laut.de-Kritik
Make Banjo Great Again!
Review von Dominik LippeOlli Banjo gilt zu Recht als begnadeter Rapper. 2006 bewies er mit "Sparring 2" eine humorvolle Attitude, technische Überlegenheit und die damals seltene Fähigkeit, die unterschiedlichsten Ecken der Szene unter einem gemeinsamen Leitmotiv zu versöhnen. Ein Jahr später folgte sein Opus magnum "Lifeshow", auf dem er seine Fertigkeiten um inhaltliche Relevanz ergänzte. Doch mittlerweile hat sich der im Umgang mit Fans wohl herzlichste Rapper dieses Landes zwischen eigenen Rock-Ambitionen und halbgaren Hip-Hop-Alben gehörig verzettelt.
"In Deutschland bin ich der Beste, nicht nur wegen der Technik, sondern auch dieser lügenden Presse." Abgesehen von der universellen Medienschelte, die sich ärgerlicherweise zunehmend von der Politik auf die Rap-Landschaft überträgt, liegt Banjo im einleitenden "Wir Sind Hip Hop" auch mit seiner musikalischen Bestandsaufnahme ziemlich daneben. Wie jüngst auf der "Newline"-Kollabo von Cr7z und den Snowgoons hält Olli Banjo im Verbund mit Liquit Walker mit militaristischer Disziplin die Rap-Fahne hoch: "Nur ein Soldat, dem das Blut von seinem Stift tropft, yeah, ich bin Hip-Hop." Das zugrunde liegende Instrumental kommt zwar standesgemäß angereichert mit Vocal-Samples daher, erinnert mit seinem beflügelten Loop dann aber doch eher an eine Partie Mario Kart.
"Oh Boy" verströmt mit Scratches und sanftem Bass angenehme Vibes. Textlich blitzt darin auch Banjos mitfühlende Ader auf: "Eine Welt, in der 'Gutmensch' eine Beleidigung ist, mach' ich mal lieber bei der Selbstverteidigung mit." "Rio" fügt sich zwar nicht wirklich in den Kontext des Albums ein, stellt aber dennoch als Lobgesang auf die brasilianische Metropole eine wohltuende Ausnahme zwischen den unzähligen Berlin- und New-York-Hymnen dar: "Hier unten schießen wir Raketen in die Nacht. Ganz oben wacht der Sohn Gottes über diese Stadt."
"Mathematik in der Nussschale. Die Rechnung ergibt nichts." Als größter Malus des Albums erweist sich die Vielzahl nichtssagender Verse, bei denen eine tiefere Bedeutung reine Behauptung bleibt. In "Alles Wird Gut", "Daddies Girl" und "Kleiner Roboter" scheint sich Banjo ohne größeren Sinnzusammenhang von Zweckreim zu Zweckreim zu hangeln: "Kleiner Roboter, halt den Kopf hoch. Olli im Bauch des Wals wie Pinocchio." Dabei schmälern seine Assoziationsketten das Hörerlebnis auch dadurch, dass sie nicht ein Jota von Humor mitbringen: "In der Quantenphysik braucht man einen Dietrich. Das Universum flüstert leise: 'Jesus liebt dich.'"
Olli Banjos gedämpfte Melancholie neigte schon immer dazu, ins Religiöse zu diffundieren. Nun liefert er auch den passenden Song für all die Missionare, die sich ein Auslandsjahr in einem afrikanischen Staat ihrer Wahl gönnen: "Ich will mit dir mein Licht teilen." Im Namen des Herren haben sich sämtliche Regeln des Anstandes hinten anzustellen: "Für dich nerve ich gerne Atheisten am Sterbebett." Doch Obacht, selbst der willfährigste Glaubensbote ist nicht ohne Fehl und Tadel: "Ich wär' so gerne so ein bisschen mehr so wie Jesus, aber es geht nicht. Dann zumindest wie David, Paulus und Petrus."
Dabei würde es Anhängern des gepflegten Sprechgesangs völlig ausreichen, anstelle eines Heiligen wieder den ideenreichen Banjo der ersten Stunde erleben zu dürfen. 15 Jahre nach "Erste Hilfe" benötigt der gebürtige Heidelberger diese selbst am meisten. Ob die Empfehlung eines Donald Trumps beziehungsweise eines hundsmiserablen Stimmenimitators in "Make Olli Great Again (Skit)" ein probates Mittel darstellt, dürfte mehr als fraglich sein. Dessen Ausführungen zufolge handele es sich bei Olli Banjo trotz seiner dunklen Hautfarbe um einen talentierten Rapper. Im Kleinen erweist sich der Skit damit als so witzlos und unausgegoren wie das ganze Album "Schwarz Auf Weiß" im Großen. Sad!
10 Kommentare mit 5 Antworten
Einer meiner Lieblings-MCs, aber mittlerweile leider over. Trauer.
Banjo und Liquit Walker. 'Nuff said.
Alter, die Rezi liest sich, als wäre es das beschissenste Album aller Zeiten. Quasi der Scientologe in Albenform.
Immer hört man nur früher war alles besser und heute kann er nicht mehr überzeugen. Ach ja und wenn man die Intention des Künstlers nicht verstanden hat, sollte man ihn vielleicht fragen, anstatt zu schreiben, er würde Zweckreime nutzen. So ein Unfug. Für mich hat Olli wieder gezeigt wohl er im Stande ist und gewährt mal wieder tiefe Einblicke in die Dinge, die ihn bewegen. Welchen Wert das für einen am Ende persönlich ausmacht, muss man selber entscheiden. Bewertet man aber die Skillz, die Beats und die Stimmung die dieses Album erzeugt, so kann man nur zum Schluss kommen:„Ohrenschmaus!“
Gibt Hatern keine Chance!
gib grammatik eine chance!
Komm, troll dich bitte wieder ins Banjo-Forum, zum Rest der verbliebenen Banjojugend. Ach stimmt, selbst da ist ja nix mehr los.
Skills, Beats, Stimmung. Genau das ist es ja was es so traurig macht, Fanboy.
freshe skillz oida!!
@Carsten H Aus S
Netter Versuch Banjo :'D
Banjo Alben haben ungefähr so viel Gehalt wie die Germanische Neue Medizin:
https://youtu.be/xpXmf0Pb-Wg?t=8m