laut.de-Kritik
Druckvoller Live-Auftritt: Die besten Songs aus insgesamt 47 US-Shows
Review von Michael SchuhIm verflixten siebten Jahr ihres Bestehens präsentieren uns Pearl Jam ihre erste Livescheibe. Schnell her mit der Tracklist und abchecken, ob auch kein Lieblingssong fehlt. 16 Tracks sind ja mal ganz ordentlich. Das ist aber auch schon alles, was einem beim Durchforsten des mächtig bebilderten Booklets an Informationen gereicht wird. Denn anstatt 42 (!) Fotos von Tourhelferköpfen hätte manch einer sich sicher für den Ort der Aufzeichnung interessiert...
Unvergessen bleibt der verlorengegangene Kampf, den die Kreuzritter der 'Street Credibility' und Verächter der gesamten Musikindustrie gegen den US-Kartenvertriebsmonopolisten 'Ticketmaster' angezettelt haben, um ihrer Gefolgschaft billigere Ticketpreise zu ermöglichen. Veröffentlichen sie nun mit "Live On Two Legs" gar eine 'Ticketmaster'-Show? Das war zwar nicht in Erfahrung zu bringen, aber was die Songs angeht, haben wir es mit einer Zusammenstellung aus einigen der insgesamt 47 US-Shows zu tun. Vedder zur Songauswahl: "I took what I did seriously. This shit comin out of my throat every night. I really meant it!"
"Corduroy" als Opener kommt noch relativ hölzern daher, doch schon "Given to fly" vom letzten, eher schwachen Studiowerk "Yield" gewinnt live deutlich an Atmosphere. "Daughter" überrascht mit einem langgezogenen Improvisationsteil, in dem Eddie u.a. auch eine Strophe aus "W.M.A. (Police Men)" zum besten gibt. Und dann kommt sie, die Entschädigung für das Fehlen von "Jeremy" oder "Oceans": "Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town", die vielleicht schönste Komposition von Pearl Jam, von Vedder und zigtausend Fans rührend in Szene gesetzt.
Doch es bleibt nicht das einzige Highlight. Gerade bei Rocknummern wie "Go" oder "Better Man" fällt der druckvolle Livesound der Band auf, an dem wohl nicht zuletzt der ehemalige Soundgarden-Trommler Matt Cameron schuld ist. Unerwartet findet sich auch "Red Mosquito", eine Perle der "No Code"-Scheibe auf dem Album ein. Gewohnt schwermütig trägt Vedders Bariton die Balladen "Nothingman" und "Off he goes" vor und mit "Black" aus heiligen "Ten"-Tagen ist dann auch schon fast Schluß.
Doch getreu dem Motto 'Kein PJ-Konzert ohne Neil Young-Cover' beschließt dessen "Fuckin' up" diese rundum lohnenswerte Platte.
1 Kommentar
Warum ein Livealbum, wenn es doch eh schon zu jedem Konzert liveaufnahmen im Netz und auf CD gibt. Überflüssig 2/5