Den hat eine an den Eiern, und zwar feste.
Was hat Neil Young nicht schon alles mitgemacht. Bald vierzig Jahre Rockgeschichte graben ihre Linien in die eigenwillige Charaktervisage. Folk, Rock'n'Roll, Heavy Metal, Techno, alles hat er ausprobiert: "Used to play in a rock'n'roll band, but they broke up, we were young and we were wild, it ate us up" (Buffalo Springfield Again).
Aller Altersweisheit zum Trotz ist "Silver & Gold" aber tatsächlich am ehesten mit "Harvest" zu vergleichen. Seit dem 'Jugendwerk' hatte keine NY-Platte solch eine Fülle einfacher und eingängiger Folksongs zu bieten. Beeindruckend ist zudem die innere Einheit des Albums, die sich dem absteigenden Leitmotiv, das in mehreren Stücken wiederkehrt, und der konsequent gelassenen Stimmungslage verdankt.
Jugendlich sorgenfrei klingt auch der Falsettgesang, alles Schwere und Erdige bleibt zurück, wenn Neil Young sich mit Emmylou Harris ("Red Sun") oder allein ("Buffalo Springfield Again", "Distant Camera") in höchste Höhen empor schwingt. Den alten Mann mit dem dicken Bauch hört man erst im letzten Track "Without Rings", in dem Neil Young plötzlich zur normalen Stimmlage zurückkehrt.
Soll er doch seinen wasweißichwievielten Frühling feiern mit einer Platte, die niemandem weh tut. Außer vielleicht dem süchtigen Hörer, denn das Glück währt wie immer viel zu kurz (39 Minuten).
1 Kommentar
Von vorne bis hinten ein gelungenes, geschlossenes Werk. Ohne jeden Füller. Mit relativ dunkler Stimme für Neil Young. Eine seiner besten Platten