laut.de-Kritik
Nostalgie und Authentizität.
Review von Raphael ChasséSchon das Cover von "Tage vor 2000" vermittelt Authentizität. Es ist unmöglich zu sagen, ob es sich bei dem Artwork um einen echten Snap handelt (Bilder oder Videos die man in der App Snapchat an seine Freunde schickt) oder nur um eine Darstellung, die sich dieser Ästhetik bedient. Diese realistischen, aber spärlich gesäten Einblicke in das Leben Pashanims und seiner Playboysmafia-Gang, die in Form von Musik, Videos, Instagram-Beitrage etc. immer wieder in Erscheinung treten, sind der Dreh- und Angelpunkt von Paschas Schaffen und machen den Reiz seiner Kunst aus. Durch die geringe Release-Dichte und dem Verzicht auf Interviews läuft der Berliner auch nie Gefahr, sich selber zu entmystifizieren.
Zwar waren die Tracks auf seinem letzten Tape "Himmel Über Berlin" skitartiger und raptechnisch anspruchsloser, aber auch einzigartiger. Auf "Tage vor 2000" fehlen Experimente wie das housige und aus lediglich vier Zeilen bestehende "Ferragamo" – meiner Meinung nach einer der großartigsten Songs aller Zeiten. Die stark gerappten Parts auf 808 lastigen Trap-Beats unterhalten dennoch. Mit kreativen Wortspiele und komplexen Reim-Schemata darf man nicht rechnen, die bildlichen Lines auf den teils monumentalen Samples entfalten trotzdem eine starke Wirkung: "Das's Berlin wo sogar LKA Koka zieht".
Der "Erste Song" verbreitet Ghetto-Nostalgie auf einem R'n'B-Trapbeat. In Zeilen wie "Nichts ist wie das erste Mal Geld machen, erster Kuss, vor Blaulicht renn'n / Die Schule schwänzen, auspenn'n, cool fühl'n, draußen häng'n" lässt der Rapper längst Vergangenes Revue passieren. Trotz seines Erfolges und den in den letzten Jahren dazugewonnenen Luxusgütern behielt sich Pashanim zumindest teilweise die Mentalität aus der Zeit vor dem großen Geld bei: "Fake Gucci, echter Porsch'".
Die zwei auf einen wunderschönen von Stickle produzierten Beat gerappten Parts auf "Draußen Essen Spät Schlafen" gehören zu den besten, die Pashanim jemals schrieb. Der melancholische Song transportiert erfolgreich die Traurigkeit einer von Kriminalität geprägten Jugend in der Hood. Der gesamplete Frauenchor in der Hook und die Harfe in den Strophen, die sich sanft in den Hintergrund schmiegt, machen das Lied zu etwas ganz Besonderem.
Auch auf dem drilligen "Airberlin" macht Pascha von einem Piano, Geigen und 808s begleitet auf Missstände in seiner Gegend mit Zeilen wie "Nicht ma' sechzehn mit Knie auf mein'n Hinterkopf" oder "Sie stürm'n in die Wohnung ohne Grund rein / Wir wollten nur safe und gesund sein" aufmerksam.
Nach einem musikalisch spannenden Tape, einer unspektakulären und einer spaßigen EP und mehreren überragenden Singles wird es doch langsam Zeit für das erste richtige Album. Ob ein weniger skizzenartiger Ansatz Pashanims Charme schmälert, wird sich dann zeigen, interessant wäre ein durchdachteres und längeres Release aber allemal.
13 Kommentare mit 31 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 10 Monaten durch den Autor entfernt.
Was für ein hochgestochenes, pseudointelektuelles Geschwurbel diese Rezension doch ist. Schon beim ersten Satz kommt einem da die Galle hoch.
Ist doch vollkommen harmlos geschrieben. Wem da bereits die Galle hochkommt, sollte es vielleicht mal mit Yoga versuchen.
An dieser Stelle möchte ich dem Zoomer-Autor dafür danken, uns alten Säcken nochmal Snapchat erklärt zu haben, das war wirklich bitter nötig, damit man dieses hochkomplexe Cover-Artwork überhaupt erfassen kann.
Wir allen Säcke verstehen unter Snap höchstens Rhythm is a Dancer, das war wirklich nötig!
Mucke für CAPSLOCKFTW
Die Frage ist doch, ob die Musik noch genauso jucken würde, wenn er sie in Form von jährlichen Album á 12-14 Tracks rausbringen würde. Mir kommt es so vor, als ob die paar guten Songs, die er alle paar Jubeljahre raushaut, in anderen Kontexten komplett untergehen würden.
Eben in Airberlin reingehört, ziemlich stabil. Mal schauen wie die sich in den nächsten Jahren entwickeln, ist ja eine Teamleistung und nicht nur ein Beatpaket zugeschickt bekommen. Ich find's nice. Erinnert mich an Frankreich, UK und US. Der macht sein Ding. Getting bread and sharing it. Auch im neuen Jahr kann man das Mindset weitervertreten.