Manager diverser Künstler fordern mehr deutsche Musik im Radio: Scheinbar nicht in Absprache mit all ihren Bands.
Konstanz (mis) - Corona macht's möglich: Die totgeglaubte Forderung nach einer Quote für mehr deutsche Musik im Radio ist plötzlich wieder salonfähig. Am Montag riefen diverse Künstlermanager zu mehr Solidarität mit heimischen Musikern seitens großer Radioanstalten auf. Konkret: 50 Prozent der Sender-Playlists solle von in Deutschland, Österreich und der Schweiz lebenden und arbeitenden Künstlern belegt werden. Außerdem sei es erstrebenswert, eine fünfstündige, tägliche Sendung mit Musik aus Deutschland ins Programm zu nehmen, was für deutsche Künstler erhöhte Gema-Einnahmen bedeuten und ihren durch die Krise verursachten Verdienstausfall zumindest etwas kompensieren würde.
Zu den Unterzeichnern der Forderung zählte auch Beatsteaks-Manager Eric M. Landmann, was offenbar nicht mit der Band abgesprochen war. Arnim Teutoburg-Weiß und Co. fühlten sich daher gestern zu einer Stellungnahme auf Facebook gezwungen, wo sie deutlich machten, "diese Forderung auf keinen Fall zu unterstützen". Die Killerpilze schlossen sich dieser Meinung an, teilten das Beatsteaks-Posting und ergänzten: "Kleine Künstler ins Radio: JA, aber völlig egal welcher Herkunft".
In der Antwort der Killerpilze manifestiert sich der Interessenkonflikt, dem vermutlich auch Manager Landmann zum Opfer fiel. Es dürfte wohl niemanden geben, der in dieser historischen Ausnahmesituation gerade Kulturschaffenden, deren Einnahmen aufgrund der Krise seit Wochen weggebrochen sind, neue Einkommenswege missgönnt. In der Schweiz verdoppelten Sender wie SRF3 bereits vor zwei Wochen den Anteil an Schweizer Musik im Programm. Mit den Hashtags #wirbleibenzuhause und #spieltihrunseresongs unterstreicht die Managergilde zwar einerseits diesen solidarischen Gedanken. Indem sie ihn aber mit einer Quotenforderung koppeln, die man auch mit Deutschtümelei oder nationalistisch geprägten Mustern verknüpft, laden sie das Thema politisch auf.
Vielleicht wähnte sich Landmann auch auf der sicheren Seite, da die Beatsteaks im Gegensatz etwa zu den Killerpilzen nicht in der langen Liste an Künstlernamen des Postings auftauchten, die die Unterzeichner vertreten. Dort trifft man etwa auf Samy Deluxe, Curse, Deine Lakaien, Blond, Heino, Sasha, The BossHoss, Madeline Juno, Fiva, Madsen, OK Kid, Lance Butters oder Romano.
Eine bunte Riege also, aus der sich Acts wie The BossHoss oder Sasha über mangelndes Radio-Airplay sicher nicht beschweren können. Doch laut Manager Chris Klimek, der u.a. Long Distance Calling betreut, sei das Konzept von den Medien nur völlig falsch interpretiert worden. Während etwa die taz die Idee als "musikalischen Dexit" gängelte, unterstrich Klimek in einem Posting-Kommentar die Notwendigkeit einer gerechteren Verteilung der Gelder (Gema, GVL) und sprach von einem "Kulturauftrag", der auch Künstler abseits der Charts einschließe. Es sollte also wohl eher ein Appell gegen die Giesingers und Forsters sein, seit Jahren Lieblinge der Formatradios.
In einem Bericht von Neues Deutschland setzt Klimek nach: "Wir sind weder volkstümelnd, noch wollen wir nationalistisch interpretiert werden (...) Von einer Deutsch-Quote im Sinne von einheitlicher Musikfarbe und Sprache ist hier in keinster Weise die Rede." Politisch sei der Unterstützerkreis "zwischen Mitte oder ganz weit links" einzuordnen.
Dort dürfte sich auch Gunnar Schroeder, Gitarrist der Rostocker Punkband Dritte Wahl, verorten. Schroeder zeigte sich gegenüber ND trotzdem verwundert über die Nennung seiner Band im Kontext des Postings. Er wünsche sich ebenfalls mehr Vielfalt im Radio, "aber nicht nur deutsch und bitte auch keine Quote."
---------------------------
Mehr Vielfalt? Ein Wunsch, den wir mit unserem User Generated Radio laut.fm seit Jahren unterstützen. Wer Interesse hat, selbst einen Sender zu eröffnen, um ein Radio-Programm mit verschiedenen Playlists zu gestalten, findet hier alle Infos.
3 Kommentare mit 4 Antworten
"Politisch sei der Unterstützerkreis "zwischen Mitte oder ganz weit links" einzuordnen."
die üblichen schmarotzer, faulpelze und kostgänger also
28 min, qra-skill hier ist mittlerweile unter aller sau!
Immerhin hat sich noch IRGENDWER gefunden, der auf deine wirklich miesen Trollversuche reagiert.
Wundert mich dann allerdings auch nicht, dass es der gute Schwingi war, denn gerade gibt es hier keine Fäden in Denen man dringend ewiggestriges Geschrammel jubelpersern muss.
Wie wäre es mit ner Verpflichtung, Lieder nicht mehr als einmal und Künstler nicht nicht mehr als viermal innerhalb von 24 Stunden zu spielen?
Das wäre sicherlich kontraproduktiv. Am Ende entscheidet der Hörer, was gespielt wird und der will nun mal die Charts und die ewig gleichen Lieblingshits hören. (Und das dann, wann eingeschaltet wird, also die 10min Müsli essen oder 20min Auto fahren.)
Ich sag nur das "Beste" der 80er, 90er und von heute. Alle die in den 20 Jahren dazwischen musikalisch groß geworden sind, gehören also gar nicht zur Zielgruppe.
Diverses Radio würde den Hörer nicht umerziehen sondern verprellen. Musikalisch interessierte Leute hören doch kaum Radio, sondern anderswo. Da müsste es halt mehr Geld für die Künstler geben, aber grenzenloses Streaming für 10€, wie soll das auch funktionieren?
Gibt es nicht schon eine verpflichtende Quote für deutschsprachige Musik im Radio, die sogar recht hoch ausfällt? Jeder Vorstoß gegen das Verblödungsgeträller der Giesingers und Forsters kann nicht verkehrt sein, aber hier wollen die Manager einfach noch mehr Geld erwirtschaften.