laut.de-Kritik
Angekommen im Leben nach den großen Charts-Hits.
Review von Anastasia HartleibNelly Furtado ist seit ihrem Charteinschlag mit "Loose" im Jahr 2006 so gut wie komplett von der Bildfläche verschwunden. Dabei verfügt die Sängerin eigentlich über ein besonderes Alleinstellungsmerkmal: sie erfindet sich auf jeder Platte neu. Egal ob Hits für die Tanzfläche ("Promiscuous"), romantische Songs ("Folklore") oder ein spanisches Album, keine Platte ist wie die andere. "The Ride" führt ihre Tradition fort, keiner wirklichen Tradition zu folgen.
Auf ihrem sechsten Album stellt Nelly fest: sie ist kein junges Mädchen mehr. In den fünf Jahren, die zwischen "The Spirit Indestructible" und "The Ride" liegen, geriet die Welt der 38-Jährigen irgendwie ins Wanken. Sie sieht sich erstmals mit ihrem Leben konfrontiert, das bisher im Schnelldurchlauf an ihr vorbeigezogen ist. Dabei ist auch die Leidenschaft irgendwo verloren gegangen. Eine Depression ist die Folge. Über "The Ride" steht somit ganz zentral die Suche nach der Passion, allerdings ausdrücklich nicht die nach den großen Hits von einst, was im Kontext ihrer Karriere nicht überraschen dürfte.
Das Album wirkt insgesamt ruhig und entsprechend nachdenklich. Produzent John Congleton (Future Islands, Goldfrapp) schleifte Nellys Pop-Vision mit ein paar Ecken und Kanten ab. Der Opener "Cold Hard Truth" verfügt über raue Gitarrenklänge und eine treibende Eigendynamik, die Nellys klare Stimme abrundet und den Stil der Platte vorwegnimmt. Spätestens nach dem dritten Hören bohren sich die Arrangements von "Live", "Magic" oder "Palaces" allmählich ins Ohr und bleiben dort lange haften.
Die Kanadierin präsentiert sich durchgehend ernst und wirkt reflektiert. In "Flatline" fühlt sie sich taub, dann führt sie für andere einen Stepptanz auf, der sie auslaugt ("Tap Dancing") und gesteht sich abschließend in "Phoenix" zu, dass es okay ist, zu scheitern. Doch irgendetwas stört dieses Bild des geläuterten Popstars. Für die Ernsthaftigkeit der Themen, an denen sich Nelly abarbeitet, klingen ihre Wörter oft zu lasch und ausdruckslos. Der Mensch hinter der Musik bleibt schwer greifbar. Einzige Ausnahme ist "Live", wo Furtado den Refrain immer lauter aus sich herausschreit und somit zu einem kleinen Befreiungsschlag ansetzt. Schade eigentlich, da auf "The Ride" sicher mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre.
2 Kommentare
Schönes Album, völlig frei von Fillern. Höre ich im Moment sehr gerne, aber ich mochte Nelly ja schon immer. Mit kleinem Fanbonus gibt's eine 4 von mir. Meine Highlights sind "Palaces" und die Lead-Single "Pipe Dreams".
Sie macht an und für sich keine Schlechten Songs...nur ihre Unsagbar Nervige Quäkstimme macht alles wieder Unbrauchbar. Fazit: Sie sieht besser aus als was sie Singt.