Der US-Songwriter unter Druck: Sein Gitarrist geht auf Distanz, das FBI ermittelt und sein neues Album liegt vorerst auf Eis.
Jacksonville (laut) - "Ryan, es fällt mir sehr schwer das zu sagen, aber bitte hole dir Hilfe": Neben anderen Musikern nimmt nun auch Gitarrist Todd Wisenbaker via Instagram Stellung zu den seit einer Woche bekannten Missbrauchsvorwürfen gegen seinen Bandkollegen, den US-Songwriter Ryan Adams.
In einem langen Post gibt Wisenbaker an, dem Sänger bereits in der Vergangenheit Hilfe angeboten zu haben, um dann herauszufinden, dass Adams ihn permanent angelogen habe. Es sei für ihn leichter gewesen, Ryans "verrückte Version der Wahrheit" zu glauben, als sich vorzustellen, dass jemand "ein solches Monster" sein könne, so Wisenbaker. Er wählte nach langer Überlegung den Schritt an die Öffentlichkeit, um seine Familie zu schützen. Adams hatte sämtliche Vorwürfe letzte Woche zurückgewiesen.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anThis is incredibly hard for me to do but Ryan please get help.
Am 13. Februar erschien in der New York Times ein Bericht, in dem sieben Frauen dem Alternative-Rock-Sänger manipulatives Verhalten und sexuelle Belästigung vorwerfen. Eine dieser Frauen berichtet, im Alter von 14 Jahren eine Nachrichten-Korrespondenz mit dem Musiker begonnen zu haben, die sich über einen Zeitraum von zwei Jahren hinzog. Die zunächst musikalischen Themen wurden bald von sexuellen Inhalten abgelöst.
Adams soll den Frauen Karrieren in der Musikbranche versprochen haben, im Gegenzug forderte er sexuelle Gefallen ein. Verweigerte man sich, setzte Adams auf psychischen und emotionalen Druck. Zu den Frauen zählt auch seine Ex-Frau Mandy Moore, die auch Musikerin ist. In der Ehe mit Adams habe sie sich immer anhören müssen, keine echte Musikerin zu sein, gab sie zu Protokoll.
Adams weist die Vorwürfe von sich. Der Artikel sei "ungenau, übertrieben und erschreckend fehlerhaft", dennoch formulierte er eine Entschuldigung: "Ich bin kein perfekter Mann und ich habe viele Fehler gemacht. Bei allen, die ich unbewusst verletzt haben sollte, entschuldige ich mich zutiefst." Mit einer Minderjährigen hätte er "niemals wissentlich unangebrachten Kontakt" gehabt.
But the picture that this article paints is upsettingly inaccurate. Some of its details are misrepresented; some are exaggerated; some are outright false. I would never have inappropriate interactions with someone I thought was underage. Period.
— Ryan Adams (@TheRyanAdams) 13. Februar 2019
Als bekannt wurde, dass das FBI ein Verfahren gegen den 44-Jährigen eingeleitet hat, legte Adams' eigenes Label Pax-Am die Veröffentlichung seines bevorstehenden Albums "Big Colors" auf Eis, das im April erscheinen sollte. Für 2019 sind insgesamt drei neue Studioalben des Musikers geplant.
Neben Wisenbaker äußerten sich unter anderen auch die britische Musikerin Phoebe Bridgers, die mit Adams liiert war und die 43-jährige Jenny Lewis (Ex-Rilo Kiley), die 2014 mit dem Songwriter ihr Album "The Voyager" sowie das aktuelle ("On The Line") aufnahm. Wisenbaker zählte zu Adams Live-Band, spielte 2015 auf dessen Taylor Swift-Coveralbum "1989" und nahm 2018 neue Songs mit Adams auf.
hey so pic.twitter.com/P911Dvnfq3
— millennial falcon (@phoebe_bridgers) 17. Februar 2019
— Jason Isbell (@JasonIsbell) 14. Februar 2019
Believe women, believe survivors
— Natalie Prass (@NataliePrass) 13. Februar 2019
I get to decide what I want to tell strangers about my personal life. asking me for a story i may not want to tell or even have to tell is the antithesis of feminism. and it won’t add any ballast to what has been said and the horrible things that have been done. #believewomen
— catherine popper (@dookiefinger) 15. Februar 2019
I am deeply troubled by Ryan Adams’ alleged behavior. Although he and I had a working professional relationship, I stand in solidarity with the women who have come forward.
— jenny lewis (@jennylewis) 16. Februar 2019
3 Kommentare
Das ist dreckige Wäsche waschen in der Öffentlichkeit.
Ich habe mir vor zwei Jahren bei Bauer-Musicein Klavier gekauft und einer der ersten Songs, welche ich gespielt habe, war eben einer von Ryan Adams. Ich werde jetzt nicht aufhören, diese Songs zu spielen. Ist schon schwierig, wenn man nicht weiß, ob es bei solchen Vorwürfen um die Wahrheit handelt. Bei solchen Dingen kann ich mir aber auch gut vorstellen, dass die Medien etwas schwammig sind in den Formulierungen und in der eigentlichen Beweislage. Daher warte ich es eigentlich immer ab. Als Musiker will man ja auch den eigenen Namen etwas schützen. Durch solche Geschichten kann ich mir vorstellen, dass andere Musiker eher weniger gewillt sind, mit einem zusammenzuarbeiten und die Konzertbesuche nach unten gehen. Klar kann in extremen Fällen auch das Gefängnis drohen, was bei einigen Musikern ja auch nicht unbedingt ungewöhnlich ist.
Hier übrigens der Link zu der von mir angesprochenen Website: https://www.bauer-music.de/yamaha-arius-yd…