laut.de-Kritik
Indie-Sound für den Blockbuster.
Review von Eberhard DoblerTeil zwei der "Twilight"-Story soll düsterer ausfallen, wohl mit ein Grund für eine Kehrtwende in Sachen Soundtrack: Die exklusiv produzierten Tracks für "Biss Zur Mittagsstunde" sind im Gegensatz zum Vorgänger deutlich im Indie/Alternative-Bereich verortet.
Und die aktuelle Songsammlung, die bis auf eine Remix-Nummer ("I Belong To You" von den allgegenwärtigen Muse) aus exklusiv für den Streifen komponierten Tracks besteht, darf als geschmacksichere Zusammenstellung an Bands gelten, der man 'Resteverwertung' bestimmt nicht vorwerfen kann.
Death Cab For Cutie beweisen ihr Händchen für ungemein schwebende Gitarrenarrangements - so gehen Melancholie und Aufbruchstimmung zusammen. Thom Yorke entsteigt der Gruft mit stark verhallten Vocals, brummender Synthie- und recht hibbeliger Drum-Programmierung. Lykke Lis "Possibility" liefert eine dank Choireffekt seltsam anmutende Vampirballade ab.
Die erste Nummer mit echtem Mainstreampotenzial liefern - selbstredend - The Killers ab: "A White Demon Love Song", ein elektronischer Poprock mit Pizzicato-Streichern und emotionalen Vocals, die zuweilen an die Beatles erinnern. Den eigentlichen Höhepunkt verantworten aber Bon Iver & St. Vincent, mit dem wunderbar verstrahlten "Roslyn": Akustikgitarre, zarte Keys und entrückt wirkende Hochfrequenzvocals - mehr braucht es nicht, um wie nicht von dieser Welt zu klingen.
"Shooting The Moon" von OK Go stellt das zweite Highlight dar: eingängiger Indiefolk mit einem Vocoderstörfeuer, das Daft Punk zitiert - großartig. Black Rebel Motorcycle Club, Hurricane Bells oder Grizzly Bear (With Victoria Legrand) geben insgesamt die atmosphärische Ausrichtung des Soundtracks vor: psychedelisch angehaucht und trotzdem eingängig luftige Arrangements mit exponierten Gitarrenlicks sowie oft abgespeckter Rhythmussektion.
Für Abwechslung ist auch gesorgt, etwa wenn die Editors, die mit Klavier und Chören für orchestrales Feeling sorgen. Viele Stücke funktionieren zwar nach dem ähnlichen Muster, dennoch darf man es als recht mutige Entscheidung bezeichnen, bei einem derartigen Kassenschlager Death Cab For Cutie für den Titelsong zu buchen. Muse, die auf beiden Soundtracks zu finden sind, gehören übrigens zu den Lieblingsbands der Autorin der "Twilight-Saga".
Dass zum Schluss der deutschen Version noch Jennifer Rostock vertreten sind, ist natürlich Warner geschuldet: "Es Tut Wieder Weh" wirkt wie ein Fremdkörper im Kontext des Soundtracks und marschiert viel zu arg nach vorne. Die Nummer taugt nicht zuletzt dank deutschen Vocals maximal für die Schwärze des Abspanns.
30 Kommentare
Guter Soundtrack zu einem Film dessen Vorgänger grottenschlecht war^^
Warum Muse, warum?
Warum geben sich Thom Yorke und Muse für so einen Mist her?
Den DCFC-Song könnt' ich stundenlang hören.
http://www.youtube.com/watch?v=-DxUWGSiyt4
lol Jennifer Rostock als peinlicher Fremdkörper ... na ja Film außen vor, hat es hier einige gute Songs drauf. Nur würde ich mir das Ding trotzdem niemals in den Schrank stellen, aber bei meiner Freundin würde es gut passen.
Ist halt eine der wenigen Scheiben, bei denen man in iTunes verschämt die Coveranzeige wegklappen muss wenn andere Leute in der Nähe sind... Aber hat wirklich einige Schmuckstücke drunter.
Ich gestehe ja sogar, Bella's Lullaby aus dem Soundtrack von Teil 1 ganz schön zu finden - egal wie unterirdisch schrecklich die Filme sind...