laut.de-Kritik
Titten, Suff, Rocky Balboa - und Spaß dabei.
Review von Dani Fromm"Es lief relativ viel schief in der Musik, die ich lieb', Kreativität unterliegt Beef." Klar war Hip Hop immer eine Battle-Kultur. "Klar wär' Kohle korrekt."
Wo aber das Streben nach kommerziellem Erfolg den Spaß an der Sache als Triebfeder verdrängt, wo Zoffereien zum Selbstzweck werden und die Gründe für Auseinandersetzungen zur Nebensache verkommen - da gerät die Geschichte, wie Nizzla richtig bemerkt, in Schräglage.
Er zeigt derlei herrschenden Trends den Finger, statt sich anzubiedern. Dem eigenen Anspruch, "für immer der Rapper, für immer der Fan" zu bleiben, wird Nizzla hörbar gerecht. Er setzt auf "Zeit, Herz Und Rhythmus" und bedient sich dafür des guten, alten Ein-DJ-ein-MC-Konzepts.
Selbst an Stellen, an denen an die Nieren gehende Themen - etwa der Tod des Großvaters in "Requiem" oder die ans Paraniode grenzenden Gedankenschrauben in "Du Und Ich" - abgehandelt werden, bewahrt sich Nizzla eine positive, vergnügte Grundstimmung. Hier hat einer Spaß an dem, was er tut: nicht die schlechteste Grundlage.
Nizzla gewinnt selbst Alltagsbegebenheiten eine erzählenswerte Seite ab, beschreibt die glückselige Debilität, die ein bisschen Sonnenschein auf der Rübe nach sich ziehen kann, ebenso plastisch, wie die beruhigende Wattigkeit eines Wodka-Rauschs.
Hier offenbaren sich, wie noch an manch anderer Stelle, die polnischen Wurzeln des Mannes am Mikrofon, die sich besonders in Kollaboration mit Kumpel Noletsch, der dann auch tatsächlich in osteuropäischen Zungen rappt, entfalten.
Die zelebrierte Verehrung von Titten, Suff und Rocky Balboa mutete leicht pubertär an, servierte Nizzla seine Huldigungen mit weniger Augenzwinkern. Nichts wesentlich Neues birgt auch "Für Den Reim", doch, ehrlich: Wurden wir nicht alle unter ähnlichen Umständen angefixt? "Eins für den Reim, zwei für den Flow, drei für meine Jungs, und viertens sowieso."
"Ich bin kein Battle-MC, doch ich bin besser als du", verspricht der Bochumer in seinem Eröffnungs-Representer. Der zweite Teil von "Chef Rapt" beweist: In nicht wenigen Fällen dürfte er damit Recht behalten. Die hier leicht überdrehte Betonung passt ausgezeichnet zum überspannten Business.
So viel zu einem technisch zwar nicht außergewöhnlichen, dafür aber außergewöhnlich in sich ruhenden Rapper. DJ Cutz Penza liefert seit Jahr und Tag thematisch wie die Faust aufs Auge passende Cuts dazu.
Die Beats stammen - getreu dem in "Underground Representz" ausgegebenem Motto "Ich mach' den Kram lieber allein" - größtenteils von Nizzla selbst und verraten ein Faible für wuchtige Bässe.
Für Abwechslung sorgt mal eine geloopte Akustikgitarre ("Chef Rapt Pt. 2"), mal eine eindringliche Piano-Melodie ("Prosto W Pyrsk"). Im Rap-freien "I Hear Voices" regiert ein verschobener Walzertakt. "Sag Nix", in Zusammenarbeit mit Western Standard entstanden, zeigt keinerlei Scheu vor harten Gitarren.
Die Produktionskollegen Fleshmann und Arlendus erledigen den Rest, verarbeiten Gitarren- und Orgelklänge mit Synthies und je nach Bedarf wehmütigen oder hüpfenden Melodien zu angenehm organischen Grooves.
Nizzla legt mit seinem ersten Album in voller Länge zwar kein revolutionäres, wohl aber ein rundes, durchgehend bestens hörbares Stück Deutschrap vor. Doch jetzt: "Genug gedacht, Zeit, den Abend zu genießen. Auf Homies und Familie und deren Befinden." Na zdrowie.
12 Kommentare
Für mich ist Nizzla noch ein komplett unbeschriebenes Blatt, könnt ihr mir das Album empfehlen?
das is ne gute frage, ich hab bis zu dieser review auch noch nichts gehört. ma gucken ob ich die cd gleich finde, dann liefer ich n report.
Auf rap.de gibt es ein Exklusivtrack zum freien Download.
http://rap.de/media/992
der name geht mal überhaupt nicht
s
Wie meinen, coldfire?
na sizzla war glaub ich zuerst
nizzla klingt daher in meinen ohren schonma fade