laut.de-Kritik

Der einsame Rufer in der Trap-Wüste.

Review von

Rap-Fans haben es seit einigen Jahren wahrlich nicht leicht. Die immer gleiche Monokultur aus Trap und Autotune, allenfalls von mageren Dancehall-Versuchen durchbrochen, zerrt an den Nerven der Hip-Hop-Idealisten. In deren sich lichtenden Reihen steht Cr7z mit soldatischer Strenge. Bereits auf seinem letzten Album "Ult7ma" mokierte er sich in Songs wie "D-Generation" oder "Auf Und Davon" über "gestörte Pumper und Pusher" und die allgemeine Inhaltslosigkeit der Szene. In Zusammenarbeit mit den Snowgoons widmet der gebürtige Sangerhausener dem Widerstand nun mit "Newline" eine ganze EP.

"Wir werden nicht vergessen, was Rap uns bedeutet. Stehen wie im Sturm, der entsteht durch 1.000 mächtige Leute. Sind dankbar für alle Chancen, die sie uns bieten und manchmal viel zu naiv und blind fürs Geschäft, weil wir Rap so sehr lieben." Eben dieses ihm sauer aufstoßende Geschäftsgebaren überstrahlt zunehmend die musikalische Qualität hiesiger Rap-Erzeugnisse: "Hier geht's um Cash satt um Musik. Es ist Geschäft und nicht mehr real. Es ist ein Wettkampf im Verdienen, ein maschinell kinderfressendes Biest."

"Die sagen, ich wäre weinerlich und traurig, meine Mucke zieht hinab, doch denk noch einmal drüber nach, wer tatsächlich was von sich gibt, das runterzieht: Die sind das!" In der Rolle des sensiblen Rap-Romantikers wirkt Cr7z fürwahr ein wenig niedergeschlagen. Zu diesem Eindruck tragen auch die im Sinne des EP-Konzepts althergebrachten Instrumentals der Snowgoons bei. Während das bereits an anderer Stelle mit der "Titanic"-Instrumentierung verglichene "Polarlight" tiefe Trauer atmet, spiegeln in "Dawn" Chöre und Violinen voller Wehmut die schmerzlichen Klagen über die Szene. "Rise Up" und "Hax" bringen dagegen mit Streicher-Loops Dynamik in den bis dahin freudlosen Grundton. Des Weiteren klingt der Beat zu "Allrounder" wie geschaffen für einige Verse von Morlockk Dilemma.

In "Rise Up" treibt ihn die Geschichtsvergessenheit seiner Kollegen und ihrer juvenilen Hörer in die Verzweiflung: "Jugend nimmt die Wurzeln nicht mehr wahr." Vor allem der stete Blick auf die Abrufzahlen der Streaming-Anbieter führt unweigerlich in den Untergang: "Die Kultur wird hier begraben."

Zwar liegt Cr7z mit dem Großteil seiner Kritikpunkte richtig, jedoch umweht die EP das leicht abgestandene Aroma von Kulturpessimismus ohne jeden Humor. Und der Absolutheitsanspruch seines Tadels macht die Sache nicht besser.

Tatsächlich nimmt der Rapper lediglich drei namentlich genannte Genre-Vertreter aus seiner Kollektivkritik aus: "Azad hat's deep gemacht. Das, was bei denen deep ist, ist nur der tiefe Bass." Bei allem berechtigen Lob für den Frankfurter könnte man hier natürlich auf dessen jüngstes Werk "NXTLVL" mit seiner Trap-Ästhetik verweisen. "Gönne Kolle den Erfolg, den er heute hat, verfolg' ihn gespannt seit der RBA", lobt Cr7z den in den Augen der Öffentlichkeit zuletzt in Ungnade gefallenen Boss. Und auch Langzeitbegleiter Kool Savas findet erwartungsgemäß sein Wohlwollen.

Letztgenannter gilt seit jeher als Meister des "Rap über Rap", womit er auch oft aneckte. Auf "Märtyrer" entgegnete Savas seinen Kritikern trotzig: "Ich mach' Rap über Rap, ihr macht Rap über nichts."

Im Hinblick auf viele Rapper, die hierzulande große Erfolge feiern, mag das zwar stimmen, aber dennoch sollte sich das Gerne in gewisser Hinsicht von sich selbst emanzipieren, statt sich in einem ermüdenden Kreislauf um sich selbst zu drehen. Insbesondere ein technisch wie sprachlich weit überdurchschnittlicher Rapper wie Cr7z sollte nicht den einsame Rufer in der Trap-Wüste geben, sondern die Konkurrenz ins Leere laufen lassen, indem er sich selbstbewusst auf seine Stärken konzentriert.

Trackliste

  1. 1. Polarlight
  2. 2. Dawn
  3. 3. Allrounder
  4. 4. Rise Up
  5. 5. Hax
  6. 6. Candle
  7. 7. Sunshine

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4 Kommentare mit 4 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    3 Sterne gehen klar. Ist jetzt keine Glanzleistung (war ULT7MA auch nicht) und leider wird der gute Chris auch immer mehr zu dem, was er oft kritisiert. Das merkt man deutlich, wenn man den Mann schon länger verfolgt und was er momentan auf Social Media treibt (Ständiges bewerben der eigenen Musik, posen mit den "Jungs", Eigenlob, etc) ist 0815 Deutschrapper Kram.
    Hoffe der Junge fängt sich wieder

  • Vor 6 Jahren

    Stillosester, unswaggiester rapper der brd. Unfassbar, wie schlecht das ist!

    • Vor 6 Jahren

      Was hörst Du sonst so an deutschen Rappern???

    • Vor 6 Jahren

      Nicht mehr viel. Kamikazes, Hiob, Negroman, Hafti fallen mir spontan ein. Aber ist ja auch egal, Cr7z‘s pseudodeepe, unfassbar beliebige Beats verarbeitende „Musik“ ist auch ohne jede Relation todeswack und sowas von 2007. halt „Deutschrap“

    • Vor 6 Jahren

      word, Problem ist das sowas wie swag in Deutschrap noch nie gegeben hat und es wahrscheinlich auch nie geben wird. einerseits ist das Publikum nahezu grenzdebil andererseits sind die Rapper auch nicht das Gelbe vom Ei.

  • Vor 6 Jahren

    Rapper die "ihrem Seelenleben Ausdruck verleihen" verursachen spontane Ganzkörperakne bei mir. Da kommt null rüber außer der Erkenntnis, dass er rappen kann. Richtig, wir haben nicht mehr 2007. Rappen können sie alle. Und wenn nicht, juckt das heute keine Sau mehr. Schreib Tagebuch, Dikka.

    • Vor 6 Jahren

      macht kein sinn diggi.. schreib du doch tagebuch, dein kommi sagt mehr über deine eigene mentalstruktur aus als das er ne ernstzunehmende kritik wär

  • Vor 6 Jahren

    Snowgoons Beats fast immer gut !( klar bei der masse sind auch immer mäßige Dinger dabei aber was solls) Dachte das die Kombi mit cr7 besser klappt aber vielleicht ist es jetzt schon zu spät. Den alten cr7z hätte ich gerne mit den Beats gehört.