laut.de-Kritik
Eine Vorliebe für emotionale Berg- und Talfahrten.
Review von Simon LangemannOliver Schories macht kein Geheimnis daraus, dass er und sein ständiger Studiopartner Manuel hinsichtlich technischem Know-How noch nicht am Ziel sind. Die langjährige Erfahrung als Musikhörer und DJ trotzdem in eigene Kompositionen umzusetzen, stellt für ihn eine "Herzensangelegenheit" dar. Umso deutlicher erkennt man auf seinem Tech-House-Debüt die Leidenschaft, die der junge Bremer bei der Produktion an den Tag legte.
Wie so oft dient der Begriff Tech-House bei Schories nur als Überbegriff für verschiedene elektronische Klangwelten. Anstatt allzu minimalistisch vor sich hin zu plätschern, strotzen die Stücke vor Facettenreichtum, Tiefe und Kontrasten. Stimmungsneutrale Abschnitte genießen beim Newcomer aus der Hansestadt Seltenheitswert. Stattdessen stellt sich dank tollen Melodien und Harmonien über weite Strecken ein angenehmes Klima ein. Für düstere Abwechslung sorgen immer wieder Deep-House-Zwischenspiele wie "Janna" und "Saturday".
Als Eröffnung dient der Vorabhit "Mother". Nach der kurzen Ruhe vor dem Sturm bäumt sich die Nummer mit erdrückenden Basswänden, frenetischen Synthleads und immer wiederkehrendem Vocalsample ("My mom always said ...") zum pulsierenden Livekracher auf. Schon hier demonstriert Oliver Schories seine Vorliebe für emotionale Berg- und Talfahrten.
Deutlich entspannter gehts beim anschließenden "I'm Not" zu, das sich mit dezent poppigem Melodieloop in die Gehörgänge schleicht: Den zahlreichen elektronischen Stilmitteln stehen organische Sounds, darunter Pianoakkorde, Fingerschnipsen sowie Versatzstücke aus Gesangsspuren gegenüber. Noch zurückhaltender kommt der atmosphärische Dub-Track "Sunday" daher. Das energisch stampfende "Coffee Break" klingt dann aber alles andere als nach einer entspannten Kaffeepause.
Beim progressiv arrangierten Rausschmeißer "One More Dance, Jules" lässt sich der Bremer noch mal knapp neun Minuten Zeit, um Spannung auf- und abzubauen und das charakteristische Synkopenmotiv auf verschiedensten Instrumenten wiederkehren zu lassen.
Gerade das ständige Umschalten zwischen Zurückhaltung und mächtigen Druckwellen macht die Tracks so interessant wie clubtauglich. Und so gelingt es Oliver Schories und Manuel Meyer auch ganz ohne vollendete Produzentenskills, ihr Überangebot an musikalischen Ideen in hörenswerte Tanzmusik umzusetzen.
3 Kommentare
super!
Wow - einfach verdammt gut. Atmospärisch dicht/emotional packend das komplette Album über. Sensationeller release, der meine, nicht unbedingt niedrigen, Erwartungen noch übertroffen hat.
mittlerweile geht mir schore-olli und dieses album nur noch auf den sack. bin mal gespannt wie das 2013er album klingen wird. die single ist ja schon mal ganz gut, v.a. der joris delacroix remix