laut.de-Kritik
Eric Claptons Lieblingsrapper erobern den Hip Hop-Thron.
Review von Stefan JohannesbergWer meint, dass Nelly und seine "Country Grammar"-Posse den Dirty South-Style zuerst in die Charts geführt hätte, irrt gewaltig. Bereits 1994, als sich der G-Funk aus LA schon wieder auf dem Rückzug befand und die harten Beats aus NY in Gestalt von NAS oder dem Wu-Tang Clan die Straßen dominierten, wagten zwei Boys aus Atlanta den Einstieg ins Haifischbecken des Rapbiz. Ihr Erstling "Southernplayalisticadiallicmuzik" wollte mit seinem tief im P-Funk der 70er verwurzelten Hip Hop so gar nicht zu den angesagten trockenen Beats und spärlichen Klavierloops der Eastcoast-Künstler passen. Trotzdem wurde die Platte ein großer Erfolg und verschaffte Outkast eine gute Ausgangsposition für die folgenden Projekte. Mit den nächsten Alben "Atliens ('96)" und "Aquemini ('98)" festigten sie ihre Stellung im Hip Hop-Game und kreierten ganz nebenbei den Dirty South-Sound.
Ihr dritter Output "Aquemini" zeigt besonders deutlich die musikalische Entwicklung von André '3000 und Big Boi. Groovende Basslines, funkige Gitarrenriffs und eigenständige Drumpatterns sorgen für eine musikalische Dichte, wie sie der Hip Hop selten gesehen hat. Selbst der Rap-Unverdächtige Eric Clapton lobte die Scheibe in den höchsten Tönen fort. Mit Stankonia setzen sie nun den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Sie schaffen es sogar, dass die Platte noch grooviger und komplexer klingt als ihre Vorgänger. Auf den ersten drei Scheiben findet man nämlich neben den beschriebenen Sounds auch noch eine gehörige Portion G-Funk, der für Eingängigkeit bzw. eine gewisse Nähe zum Mainstream sorgte. Dieser scheint jedoch beim neuesten Werk fast gänzlich verschwunden zu sein. Outkast rücken mehr denn je an die Seite des Godfathers of Funk George Clinton.
Stücke wie "B.O.B." oder das unglaubliche "Humble Mumble" legen ein wahnwitziges Tempo vor. So schnell hat seit den Anfängen des Breakbeats keine Hip Hop-Gruppe mehr geklungen. Kongenial unterstützt wird die Musik zudem von den Raps der beiden "Atliens". Ihr Flow ähnelt dem von Nelly, sehr melodisch und nicht selten sehr geschwind rappen sie über die Beats. Weitere Anspieltipps sind die famose Singleauskopplung "Ms. Jackson" und die relativ straighten Tracks "Xplosion" und "Spaghetti Junction", der schon '96 produziert worden war. Ihr vierter Streich war übrigens bis dato mit vier Millionen auch ihr erfolgreichster. Die beiden Workaholics planen schon ihre nächsten Megaseller, denn noch dieses Jahr sollen ihre Soloprojekte an den Start gehen. Abschließend kann man sich nur André anschließen, der in der Dezemberausgabe von "Juice" verlauten ließ: "Wir machen geile Mucke, Damn it that's what we're doin."
1 Kommentar
Absolutes Brett und ein Meilenstein des Hip-Hops.
ATLiens finde ich zwar ihr bestes Werk, aber Stankonia ist durchaus experimenteller und ich kenne niemand, der 2000 sonst so etwas released hat. 5/5